Versteppung in China:Eine Schüssel Wasser pro Tag

Millionen Chinesen sind schon geflüchtet, doch der Bauer Xu Kaiyi bleibt und kämpft weiter gegen die Wüste.

Henrik Bork

Der 35-jährige Bauer Xu Kaiyi hat sein Ackerland an die Wüste verloren - wie Millionen andere Chinesen, die wegen der fortschreitenden Bodenzerstörung flüchten mussten.

"Ich bin in dem Dorf Weijie in der Provinz Gansu aufgewachsen. Wir haben dort Weizen und Mais angebaut. Doch die Wüste wächst und das Land ist immer trockener und salziger geworden. Obwohl wir Hühner gefüttert und die Eier verkauft haben, haben wir nur noch 8000 Yuan (etwa 800 Euro) im Jahr verdient. Wir haben hart gearbeitet, aber es hat kaum gereicht.

Weil es immer seltener regnet, ist uns nach und nach das Wasser ausgegangen. Der Qingtu-See in der Nähe war schon seit Jahrzehnten ausgetrocknet. Unsere Familie besteht aus sechs Leuten: meine Eltern, meine Frau und ich sowie unsere zwei Kinder. Mehrere Jahre lang mussten wir mit einer Waschschüssel voller Wasser pro Tag auskommen. Wir wuschen uns morgens alle darin das Gesicht, tagsüber die Hände und abends die Füße, bevor wir damit die Pflanzen wässerten.

Wir haben auch immer tiefere Brunnen gebohrt, aber das Wasser ist immer salziger geworden. Niemand kann so etwas trinken. Vor drei Jahren ist unser Feld versandet und wir haben aufgegeben. Die Regierung hat uns ein neues Stück Land gegeben. Wir bauen jetzt Baumwolle und Sonnenblumen an. Auch hier im neuen Dorf sind die Umweltbedingungen nicht gut. Es gibt viele Sandstürme, aber ich will nicht mehr wegziehen, wie so viele andere vor mir. Wir hoffen, dass man uns mehr Wasser aus einem nahen Fluss zuteilt. Und ich hoffe sehr, dass es in diesem Jahr mehr regnet."

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