Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Punkrock von Havanna bis Südafrika

Punks werden auf das Kino losgelassen und zwei St.-Pauli-Fans reisen zur WM nach Südafrika. Nebenbei zaubern "Die Unfassbaren" dem Publikum das Geld aus der Tasche. Welche Filme den Kinobesuch lohnen - und welche nicht.

Von den SZ-Kino-Kritikern

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"7 Tage in Havanna"

Film "7 Tage in Havanna" Kino mit Daniel Brühl und Benicio Del Torro

Quelle: Alamode Fi

Stadt-Episodenfilme verkaufen sich gerne als Kurzurlaub für unter zehn Euro. Mit Benicio del Toro und anderen soll es nun für "7 Tage in Havanna" nach Kuba gehen. Weil es kapitalistische Verirrungen wie Gewerbegebiete, Bürojobs oder Supermärkte dort noch nicht zu geben scheint, machen die Leute den lieben langen karibischen Tag, was man sich auf dem Weg vom Bürojob zum Supermarkt als das "echte Leben" vorstellt: essen, reden, tanzen, streiten, singen und vögeln. Eine Mischung wie Eis, Limette, Cola und kubanischer Rum: Geht immer.

Jan Füchtjohann

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Adieu Paris"

Film "Adieu Paris" im Kino mit Jessica Schwarz und Jean-Yves Berteloot

Quelle: Farbfilm

Jessica Schwarz und Hans-Werner Meyer pendeln zwischen Deutschland und Frankreich und suchen die Liebe bzw. das Glück. Eine ihrer Grundkonstellationen hat Franziska Buch bei einem alten Claude-Sautet-Film mit Romy Schneider geklaut - ansonsten klingen schlechte deutsche Fernsehdialoge leider auch auf Französisch zum Davonlaufen.

Tobias Kniebe

Im Bild: Jessica Schwarz als und Jean-Yves Berteloot als Jean-Jacques

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"An ihrer Stelle"

Film "An ihrer Stelle" im Kino

Quelle: NFP

Die 18-jährige Shira aus einer ultra-orthodoxen Familie in Tel Aviv soll den Mann ihrer Schwester heiraten, die bei der Geburt des ersten Kindes gestorben ist - ein Konflikt zwischen den eigenen Wünschen und den Erwartungen ihrer Umwelt. Rama Burshtein erlaubt mit ihrem ersten, vielfach prämierten Film einen authentischen Einblick in das ansonsten streng abgeschirmte Leben der frommen Chassiden.

Peter Münch

Eine ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Im Bild: Hadas Yaron als Shira

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Ein Freitag in Barcelona"

Film "Ein Freitag in Barcelona" im Kino

Quelle: Camino Filmverleih

Männergespräche mal ganz anders, trotzdem zum bewährten Thema: Frauen. Die sind weg oder haben Affären oder wollen Veränderung, und die Gefühle der Männer brechen sich Bahn durch die Floskeln alltäglicher Höflichkeit. Hilflosigkeit wird sichtbar, Komik auch. Mit verbaler Raffinesse und bester Besetzung zeigt der katalanische Regisseur Cesc Gay das traurige Ende des Machos.

Doris Kuhn

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"The Call - Leg nicht auf!"

Film "The Call - Leg nicht auf!" mit Halle Barry im Kino

Quelle: Universum

Stressige Kommunikationssituation, Casey (Abigail Breslin) steckt in einem Kofferraum, von einem Serienkiller dort platziert, aber per Mobilfon ist sie mit dem Polizeinotruf verbunden, Officer Jordan (Halle Berry), selber traumatisiert durch einen verpatzten Einsatz. Spannungsminimalismus von Brad Anderson, ganz pragmatisch kooperieren die zwei Frauen - bevor dann doch alles im scheußlichen Genre-Mischmasch endet: "It's already done".

Fritz Göttler

Neu im Kino: "The Call - Leg nicht auf!", "Die Unfassbaren - Now You See Me" und "We Steal Secrets - Die WikiLeaks Geschichte", kurz vorgestellt per Video.

Im Bild: Michael Eklund als Michael, Halle Berry als Jordan Turner und Abigail Breslin als Casey

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Feu"

Film "Feu" im Kino

Quelle: polyband Medien GmbH

Christian Louboutin macht die Schuhe für die Tänzerinnen des legendären Pariser Crazy Horse - und gemeinsam mit dem Regisseur Bruno Hullin hat er nun einen Film über sie gedreht. Das ist trotz 3 D nicht so wie eine Liveshow, denn im Verlauf des Films werden die sonst auf Einheitslook gedrillten halb nackten Damen immer individueller. Und außerdem redet Louboutin live nicht dazwischen.

