Rio de Janeiro:Tausende Favela-Bewohner feiern den "Papst der Armen"

Rio de Janeiro: Papst Franziskus in der Favela Varginha in Rio de Janeiro.

Papst Franziskus in der Favela Varginha in Rio de Janeiro.

(Foto: AFP)

Eine Befriedung der Favelas duch die Polizei sei keine Lösung: Papst Franziskus appeliert beim Besuch eines Armenviertels in Rio de Janeiro an die Behörden und ermutigt die Bewohner nicht aufzugeben. Die Wohlhabenden im Land müssten endlich mehr Solidarität zeigen.

Bei einem Besuch in einem Armenviertel in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro hat Papst Franziskus zum Kampf gegen Korruption und soziale Ausgrenzung aufgerufen. Insbesondere die jungen Leute in der Favela Varginha sollten angesichts der Ungerechtigkeit nicht resignieren, sagte das Kirchenoberhaupt auf dem Fußballplatz des Viertels.

"Ihr lieben Jugendlichen werdet oft enttäuscht durch korrupte Menschen, die anstatt sich um das Gemeinwohl bemühen, ihr eigenes Interesse verfolgen", sagte der Papst vor etwa Tausend Menschen. Dennoch dürften sie nicht aufgeben: "Lasst Euch niemals entmutigen. Die Realität kann sich ändern, der Mensch kann sich ändern." Er rief die Menschen auf, sich "nie an das Böse zu gewöhnen, sondern es zu besiegen".

Auch die Behörden nahm Franziskus im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung in die Pflicht. Eine Befriedung der Favelas durch Polizeieinsätze könne nicht von Dauer sein. Es gebe "weder Harmonie noch Glück in einer Gesellschaft, die ignoriert, die ausgrenzt und einen Teil ihrer selbst am Rand im Stich lässt", fügte der Papst in seiner bejubelten Rede hinzu. Auch die Wohlhabenderen müssten mehr Solidarität üben.

Varginha im Norden von Rio de Janeiro gehört zu einer Reihe von Favelas, die wegen der dort herrschenden Gewalt und Hoffnungslosigkeit auch "Gazastreifen" genannt werden. Vor einigen Monaten wurde Varginha noch von Drogenbanden kontrolliert. Angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien im nächsten Jahr und den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 haben Brasiliens Sicherheitskräfte aber dort und in anderen Armenvierteln wieder die Kontrolle übernommen.

Den in Lateinamerika verbreiteten Drogenhandel hatte Franziskus bereits am Mittwoch angeprangert. "Die Geißel des Drogenhandels, der Gewalt befördert sowie Leid und Tod sät, erfordert ein mutiges Handeln der gesamten Gesellschaft", sagte er beim Besuch einer Entzugseinrichtung. Zugleich sprach sich der 76-Jährige gegen eine Legalisierung von Drogen aus.

Am Donnerstag stand auch ein Besuch des Rathauses von Rio de Janeiro auf dem Besuchsprogramm. Dort segnete Franziskus die Olympische Flagge für die Sommerspiele 2016 und traf mit mehreren Sportlern zusammen.

Der Papst ist seit Montag in Brasilien, am Dienstag begann in Rio de Janeiro der katholische Weltjugendtag. An der Großveranstaltung nehmen rund 1,5 Millionen Menschen aus aller Welt teil, darunter etwa 2000 aus Deutschland.

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