Bundesliga. 1. Spieltag: Nürnberg - Schalke:Felix und die Jugend

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Moritz, Kenia, Holtby - Schalkes Mittelfeld hat phasenweise ein Durchschnittsalter von 20,25 Jahren. Beim 2:1-Sieg in Nürnberg geben die Talente ein Versprechen für die Zukunft.

Thomas Hummel

Nichts gegen Energie Cottbus, aber allein wegen eines Tages wie diesem muss sich die Bundesliga freuen über die Rückkehr des 1. FC Nürnberg. Als am Vormittag mehr als 600 Fans des FC Schalke am Hauptbahnhof eintrafen, begrüßte sie ein Spalier rot-schwarzer Anhänger, gemeinsam feierten sie in der Stadt. Als dann der Anpfiff nahte, sangen die Roten und Blauen im Frankenstadion derart inbrünstig, dass selbst nüchterne und langjährige Beobachter mit leichtem Glanz in den Augen auf der Tribüne standen.

Schalker Zukunft? Die 18-jährigen Holtby (l.) und Kenia (M.) und Torschütze Kuranyi. (Foto: Foto: Getty)

Die Fanfreundschaft der Traditionsvereine erhöht an so einem ersten Spieltag unter wunderbar weiß-blauem Franken-Himmel die Freude auf eine Saison. Eine Freude, die indes der FC Schalke 04 wesentlich notwendiger benötigte als die ohnehin euphorischen Nürnberger. "Es herrscht eine sehr negative Stimmung um den ganzen Verein", betonte der neue Trainer Felix Magath zuletzt, "es ist eine derart skeptische Atmosphäre im Umfeld, wie ich sie bei keinem anderen Verein erlebt habe."

Die Stimmung dürfte nach diesem ersten Bundesliga-Spiel in Gelsenkirchen-Buer und Umgebung erheblich besser sein. Durch zwei Tore von Kevin Kuranyi gewann der FC Schalke mit 2:1 (1:0) und auch wenn zunehmend verunsicherte und zaghafte Nürnberger noch keine hohe Messlatte darstellten, dürfte doch vor allem Magaths Aufstellung für Hoffnung sorgen.

Schon zu Beginn hatte der neue Trainer überrascht mit dem Einsatz von Mittelfeldspieler Christoph Moritz, 19-jähriger Zugang von Alemannia Aachen und erst seit kurzem im Training der ersten Mannschaft. Zudem hatten die Schalker natürlich ihre U21-Europameister Manuel Neuer und Benedikt Höwedes dabei. Auch Michael Oenning, Trainer der Gastgeber, hatte die Neugier auf diese Spielzeit durch den Einsatz sehr junger Spieler angefacht. Er vertraute im Mittelfeld dem 18-jährigen Ilkay Gündogan, dazu in der Abwehr dem 19-jährigen Dennis Diekmeier (rechts) und dem 22-jährigen Dominic Maroh (innen).

Jugendlicher Sturm und Drang hielt sich auf dem Platz dennoch in Grenzen. Nach 45 Minuten lauteten die Eckpunkte der Analyse gar, dass sich kaltes Kalkül, listiges Warten auf des Gegners Fehler in Tateinheit mit entschlossenem Verwerten einer Torchance durchsetzte. Schalke 04 führte 1:0, obwohl über weite Strecken die Nürnberger häufiger am Ball waren, mehr Aktivität und Engagement gezeigt hatten. Doch dann flog ein weiter Pass aus der Gäste-Abwehr heraus und eine Kopfballverlängerung von Moritz reichte, um die komplette heimische Viererkette zu übertölpeln. Jefferson Farfan legte quer auf Kuranyi, der sicher verwandelte (36.).

Trainer Magath dürfte dennoch nicht zufrieden gewesen sein mit seiner ersten Schalke-Halbzeit. Er hatte zuvor aktiven, offensiven Fußball versprochen, und den boten seine neuen Profis in königsblau wahrlich nicht. Stattdessen zeigten sie die aus den Vorjahren verinnerlichte Mentalität des Abwartens, der vielbeinigen Defensivarbeit, vorne sollen Standardsituationen und Nachlässigkeiten des Gegners helfen.

Die Nürnberger Aufsteiger boten stattdessen eine halbe Stunde lang konstruktiven, sicheren Ballbesitz-Fußball, Akzente für die Offensive setzte vor allem Rechtsverteidiger Diekmeier, der immer wieder erfolgreich nach vorne stürmte. Die beste Chance der Gastgeber vergab Maroh, der einen Kopfball Zentimeter neben den Pfosten setzte (32.). Dann fiel das 0:1 - und die Nürnberger verloren ihre Sicherheit. Plötzlich gaben sie Bälle im Aufbauspiel ab und provozierten Schalker Konter. Ivan Rakitic (38.) verzog allerdings freistehend die beste Gäste-Chance.

Offenbar war Magath das weitgehend routinierte Ballgeschiebe seiner Elf dann doch zu behäbig. Zur Halbzeit brachte er jedenfalls zwei weitere 18-Jährige, den aus Aachen gekommenen Lewis Holtby und den Georgier Levan Kenia. Sie kamen für die erfahrenen Kobiashvili und Rakitic und so untermauerte Magath seinen Willen zum Neuanfang: Sein Mittelfeld lautete nun: Westermann, Holtby, Kenia, Moritz. Durchschnittsalter: 20,25 Jahre.

Dass Magaths Frischlinge ein Versprechen für Zukunft sind, verdeutlichte gleich Levan Kenia. In den ersten fünf Minuten nach seiner Einwechslung wirbelte und dribbelte er derart herzerweichend, dass er sogleich drei Torchancen kreierte. Seine dritte Vorlage schoss Kuranyi genau ins rechte untere Toreck, Schalke führte 2:0 (50.). Höwedes ballerte einen vierten Assist Kenias später an den Pfosten (71.).

Die Nürnberger versuchten sich zwar weiterhin mit Angriffsversuchen. Doch vorne fehlte den Gastgebern der entschlossene Vollstrecker, die Stürmer Christian Eigler und Angelos Charisteas scheiterten bei je zwei schönen Möglichkeiten an mangelnder Übersicht oder kraftlosem Abschluss. "Wir hatten einige Situationen, aber da müssen wir Lehrgeld zahlen", klagte Trainer Oenning. Drei Minuten vor dem Ende scheiterte Charisteas an Torwart Neuer, den Abpraller schoss Marek Mintal zum 1:2 ins Tor.

Weil eine turbulente Endphase folgte, verließ Felix Magath nach dem Schlusspfiff zunächst wutentbrannt den Stadion-Innenraum. Als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, sagte er: "Ich kann über die letzten Szenen nur unheimlich erbost sein." Nach Stimmungs-Aufhellung hörte sich das nicht an. Dagegen gab sich Nürnbergs Trainer Oenning trotz der Niederlage zufrieden. "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können", urteilte Oenning. Die besseren Talente standen diesmal aber in der gegnerischen Mannschaft.

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