Sequenz aus "Good Will Hunting":"Warum ich also nicht für die NSA arbeite?"

Sequenz aus "Good Will Hunting": Matt Damon als Mathematik-Genie Will Hunting im Film "Good Will Hunting" aus dem Jahr 1997

Matt Damon als Mathematik-Genie Will Hunting im Film "Good Will Hunting" aus dem Jahr 1997

(Foto: Imago Stock&People)

So könnte vielleicht auch Whistleblower Edward Snowden antworten: In dem Film "Good Will Hunting" wird ein Mathematikgenie gefragt, ob er nicht für den US-Nachrichtendienst NSA spionieren will. Doch er lehnt ab. Denn er will nicht, dass in Nordafrika kleine Kinder erschossen werden. Hier seine Argumente.

Wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, überwacht der US-Militärnachrichtendienst NSA den Telefon- und Datenverkehr auf der ganzen Welt. In dem Spielfilm "Good Will Hunting" (1997) wird das junge Mathematikgenie Will Hunting (Matt Damon) von eben jener NSA zum Vorstellungsgespräch gebeten.

Dort ist man von der Größe und Überlegenheit der eigenen Behörde so überzeugt, dass die Frage nur lauten kann: "Warum eigentlich nicht für die NSA arbeiten?" Hier ist Wills Antwort, die so vielleicht auch der Whistleblower Edward Snowden geben könnte:

"Warum eigentlich nicht für die NSA arbeiten? Schwere Frage, aber ich probier mal mein Bestes. Nehmen wir an, ich würde für die NSA arbeiten, und irgendwer legt mir einen Code auf den Schreibtisch, den noch keiner geknackt hat. Ich versuch's und vielleicht klappt's ja sogar. Dann bin ich natürlich ordentlich stolz auf mich. Wieder gute Arbeit geleistet.

Und vielleicht sagt uns der Code sogar, wo genau sich die Rebellen aus Nordafrika oder dem Nahen Osten aufhalten. Dann wird das Dorf, wo sie sich verstecken, ausgebombt, und fünfzehnhundert Leute, die ich noch nie gesehen habe und mit denen ich auch nie Probleme hatte, sterben. Politikern fällt es natürlich leicht zu sagen: "Schicken wir die Marines rein", denen ist das scheißegal. Sind ja nicht ihre Kinder, die da drüben erschossen werden. Schließlich haben sie sich damals genauso um den Wehrdienst gedrückt wie jetzt der Sohnemann.

Wer stattdessen ein Schrapnell in den Hintern kriegt, das ist irgendein armer Kumpel von mir aus South Boston. Der bei seiner Rückkehr rausfindet, dass sein Job inzwischen in das Land exportiert wurde, aus dem er gerade kommt. Seine Arbeit macht genau der Typ, der ihm vorher das Schrapnell in den Hintern gejagt hat, der kriegt dafür aber bloß 15 Cents am Tag, und er darf kein einziges Mal aufs Klo gehen.

Derweil versteht mein Freund, warum er eigentlich da drüben war: Damit eine freundlichere Regierung Amerika ihr Öl im Sonderangebot verkauft. Und logisch, die großen Ölfirmen haben das kleine Scharmützel in der Zwischenzeit genutzt, um den Preis in den Himmel zu treiben. Schöner Nebenverdienst für sie, allerdings keine große Hilfe für meinen Kumpel, der sich das Tanken jetzt nicht mehr leisten kann. Vielleicht hat der Steuermann auf dem Tanker, mit dem das Öl am Ende hierher geschippert wird, dann eine Riesenvorliebe für Martinis und Eisberg-Slalom. Dann trifft er einen, die ganze Suppe läuft ins Meer, und das war's dann mit dem Leben im Nordatlantik.

Mein Kumpel hat also keinen Job mehr und kann sich sein Auto nicht mehr leisten, was ziemlich nervt, weil er zum Vorstellungsgespräch jetzt immer laufen muss, durch das Schrapnell aber chronische Hämorrhoiden hat. Hunger hat er auch noch, weil das Tagesangebot in seiner Lieblingskneipe jetzt schon seit Wochen das Gleiche ist: Atlantik-Kabeljau an Motoröl.

Warum ich also nicht für die NSA arbeite? Weil ich noch was Besseres vorhab'. Ich hab' mir nämlich gedacht, bevor ich das mache, könnte ich meinen Kumpel doch gleich selber erschießen, ihm seinen Job wegnehmen, die Arbeit an seinen schlimmsten Feind verschachern, den Benzinpreis ein bisschen hochtreiben, ein kleines Dorf in die Luft jagen, ein Robbenbaby ermorden und dann ein Haschpfeifchen rauchen und den Wehrdienst verweigern. So werde ich am Ende vielleicht sogar noch Präsident."

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