FC Bayern im Trainingslager:Robben ist "ein Geschenk" für Guardiola

FC Bayern im Trainingslager: Spaß beim Training: Pep Guardiola (links) und Arjen Robben.

Spaß beim Training: Pep Guardiola (links) und Arjen Robben.

(Foto: AFP)

Acht Kandidaten für vier Positionen: Der offensive Konkurrenzkampf beim FC Bayern dürfte heftig werden. Arjen Robben erhält ein großes Lob von Trainer Pep Guardiola. Bastian Schweinsteiger verlässt das Trainingslager hingegen verletzt.

Von Philipp Schneider, Riva

Neulich ist er immerhin schon geflogen, auch wenn schnell der unweigerliche Absturz folgte. Wenige Schritte Anlauf nur, halbherziger Absprung, eher die Flugbahn eines Laien, also die Beine nicht angewinkelt, dann setzte Bastian Schweinsteiger leicht unrund wieder auf: in der wohl einzigen, aber ganz sicher schönsten Sandgrube von Arco. Durfte er das? Offenbar schon.

Nach der Landung empfing ihn jedenfalls der Applaus der Fans, die seit Tagen hier im Stadion die Tribüne besetzen, eine konservative Schätzung ergab eine Weite von: vielleicht drei Metern. Mehr Sensationen gab es nicht zu berichten von Schweinsteiger im Trainingslager des FC Bayern am Gardasee. Dann reiste er ja schon wieder ab.

Am Freitagabend hatte er immerhin auf einem Sponsorentermin gesprochen, kurz über Trainer Guardiola referiert ("freundlicher Mensch, sollten uns gedulden", und: "Er weiß einfach alles über Fußball. Ich glaube nicht, dass es Probleme geben wird."), kam dann aber zur entscheidenden Sache. Seiner Ferse nämlich, an der er Anfang Juni operiert worden war, weswegen er sich seither im Aufbautraining befindet. "Man muss auf die Gesundheit, auf seinen Körper achten", sagte Schweinsteiger (also einen Tag nach seinem Sprung in die Grube): "Aber es wird besser, das ist das wichtigste Signal. Ich schaue von Tag zu Tag."

Er schaute zum Samstag, dann zum Sonntag, dann war er fort. Der Version des FC Bayern zufolge, weil er täglich eine offenbar zwingend exklusiv von Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verabreichte Injektion benötigt - den wiederum wichtige Termine in seine Münchner Praxis abkommandieren. Tja.

Den strategisch sicher komplex angelegten Planungen von Pep Guardiola kommt es dabei kaum entgegen, dass er nun auch mit Schweinsteiger erst eine Woche später als geplant am Ball arbeiten darf. Zumal auch dessen Kompagnon im defensiven Mittelfeld, Javi Martínez, noch bis zum 17. Juli im Urlaub weilt. Natürlich, so könnte man meinen, würde kaum jemand bei Sinn und ungetrübter Wahrnehmung der Idee verfallen, die wohl beste Doppelsechs der Welt auseinanderzureißen. Oder auch nur um wenige Zentimeter zu verschieben. Aber Guardiola? In Barcelona verabschiedete er sich einst von Ronaldinho, Deco und Ibrahimovic, er beförderte die Jugend in die erste Mannschaft, der Plan ging auf, Guardiola sauste anschließend von Pokal zu Pokal. Denkbar ist alles.

So revolutionär wird es bei den Bayern eher nicht zugehen, gleichwohl werden Verschiebungen wahrscheinlicher. "Vielleicht werden aus den drei Spielern auch vier", verriet der genesene Mittelfeldspieler Toni Kroos - er meinte die zuletzt von Ribéry, Müller und Robben besetzten Positionen hinter einer Sturmspitze, die im System Guardiola auch wegfallen könnte. Um Raum für Kroos zu schaffen. Und Mario Götze. Im April hatte sich Kroos im Spiel gegen Turin einen Muskelbündelriss zugezogen, zuvor war er aber gesetzt gewesen im damaligen System Heynckes.

Akribische Tests fallen schwer

Zum Leidwesen von Arjen Robben. "Der Trainer", sagte Kroos nun, "weiß ja genau, wo ich spielen kann, und ich weiß, was meine Lieblingsposition ist. Aber das hat er zu mir gesagt, daher bleibt es unter uns." So ganz blieb es dann aber nicht unter ihnen, denn Kroos musste doch zugeben, dass es auch kein Geheimnis ist, dass er "alle drei Positionen im zentralen Mittelfeld spielen kann".

Der Konkurrenzkampf in der Offensive, das sagte auch Kroos, dürfte in der kommenden Saison recht heftig werden. Acht Spieler (Mario Gomez schon nicht mehr mitgerechnet ) wollen sich für vier Positionen empfehlen. Guardiola sei eben "ein neuer Trainer mit einer neuen Philosophie", erzählte auch Xherdan Shaqiri, der ja in der Theorie auch in Frage käme für einen der Stammplätze weiter vorne. Und diese Philosophie, sagte der Schweizer, "die will er jetzt durchziehen" - der wohl vielsagendste Satz, der hier in Riva ausgeplaudert wurde, transportierte wenigstens einmal die Spur einer Skepsis gegenüber einer Systemänderung.

Akribisch testen kann Guardiola ohne Schweinsteiger und Martínez eher nicht. Und ihn stören wohl auch Lärm und Trubel am Platz. Die Trainingseinheit am Nachmittag findet sicher nicht zufällig meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt - das gab es bei Heynckes im Vorjahr nicht.

Dafür ist nun Arjen Robben endlich im Trentino eingetroffen, der Holländer hatte sich nach einer Rundreise mit der Nationalmannschaft ein paar Sonderfeiertage verdient. Ein "Top-top-top"-Spieler sei er, findet Guardiola, "ein Geschenk für mich". Und bei allen Änderungen, die der Trainer sonst so planen mag, wird Robben wohl in der Mannschaft verweilen dürfen. Denn bei ihm würde es schon genügen, ihn "auf dem Niveau zu halten".

Wie war noch gleich Klinsmanns Konzept für die Bayern gewesen? Ah, genau: Jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen. Ein Prinzip, das in der systemdominierten Welt Guardiolas womöglich zu vernachlässigen ist.

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