Susan Vahabzadeh

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Das Glück der großen Dinge"

Film "Das Glück der großen Dinge" mit Julian Moore im Kino

Quelle: Pandastorm

Die Mutter ist eine Rocklady, Julianne Moore, sie hängt gern mit ihren Jungs rum. Der Papa macht in Kunst, ist oft in Europa. Maisie, sechs Jahre alt,  hat ein tolles Kinderzimmer und sehr wenig von ihren Eltern. Plötzlich ist die Scheidung da. Die Filmemacher Scott McGehee und David Siegel beschwören mit Licht und Farben eine Stimmung, in der alles möglich ist, eine neue Familie, ein neues Glück. Onata Aprile ist eine wunderbare Maisie, in deren Augen manchmal fernöstliche Weisheit funkelt.

Fritz Göttler

Im Bild: Julianne Moore als Susanne mit Onata Aprile als ihre Tocher Maise und Alexander Skarsgard als Lincoln

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Systemfehler - Wenn Inge tanzt"

Film "Systemfehler - Wenn Inge tanzt" im Kino

Quelle: Splendid

Teeniekomödie um eine Punkrock-Schülerband namens "Systemfehler". Keine schlechte Musik: Deutschrock-Songs im Stil der Band Madsen. Das Highlight: Altrocker Peter Kraus in einer Nebenrolle als kauziger Ex-Schlagerstar. Ansonsten setzt Regisseur Wolfgang Groos alles daran, die Gags an den Haaren herbeizuziehen und die Story auf dem banalsten Hey-Alter-ist-das-geil-Niveau dümpeln zu lassen.

Rainer Gansera

Im Bild: Tino Mewes als Fabio, Tim Oliver Schultz als Max, Constantin von Jascheroff als Joscha und Thando Walbaum als Lukas

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Die Unfassbaren - Now You See Me"

Film "Die Unfassbaren - Now You See Me" im Kino

Quelle: Concorde Filmverleih

Vier Zauberer ziehen durch die USA und versorgen das einfache Volk mit dem Geld raffgieriger Finanzhaie. Louis Leterrier mixt in seiner Actionkomödie Robin Hood-Sehnsucht mit moderner Krisenkonfusion und lässt ein achtköpfiges Starensemble aufeinander los. Nur findet er dann aus seiner eigenen Geschichte nicht mehr heraus und macht stattdessen den Zuschauer mit einer synapsenschädigenden Schnittfrequenz mürbe.

David Steinitz

Ein ausführliches Interview mit Schauspieler Jesse Eisenberg lesen Sie hier.

Die SZ-Videorezension "Zoom - Die Kinopremieren" sehen Sie hier.

Im Bild: Isla Fisher als Illusionskünstlerin Henley bei einem Entfesselungstrick

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Unplugged Leben: Guia Guia"

Film "Unlugged Leben: Guia Guia" im Kino

Quelle: W-Film

Zwei junge Straßenmusiker auf Deutschlandreise: Für seine Doku hat Sobo Swobodnik die Band Guaia Guaia, die keinen festen Wohnsitz hat und sich fast jeden Abend in einer anderen Stadt aufhält, zwei Jahre lang begleitet. Einerseits: Konzerte, Partys, weite Welt. Andererseits: Regen, Kälte, Bronchitis ohne Krankenversicherung. Ein schöner Film über die große Freiheit und ihre Grenzen.

David Steinitz

Im Bild: Elias Gottstein und Carl Luis Zielke

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"Vom Kiez zum Kap"

Film "Vom Kiez zum Kap" im Kino

Quelle: Brown Sugar Films

Zwei Roadmovies in einem Film - Joachim Bornemann erzählt parallel vom Aufstiegskampf des FC St. Pauli und der Reise zweier Pauli-Fans zur WM nach Südafrika. Die Dokumentarszenen aus Hamburg und Afrika wechseln sich ab, doch statt kontrastreich wirkt das zusammenhangslos - und erinnert eher an einen kruden Mix aus Sportschau und Reisetagebuch.

Marina Brafa

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Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:"We Steal Secrets - Die WikiLeaks Geschichte"

Film "We Steal Secrets: Die WikiLeaks Geschichte" mit Julian Assange und Bradley Mannings im Kino

Quelle: Universal Pictures

Oscar-Preisträger Alex Gibney ("Taxi zur Hölle") erzählt die Story der Enthüllungsplattform - aus Wikileaks-Sicht "verzerrend" und "fehlerhaft". Tatsächlich macht Gibney materialreich das Beste daraus, dass seine Doku um zwei Abwesende kreist - Julian Assange, der sich einem Interview verweigerte, und den inhaftierten Whistleblower Bradley Manning, den eigentlichen Helden dieses Films.

Nikolas Hofmann

Neu im Kino: "The Call - Leg nicht auf!", "Die Unfassbaren - Now You See Me" und "We Steal Secrets - Die WikiLeaks Geschichte", kurz vorgestellt per Video.

Im Bild: Julian Assange als Mitbegründer der Nachrichten Plattform

© SZ vom 11.07.2013/jspe
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