Drama um Opel:Nervenkrieg mit bitterem Ende

Freude, Trauer - und immer wieder Hoffnung: Zwölf Monate lang erlebten die Opelaner ein Wechselbad der Gefühle. Jetzt fährt Opel mit GM vorwärts in die Vergangenheit. Das Drama in Bildern.

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Opel, Foto: dpa

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146 Jahre nach der Gründung gerät der deutsche Autohersteller Opel durch die Schieflage des Mutterkonzerns General Motors in eine existenzbedrohende Krise. Ist Opel noch zu retten? Die Chronologie eines Nervenkriegs.

14. November 2008

Mitte November schellen die Alarmglocken erstmals laut. Nach einem Absatzeinbruch und massiven Verlusten ruft Opel als erster deutscher Autohersteller nach dem Staat: Es geht um eine Bürgschaft von Bund und Ländern von etwas mehr als eine Milliarde Euro.

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Opel, Foto: dpa

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17. Februar 2009

Nicht nur in Deutschland, auch in Amerika ist die Auto-Krise bereits deutlich zu spüren. Besonders betroffen: der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM). Mit einem radikalen Sparprogramm will der US-Autokonzern gegensteuern. 47.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden, davon 26.000 außerhalb der USA.

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Opel, Foto: dpa

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27. Februar 2009

Die Schieflage von General Motors sorgt in Deutschland für Aufregung. Opel will sich weitgehend von dem Mutterkonzern abkoppeln. Das von der öffentlichen Hand benötigte Kapital für ein neues europäisches Unternehmen aus Opel und der britischen Tochter Vauxhall wird auf 3,3 Milliarden Euro beziffert. Drei Tage später wird der Bundesregierung ein Rettungsplan vorgelegt.

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Opel, Foto: dpa

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16. März 2009

Der Staat mischt aktiv in der Opel-Rettung mit - doch ohne großen Erfolg. Zwei Tage lang bereist der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die USA. Mehr als schicke Fotos vom New Yorker Time Square kann er jedoch nicht mit nach Hause nehmen - obwohl er auch mit dem GM-Management gesprochen hat.

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Opel, Foto: ddp

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31. März 2009

Staatliche Unterstützung ja, ein direkter Einstieg bei Opel kommt für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jedoch nicht in Frage. Diesen Standpunkt macht die Regierungschefin der Belegschaft bei einer Veranstaltung in Rüsselsheim deutlich.

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Fiat, Marchionne, Foto: dpa

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23. April 2009

Kommt die Rettung für Opel aus Italien? Der italienische Fiat-Konzern zeigt Interesse an Opel. Konzernchef Sergio Marchionne will aus Fiat, Chrysler und dem europäischen GM-Geschäft einen weltweit tätigen Autokonzern schaffen - stößt jedoch mit seinem Vorhaben auf taube Ohren beim Opel-Betriebsrat.

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Magna, Foto: AP

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28. April 2009

Fünf Tage später: Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legt ein erstes "Grobkonzept" für Opel vor - und trifft den Nerv der Arbeitnehmervertreter eher. Der Grund: Die Investoren wollen mehr Arbeitsplätze erhalten.

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Opel, Foto: dpa

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19. Mai 2009

Vertreter von Bundesregierung, Ländern und Banken einigen sich auf eine Brückenfinanzierung von 1,5 Milliarden Euro für Opel.

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Koch, Guttenberg, Steinbrück, Foto: dpa

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29. Mai 2009

Es soll der Tag der Entscheidung werden. In Berlin steht die Entscheidung an, welcher Investor Opel übernehmen darf: Fiat, Magna, der Finanzinvestor RHJ International - oder gar der chinesische Autohersteller BAIC?

Kurz vor dem Krisentreffen im Kanzleramt auf Pfingstsamstag sagt Fiat seine Teilnahme ab, RHJI scheint ebenfalls aus dem Rennen und BAIC legte kein detailliertes Angebot vor. So bleibt vorerst nur Magna im Spiel. Der Staat müsste demnach für mindestens 4,5 Milliarden Euro bürgen.

In der Nacht einigen sich Bund, Länder, General Motors, Magna und das US-Finanzministerium auf ein Rettungskonzept. Der Weg für den 1,5-Milliarden-Euro-Überbrückungskredit und das lange umstrittene Treuhandmodell ist frei. Opel soll aus dem GM-Verbund herausgelöst werden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (links) und Finanzminister Peer Steinbrück (rechts) sind zufrieden - Wirtschaftsminister Guttenberg (Mitte) hatte sich jedoch gegen das Vorhaben ausgesprochen und soll sogar seinen Rücktritt angeboten haben. Er präferierte eine "geordnete Insolvenz".

Immerhin: Magna sagt zu, die vier deutschen Opel-Standorte zu erhalten. Eine Absichtserklärung wird unterzeichnet. Das Papier ist jedoch nicht bindend.

