Beerdigung von Oppositionellen:Anschlag und Proteste erschüttern Tunesien

Mourners carry the coffin of slain opposition leader Brahmi during his funeral procession towards a cemetery in Tunis

Trauerzug für Mohammed Brahmi: Nach seiner Ermordung erschüttern neue Proteste Tunesien.

(Foto: Reuters)

Noch ist nicht aufgeklärt, wer Mohammed Brahmi erschossen hat - doch der Mord an dem Oppositionspolitiker treibt die Menschen in Tunesien auf die Straßen. In mehreren Städten kam es zu Demonstrationen. Wenige Stunden vor der Beerdigung explodierte in Tunis eine Autobombe.

Wenige Stunden vor der Beerdigung des ermordeten tunesischen Oppositionspolitikers Mohammed Brahmi ist in der Hauptstadt Tunis eine Autobombe explodiert. Der Sprengsatz sei in einem Polizeifahrzeug versteckt gewesen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Bei dem Anschlag nahe einer Polizeiwache im Stadtteil Goulette sei niemand verletzt worden.

Brahmi soll am Samstagmittag neben dem Grab des im Februar ermordeten Oppositionspolitikers Chokri Belaid beerdigt werden. Präsident Moncef Marzouki hat ein Staatsbegräbnis angeordnet. Nach Angaben von Innenminister Lotfi Ben Jeddou wurden die beiden Politiker mit derselben Waffe erschossen. Der Minister machte eine radikale Salafistengruppe für die Attentate verantwortlich.

Die Ermordung Brahmis hat im ganzen Land Demonstrationen von Anhängern und Gegnern der moderat-islamistischen Regierung ausgelöst. Dabei kam in der Stadt Gafsa im Süden des Landes ein Demonstrant ums Leben. Seit dem Sturz des Machthabers Zine al-Abidine Ben Ali im Januar 2011, der den sogenannten Arabischen Frühling einleitete, haben die Spannungen zwischen Islamisten und der weltlich orientierten Opposition stetig zugenommen. Die Rufe nach einer neuen Regierung werden seit der Absetzung des islamistischen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär auch in Tunesien lauter.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle nannte das Attentat gegen Brahmi einen Anschlag auf die junge Demokratie Tunesiens und forderte eine rasche Aufklärung. "Es darf kaltblütigen Mördern nicht gelingen, den Weg der demokratischen Transformation im neuen Tunesien aus den Angeln zu heben und die Errungenschaften der Revolution aufzugeben", sagte der FDP-Politiker in Berlin.

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