Weltrisikobericht 2013:Die Verwundbarsten dieser Welt

Unterernährtes Kind in einem Hospital in Kaya, Burkina Faso. Die Zahl der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren ist in den vergangenen 20 Jahren weltweit von mehr als zwölf auf 6,9 Millionen gesunk

Weltweit sterben jährlich drei Millionen Neugeborene. Der Großteil der Todesfälle wäre vermeidbar.

(Foto: dpa)

Die gefährdetsten Länder der Erde sind den UN zufolge Vanuatu, Tonga und die Philippinen. Ihnen drohen verheerenden Naturkatastrophen. Doch daneben gibt es die alltäglichen, stillen Katastrophen, die nicht minder folgenreich sind.

Das Unglück in ein Ranking zu bringen, ist eine heikle Angelegenheit. Entwicklungshelfer und Vereinte Nationen versuchen es trotzdem jedes Jahr mit ihrem Weltrisikoindex. Auch dieses Jahr stehen auf der Liste der gefährdetsten Länder wieder jene Staaten ganz oben, die von Stürmen, Tsunamis und Erdbeben heimgesucht werden und die gleichzeitig nur geringe Kapazitäten haben, solche Naturkatastrophen zu bewältigen. Es sind die pazifischen Inselstaaten Vanuatu und Tonga sowie die Philippinen.

Doch es gibt auch die stillen Unglücke, die sich millionenfach ereignen, ohne dass die Welt ihrer in besonderem Maße gewahr wird. Sie stellt der Weltrisikobericht in diesem Jahr in den Mittelpunkt.

Ein Beispiel: Muss sich eine Frau in Myanmar einem Kaiserschnitt unterziehen, kann dies schon das Ende des Familienglücks bedeuten, auch wenn Mutter und Kind den Eingriff problemlos überstehen. Die Operationskosten können die jungen Eltern für den Rest ihres Lebens finanziell ruinieren. Jährlich gleiten laut WHO 100 Millionen Menschen in die Armut ab, weil sie privat für Gesundheitsleistungen aufkommen müssen. Ein Selbstzahleranteil von mehr als 20 Prozent ist laut WHO prekär. In Myanmar beträgt der Anteil 80 Prozent.

Wenn auch längst nicht so extrem ist diese Entwicklung auch mitten in Europa zu verzeichnen: Die Autoren des Berichts nennen es bedenklich, dass dort die sozialen Sicherungssysteme immer mehr abgebaut werden. Am drastischsten geschieht das in Griechenland. Wer hier ins Krankenhaus muss, hat Verbandsmaterial und selbst Spenderblut mitzubringen. Verglichen mit Entwicklungsländern steht Griechenland in dem Index noch recht gut da, doch in den kommenden Jahren werden sich die Kürzungen noch deutlich negativer auswirken, schreiben die Autoren.

Eurokrise trifft auch die ärmsten Länder

Daneben gibt es die Länder, bei denen eine Geburtskomplikation in vielen Fällen den Tod für Mutter oder Kind oder auch beide bedeutet. In Afrika und Asien werden weniger als die Hälfte aller Geburten von Ärzten oder ausgebildeten Hebammen begleitet. Auch wenn die Mütter- und Kindersterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen ist, sind die Folgen der mangelnden Gesundheitsversorgung noch immer verheerend: Jeden Tag sterben weltweit 800 Frauen an vermeidbaren Komplikationen während einer Schwangerschaft oder Geburt. Drei Millionen Neugeborene sterben jährlich, vor allem weil sie zu früh oder bereits unterernährt auf die Welt kommen. Weitere 2,6 Millionen werden tot geboren.

Auch die sehr armen Länder leiden unter der aktuellen Finanzkrise. In vielen Ländern wird ein Großteil der Gesundheitskosten durch Entwicklungshilfe finanziert. Bis zu 50 Prozent beträgt deren Anteil. Doch nun, da etliche europäische Länder selbst in finanzieller Not sind, bleiben diese Zahlungen aus. Nicaragua beispielsweise fehlt sehr viel Geld, weil ein Großteil der Zuwendungen von spanischen Hilfsorganisationen nicht mehr geleistet wird.

Den Weltrisikoindex erstellen jährlich das Bündnis Entwicklung Hilft und die Universität der Vereinten Nationen. Er schätzt ab, wie gefährdet die einzelnen Länder sind, von einer schweren Katastrophe getroffen zu werden. Dabei beziehen die Autoren nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen ein, sondern auch, wie sich die Staaten schützen und wie sie die Unglücke bewältigen können.

Deutschland liegt dieses Jahr auf Rang 146. Als gefährdetstes europäisches Land stuft der Bericht die Niederlande ein (Rang 46). Hier drohen Sturmfluten und Überschwemmungen. Das weltweite geringste Risiko trägt den Berechnungen nach Katar.

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