Magersucht:Einfach blockiert

Magersucht kann eine tödliche Falle sein. Warum die Erkrankten sich kaum helfen lassen, erklären jetzt Mediziner.

Bei Magersucht können Vorgänge im Gehirn das gestörte Essverhalten erklären. Wissenschaftler am Uniklinikum Heidelberg entdeckten mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT), warum es den Betroffenen schwerfällt, ihre Ernährungsgewohnheiten zu verändern.

Magersucht, Essstörung; Accela/photocase.com

Gefangen in sich selbst: Bei 20 bis 30 Prozent der Patientinnen nimmt die Magersucht selbst bei intensiver Behandlung einen schweren und chronischen Verlauf.

(Foto: Foto: Accela/photocase.com)

Weniger als ein Prozent der Bevölkerung leidet an Anorexie, darunter überwiegend Mädchen und Frauen. Vielen von ihnen machen anfänglich Diäten, um ihrem Schönheitsideal nachzueifern.

Bei 20 bis 30 Prozent der Patientinnen nimmt die Magersucht selbst bei intensiver Behandlung einen schweren und chronischen Verlauf. Die Patientinnen sind nicht in der Lage, ihr Verhalten zu ändern. Rund zehn Prozent sterben an der Krankheit. Die Heidelberger Forscher verglichen die Hirntätigkeit von 30 jungen Frauen, von denen ein Teil an Anorexie litt.

Per MRT erfassten sie die Durchblutung und damit die Aktivität verschiedener Gehirnareale, während die Teilnehmerinnen einen Test absolvierten, der ihre Fähigkeit zu einem flexiblen Verhaltenswechsel prüfte.

"Wir haben mit der Studie bestätigt, dass Magersuchtkranke häufiger als gesunde Vergleichspersonen an der vertrauten Verhaltensantwort festhielten, wodurch eine alternative Verhaltensweise unterdrückt wurde", sagt Hans-Christoph Friederich.

Zudem zeigt die Analyse der Aufnahmen, dass bei Magersucht Patientinnen im Vergleich zu gesunden Personen ein bestimmter Netzwerk-Pfad zwischen Großhirn und Zwischenhirn vermindert aktiviert ist. Dieser Pfad spielt eine entscheidende Rolle für die Einleitung und Kontrolle von Handlungen.

Die Ergebnisse zeigen, dass neurobiologische Faktoren das Erkrankungsbild aufrechterhalten. Dagegen könnten neue Therapien helfen, glaubt Friederich: "Wir haben ein Behandlungsprogramm für Magersucht-Patientinnen entwickelt, das gezielt den flexiblen Wechsel von Verhaltensantworten trainiert."

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