Videoportal Netflix:Das kann uns gestohlen bleiben

File photo of DVD rental from Netflix

Das in den USA erfolgreiche Videoportal Netflix setzt auf Raubkopien, um zu erfahren, was die Zuschauer wollen.

(Foto: REUTERS)

Das Videoportal Netflix startet diese Woche in den Niederlanden. "House of Cards" ist für die Emmys nominiert, nun folgt mit "Orange is the new Black" die nächste Eigenproduktion. Der Erfolg des Portals geht auf eine simple Taktik zurück: Raubkopien dienen zur Marktforschung.

Von Johannes Boie

Während die restliche Unterhaltungsindustrie jammert, hat Netflix, der Platzhirsch unter den Videoanbietern, einen weiteren kreativen Weg gefunden, mit Raubkopien Profit zu machen. Netflix gibt es bislang in den USA, der Dienst startet diese Woche auch in den Niederlanden. Anlässlich der Markteinführung sagte Kelly Merryman, der bei Netflix für den Einkauf von Serien und Filmen zuständig ist, im Interview mit dem niederländischen Techmagazin Tweakers, man schaue genau, welche Filme und Serien viel illegal runtergeladen würden - um genau diese Inhalte dann einzukaufen und den Nutzern gegen Geld anzubieten.

Netflix nutzt damit den illegalen Markt im Netz als gratis Marktforschung. Dass sich die Filme und Serien trotz ihrer weiten Verbreitung über illegale Download-Kanäle oft dennoch verkaufen lassen, ist längst hinlänglich bewiesen. In vielen Fällen nützt die Raubkopiererei den Rechteinhabern sogar, weil sie ihr Produkt bekannter machen. Technisch weniger versierte Fans, oder Menschen, die Wert auf gute Bild- und Tonqualität legen, kaufen die Produkte dann regulär.

So einfach wie das Runterladen einer Raubkopie

Das klappt vor allem dann, wenn die Videos so konsumiert werden können, wie der Kunde es sich wünscht. Also wenigstens so einfach, wie er eine Raubkopie herunterladen kann. Simpel, mit einem Mausklick und ebenso auf dem Tablet wie auf dem Fernseher. Aber ohne Gang zur Videothek, ohne Werbepause und ohne die gnädige Zustimmung eines Programmdirektors wie sie beim Fernsehen notwendig ist.

Diese Erkenntnis liegt dem Geschäft von Netflix zu Grunde. Das Unternehmen ist in den USA so erfolgreich, dass es langsam beginnt, die gesamte Wertschöpfungskette zu dominieren. Netflix hatte einst damit angefangen, Videos für Privatkunden im Netz gegen Geld zugänglich zu machen. Heute hat die Firma eine der beliebtesten amerikanischen Serien selbst entwickelt, gecastet und produziert. House of Cards mit Kevin Spacey wurde auch deshalb so ein großer Erfolg, weil Netflix vorab getestet hat, was die Zuschauer sehen wollen.

In den Niederlanden ist das die Serie Prison Break. Die wird dort rund um die Uhr raubkopiert. Für Netflix der beste Grund, die Serie anzubieten.

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