Prozess wegen Störung der Totenruhe:Bestatter für Urnenschwindel verurteilt

20 Mal setzte er die Asche anderer Verstorbener oder mit Sand gefüllte Urnen bei. Für diesen Schwindel wurde ein ehemaliger Bestatter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Seine Rechtfertigung: Er habe verhindern wollen, dass Bestattungen verschoben werden müssen.

Für einen Schwindel mit Urnen hat ein ehemaliger Bestatter in Rheinland-Pfalz eine Bewährungsstrafe bekommen. Der 41-Jährige hatte gestanden, in 20 Fällen die Asche anderer Verstorbener oder mit Kies und Sand gefüllte Urnen beigesetzt zu haben.

Das Amtsgericht Bad Kreuznach verhängte am Mittwoch eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren gegen den Mann. Zudem muss er 1000 Euro an eine Stiftung zahlen.

Urnen im falschen Grab beschäftigten außerdem das Amtsgericht im nordrhein-westfälischen Blomberg. Dort begann der Prozess gegen einen 58-jährigen Bestatter wegen Störung der Totenruhe.

Der bereits verurteilte Rheinland-Pfälzer sagte vor Gericht: "Ich habe mich völlig pietätlos verhalten. Es tut mir unendlich leid." Das Urteil erging wegen gewerbsmäßigen Betrugs, Störung der Totenruhe und Urkundenunterdrückung. Dem Verteidiger zufolge ist die Entscheidung rechtskräftig.

Als Motiv hatte der 41-Jährige erklärt, die Aschekapseln nicht rechtzeitig vom Krematorium bekommen zu haben. Er habe verhindern wollen, dass Bestattungen verschoben werden müssen.

Der in Blomberg angeklagte 58-Jährige soll erst eine Urne vertauscht haben. Um dies zu vertuschen, soll er die Etiketten auf dieser und einer weiteren Urne entfernt haben. Der trauernden Familie war bei der Beisetzung die falsche Schmuckurne aufgefallen, der Schwindel flog auf.

"Ich hatte so eine silberfarbene Urne ausgesucht, mit Röschen. Die Urne hatte aber jetzt ein ägyptisches Muster", sagte die Witwe am Rande der Verhandlung. Der Prozess wurde vertagt.

Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter gab es 2012 in Deutschland 860.000 Bestattungen, davon 460.000 Feuerbestattungen. "Vielleicht zwei bis dreimal im Jahr erfahren wir davon, dass Urnen vertauscht wurden", sagte Verbandssprecher Rolf Lichtner. "Damit wissen wir aber nicht, ob es nicht noch mehr Fälle gab." Irrtümer soll ein Spezialetikett auf der Ascheurne verhindern.

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