Turbulente Hauptversammlung:Solarworld-Aktionäre machen Weg für Konzernrettung frei

Solarworld-Chef Asbeck kann erst einmal erleichtert sein: Die Gefahr einer Insolvenz ist gebannt. Die Aktionäre stimmen auf der außerordentlichen Hauptversammlung nach einer turbulenten Verhandlung einem Restrukturierungsplan zu.

Die Aktionäre von Solarworld haben dem Rettungsplan für das verschuldete Unternehmen zugestimmt. Damit kann das geplante Sanierungskonzept umgesetzt werden. Mit ihm will Vorstandschef Frank Asbeck eine drohende Insolvenz vermeiden und für Solarworld einen Neustart ermöglichen.

Das Ja der Aktionäre erfolgte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am Mittwoch in Bonn. Die Zustimmung lag bei 99,1 Prozent. Die Beratungen zogen sich bis in den späten Abend hin, weil einige Aktionäre immer wieder neue Detailfragen zum Sanierungsplan stellten. Asbeck, dessen Vertrag um weitere fünf Jahre bis zum 9. Januar 2019 verlängert wurde, zeigte sich nach der Zustimmung erleichtert: "Wir haben genau zwölf Stunden gekämpft und eine mehr als 90-prozentige Zustimmung für unser Konzept von den Aktionären erhalten. Damit kann der Rettungsplan jetzt fortgeführt werden."

Nach Ansicht von Aktionärsschützern gab es zu der Entscheidung keine Alternative, da den Anteilseignern im Falle einer Insolvenz ein Totalverlust gedroht hätte. Mit ihrer Zustimmung müssen die Aktionäre allerdings einen weitgehenden Verlust ihrer Anteile hinnehmen. Sie würden "quasi enteignet", sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Nach den Banken als Darlehensgeber und den Anleihegläubigern waren die Aktionäre abschließend mit Zugeständnissen gefragt. Sie müssen für die Sanierung einen drastischen Kapitalschnitt von unterm Strich 95 Prozent hinnnehmen. Statt 150 Aktien werden sie zunächst nur noch eine Aktie im Depot haben. Bei der zugleich geplanten Kapitalheraufsetzung mit neuen Aktien sind sie außen vor.

Asbeck hält 28 Prozent der Anteile

Asbeck selbst will wieder mit frischem Kapital von etwa zehn Millionen Euro einsteigen. Er käme dann auf einen Anteil von etwa 20 Prozent. Daneben soll Qatar Solar mit 35 Millionen Euro einsteigen und mit 29 Prozent größter Einzelaktionär werden. Bei dem Aktionärstreffen war insgesamt etwa 31 Prozent des Kapitals vertreten, so dass eine Annahme des Sanierungspakets gesichert war. Denn allein Asbeck hält 28 Prozent der Anteile und für eine Billigung waren 75 Prozent des anwesenden Kapitals erforderlich.

Die Versammlung war die letzte Etappe im Entscheidungsmarathon über das Rettungspaket. In den vergangenen beiden Tagen hatte Asbeck es geschafft, die Gläubiger von Anleihen über insgesamt 550 Millionen Euro davon zu überzeugen, dass sie auf 55 Prozent ihrer Forderungen verzichten, um dem Unternehmen eine Überlebenschance zu geben. Davor hatten schon die Darlehensbanken den Sanierungsplänen ebenfalls mit dem Verzicht auf Forderungen zugestimmt.

Solarworld beschäftigt am Hauptproduktionsstandort im sächsischen Freiberg, einem weiteren Werk in den USA und in der Bonner Zentrale noch rund 2.600 Mitarbeiter. In Spitzenzeiten waren es insgesamt einmal 3.500. Der Personalabbau gilt nach Angaben von Solarworld als weitgehend abgeschlossen. Dem Bonner Konzern dürfte es auch bei einem finanziellen Rettungsakt nach Ansicht von Experten schwer fallen, sich im hart umkämpften Markt zu behaupten.

Preisverfall und Überkapazitäten machen Solarworld zu schaffen. Auf der einen Seite drücken Förderkürzungen auf den europäischen Heimatmärkten, auf der anderen Seite die Konkurrenz aus China. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro. Asbeck sagte vor den Aktionären, Solarworld habe eine Zukunft und sei auch wettbewerbsfähig. Bei den Gesamtkosten liege Solarworld kaum über dem Niveau, zu dem die chinesische Konkurrenz produziere. Solarworld liefere ein Qualitätsprodukt und werde weiter in Neuerungen investieren. "Es wird einen technologischen Wettlauf geben, dem sich Solarworld stellen wird."

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