E-Mobilität auf der IAA:Elektroautos im Rückwärtsgang

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Mit dem e-Up steigt Volkswagen in den Markt der reinen Elektroautos ein.

(Foto: dpa)

Wenige neue Modelle, konstant hohe Preise und ein vermehrter Schwenk zur Hybrid-Technologie: Der große Hype um die Elektroautos ist verpufft. Trotzdem versuchen die Hersteller auf der IAA zu suggerieren, dass Elektroautos auch der Trend von diesem Jahr sind.

Von Sascha Gorhau

General Motors mit seinen Marken Chevrolet und Opel, dazu Peugeot, Citroen und Renault sowie Nissan - sie alle hatten vor Jahren medienwirksam auf Elektromodelle gesetzt. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt ist davon derzeit nicht viel zu sehen. Deutsche Hersteller wie Audi, Mercedes und Volkswagen haben auch nur wenige Elektromobile nach Frankfurt gebracht. Die allerdings inszenieren sie mit eben so viel Inbrunst, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) als Messeveranstalter glaubhaft machen will, dass Elektromobilität der große Trend der IAA 2013 sei.

16 verschiedene Modelle aus Deutschland soll es bis Ende 2014 geben. Das ist wenig im Anbetracht der Tatsache, dass die Bundesregierung im Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen sehen will. Die asiatische Konkurrenz hat außerdem 15 Jahre Vorsprung in der Erfahrung mit elektrischen Serienfahrzeugen. Der deutschen Autoindustrie ist bewusst, dass die Elektromobilität hierzulande angekurbelt werden muss: "Das für 2020 geplante Ziel, dass ein Auto durchschnittlich nur noch 95 Gramm CO2 emittiert, ist nur erreichbar, wenn viele Elektroautos gekauft werden", sagt Matthias Wissmann vom VDA.

Alte, neue Modelle

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Man kennt sich: die neue alte Mercedes B-Klasse Electric Drive

(Foto: SOM)

Doch das Problem der niedrigen Verkaufszahlen ist hausgemacht. Denn Elektromobile sind noch immer sehr teuer, 30.000 bis 40.000 Euro kostet ein E-Auto im Schnitt. Schuld daran sind die hohen Batteriekosten und der Umstand, dass in Forschung und Entwicklung in der Vergangenheit zu wenig Geld investiert wurde. Die Angst in den Köpfen der Kunden vor zu geringer Reichweite ist das Resultat. Die Nachfrage sinkt.

Außerdem fehlen weitere starke politische Impulse. E-Mobilität wird nur mäßig subventioniert in Deutschland. Dass die Kfz-Steuer für zehn Jahre beim Kauf eines Elektroautos entfällt, ist nicht genug. Andere Länder bieten großzügigere finanzielle Vorteile für Elektroautos: Norwegen beispielsweise erlässt 25 Prozent der Mehrwertsteuer beim Kauf, befreit die Fahrzeuge von Mautgebühren für Tunnelanlagen und Brücken und bietet außerdem kostenlose Stromladestationen. Die deutsche Autoindustrie ist jedoch nach wie vor eine Industrie der Verbrennungsmotoren. Das ändert sich gerade, aber nur langsam. Die reinen Elektrofahrzeuge werden es auch in den kommenden Jahren nicht einfach haben.

Die deutschen Autobauer zeigen Modelle, die entweder sehr teuer oder längst bekannt sind. Die elektrische B-Klasse steht beispielsweise am Messestand von Mercedes. Doch die ist ein alter Hut, stand bereits auf einigen vorangegangenen Messen. Volkswagen präsentiert den E-Up, der dreimal so viel kostet wie ein Benziner, außerdem den E-Golf. Audi kommunizierte lange Jahre, dass die rein elektrischen Modelle namens e-tron nur eine Frage der Zeit seien - hat sich aber inzwischen vom rein elektrischen Antrieb verabschiedet und setzt auf Hybrid-Technologie. Einzig BMW zeigt mit dem i3 ein interessantes und durchdachtes Projekt, für das die Bayern viel Geld investiert haben. Auch der Elektrosportwagen i8 ist serienreif, darf mit einem Basispreis von mehr als 120.000 eher als Imageträger betrachtet werden. Die E-Autos von General Motors, Chevrolet Volt und Opel Ampera, verkaufen sich schlecht. Da wirkt die Nachricht, dass Opel den Ampera von nun an 8000 Euro günstiger verkauft, wie ein spätes Eingeständnis der mangelnden Kundennachfrage. Bereits zweimal wurde die Produktion von Volt und Ampera deshalb gestoppt.

Renault rückt von seiner Konzentration auf E-Fahrzeuge ab

Auch Renaults Elektroambitionen schwinden. Die seriennahe Studie des Renault Initiale Paris als Ausblick auf den nächsten Espace steht auf der IAA ohne Elektroantrieb. Drei Jahre hatte Renault-Chef Carlos Ghosn viel Geld in die Elektromobilität investiert. Außer beim coolen City-Gokart Twizy ist das Interesse an E-Modellen wie Renault Fluence oder Zoe aber gering. Das ist bei Konzernpartner Nissan ähnlich. Der Leaf, vor zwei Jahren üppig mit elektrischen Vorschusslorbeeren bedacht, findet ebenfalls kaum Käufer und wurde mehrfach im Preis gesenkt. Gleiches gilt für Elektromodelle wie Citroen C-Zero, Peugeot iOn oder Mitsubishi i-MIEV.

Die Elektropioniere aus Japan setzen wie beispielsweise Toyota oder Mitsubishi auf Hybridfahrzeuge. Das erste SUV mit Plug-in-Hybrid, der im Handel steht, ist der 41.990 Euro teure Mitsubishi Outlander PHEV. Für den Antrieb sorgen zwei Elektromotoren an der Vorder- und Hinterachse mit jeweils 60 Kilowatt (82 PS) sowie im Bedarfsfall zusätzlich ein 121-PS-starkes Benzinaggregat an der Vorderachse. Es scheint, als hätten sich die Autobauer damit arrangiert, dass sie das reine Elektroauto als flächendeckendes Phänomen nicht so schnell realisieren können, wie sie es angekündigt haben - vielleicht wollen sie das auch gar nicht.

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Zum Einstöpseln an Steckdose oder Ladestation: Mitsubishi stellt in Frankfurt die Plug-in-Version des Geländewagens Outlander vor.

(Foto: dpa-tmn)
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