Sexistische Angriffe auf Marion Bartoli:"Du wirst keine Scharapowa sein"

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Marion Bartoli nach ihrem Wimbledon-Sieg: "Habe ich davon geträumt, mal einen Model-Vertrag zu bekommen? Nein, tut mir leid." (Foto: REUTERS)

Während Marion Bartoli im Wimbledon jubelt, lästert ein BBC-Kommentator über das Aussehen der Tennisspielerin. Die Reaktion: ein Shitstorm über Twitter. Doch auch unzählige Bartoli-Gegner tauschen sich im Netz aus. Gegen deren sexistische Beschimpfungen ist der Spruch des BBC-Journalisten noch fast harmlos.

Es war Sexismus pur, das hat nun offenbar auch John Inverdale eingesehen. Der Moderator des britischen Radiosenders BBC Radio 5 hat sich in einem Brief an Marion Bartoli für einen beleidigenden Kommentar entschuldigt, den er nach dem Wimbledon-Finale über das Aussehen der neuen Siegerin des prestigeträchtigen Tennisturniers gemacht hatte.

Als die 28-jährige Bartoli nach dem Spiel überglücklich ihrem Vater in die Arme fiel, sagte Inverdale: "Ich frage mich, ob ihr Vater, der ja offensichtlich die einflussreichste Person in ihrem Leben gewesen ist, zu ihr gesagt hat, als sie 12, 13, 14 Jahre alt war - 'Hör zu, du wirst nie eine Schönheit sein. Du wirst keine Scharapowa, du wirst nie 1,80 groß sein, du wirst nie lange Beine haben, also musst du das kompensieren."

Auf Twitter hob daraufhin ein Shitstorm an. Inverdale wurde als "sexistischer Dinosaurier" bezeichnet, ein anderer Nutzer schrieb: "John Inverdale muss gehen." Der britische Satiriker Tom Jamieson twitterte: "John Inverdale hat mir gezeigt, dass ich mir viel mehr Mühe geben muss, das Leben meiner beiden Töchter zu bereichern, indem ich ihnen sage, wie hässlich sie sind."

Zeitgleich mit dieser Entrüstung twitterten aber auch Dutzende Nutzer in unsäglichen Kommentaren ihre Meinung über Bartolis Aussehen in die Welt. Ein Blog sammelte die schlimmsten Entgleisungen und prangerte sie auf Twitter an.

Als Inverdale am Sonntag wieder für das Männer-Finale vor dem Mikrofon saß, kam er auf seinen Fehltritt vom Vortag zurück. Er verstehe, sagte er, dass seine ungeschickte Bemerkung Furore gemacht habe. "Was ich auf ziemlich tollpatschige Art sagen wollte, war, dass Tennis-Spielerinnen in der Öffentlichkeit als 1,80 große Amazonen-Athletinnen wahrgenommen werden. Marion, die Wimbledon-Siegerin, bricht mit diesem Trend."

Sie sei ein phantastisches Beispiel für junge Menschen - dafür, dass man durch Willen und Entschlossenheit, vereint mit Talent, an die Spitze komme. Er habe sich bei Marion Bartoli entschuldigt, sagte Inverdale, für den Fall, dass er sie verletzt habe. Auch ein Sprecher der BBC, zu deren Netzwerk Radio 5 gehört, gestand ein, dass der Kommentar unsensibel gewesen sei und sich der Sender dafür entschuldige.

Stimmen zum Wimbledon-Finale
:"Das Fass war leer"

Sabine Lisicki hat ihr erstes Wimbledon-Finale verloren, trotzdem erhält sie Lob von allen Seiten. Gegnerin Marion Bartoli erwartet die Deutsche bald wieder im Endspiel. Auch von Boris Becker und Dirk Nowitzki kommen aufmunternde Worte.

Reaktionen im Überblick

Bartoli ließ sich von der Angelegenheit nicht die Laune verderben. "Das macht mir nichts aus", sagte sie nach dem Spiel. "Ich bin nicht blond, das stimmt, das ist ein Fakt. Habe ich davon geträumt, mal einen Model-Vertrag zu bekommen? Nein, tut mir leid. Aber habe ich davon geträumt, Wimbledon zu gewinnen? Ja, absolut." So klingt eine wahre Amazone.

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