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Insolvenzgericht New York, Foto: dpa

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1. Juni 2009

Die Lage bei General Motors hatte sich immer weiter zugespitzt - jetzt geht gar nichts mehr: Der Autokonzern reicht fast 101 Jahre nach der Firmengründung in New York einen Antrag auf Insolvenz mit Gläubigerschutz ein. Die Liquidität Opels ist durch das Rettungspaket gesichert. Nur 40 Tage später ist das Verfahren beendet, jetzt ist General Motors mehrheitlich in Staatsbesitz. Zur Sanierung fließen weit mehr als 50 Milliarden Dollar (36 Milliarden Euro) an Steuergeldern.

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Ripplewood, Foto: AFP

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15. Juli 2009

Der Finanzinvestor RHJI gibt im Bieterkampf nicht auf - und stellt ein verbessertes Übernahmeangebot vor. Die Bundesländer mit Opel-Standorten favorisieren jedoch Magna, weil der Zulieferer weniger Arbeitsplätze abbauen und Opel klarer vom früheren Mutterkonzern trennen will. Magna plant Staatsgarantien von 4,5 Milliarden Euro ein, RHJI zwischen drei und 3,8 Milliarden Euro.

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GM, Fritz Henderson, Foto: Reuters

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6. August 2009

Für General Motors heißt der bevorzugte Opel-Käufer RHJI. Verhandlungsführer John Smith nennt das Konzept des Finanzinvestors das "einfachere". Trotzdem verhandeln am 7. August GM-Chef Fritz Henderson (Foto) und Magna-Chef Siegfried Wolf noch einmal miteinander und klären offene Fragen. Der GM-Verwaltungsrat kann sich jedoch nicht auf eine Empfehlung für einen der beiden Bieter einigen.

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Opel, Foto: dpa

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19. August 2009

Für die deutschen Politiker gibt es zu der Magna-Offerte keine Alternative. Bund und Länder drücken daher aufs Tempo und wollen den Kredit für Opel von 4,5 Milliarden Euro ohne Beteiligung der anderen europäischen Länder mit Opel-Standorten vorstrecken - aber nur, wenn sich General Motors für Magna entscheidet.

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Opel, Foto: ddp

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25. August 2009

Doch die Amerikaner legen sich nicht fest. Jetzt steht sogar eine weitere Alternative im Raum: Demnach könnte der gestärkt aus der Insolvenz herausgegangene Autokonzern GM Opel womöglich behalten. In Berlin findet erneut ein Spitzentreffen zwischen Bund, Ländern und GM statt - es bleibt ohne Ergebnis.

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Opel, Mitarbeiter, Getty

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8. / 9. September 2009

Der letzte Akt im Opel-Drama ist eingeläutet. In Detroit trifft sich der Verwaltungsrat von General Motors, um über die Zukunft von Opel zu debattieren. Vier Optionen stehen zur Wahl: GM könnte Opel behalten, liquidieren oder an einen der beiden Interessenten Magna und RHJI abgeben. Sollte GM die deutsche Tochter behalten, könnten zwei deutsche Werke - Bochum und Eisenach - geschlossen werden.

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Kanzleramt, Foto: dpa

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10. September 2009

In der Nacht zu Donnerstag wird klar: Eine Entscheidung um Opel ist gefallen, GM-Verhandlunsgführer John Smith fliegt nach Deutschland. Am Nachmittag tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor die Öffentlichkeit. Sie gibt bekannt, dass GM seine deutsche Tochter an Magna abgeben wird - allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Diese Dinge seien jedoch "beherrschbar" und "verhandelbar", sagt Merkel. Ist das monatelange Ringen um Opel nun endlich beendet?

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Neelie Kroes, Foto: Reuters

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16. Oktober 2009

Zu früh gefreut - denn jetzt macht Brüssel der Bundesregierung einen Strich durch die Rechnung. Die niederländische EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagt "nee". In einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg äußert sie schwere Bedenken gegen die Milliardenhilfe, mit der die Berliner Regierung den Verkauf unterstützt.

General Motors solle seine Entscheidung noch einmal überdenken, rät Kroes und fordert eine Klarstellung, dass beim Bieterprozess kein politischer Druck ausgeübt worden sei.

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Opel, Foto: ddp

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19. Oktober 2009

Eine Nachricht aus den USA schockt die Magna-Befürworter. Denn offenbar hat sich General Motors ganz intensiv mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, Opel doch noch zu behalten. Der US-Konzern sei auf ein Scheitern des Magna-Deals bestens vorbereitet, heißt es in verschiedenen Medienberichten. Ein "Plan B" liege in der Schublade: Notfalls würde General Motors Opel einfach behalten und im Alleingang sanieren.

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General Motors, Foto: dpa

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3. November 2009

Und genau so kommt es dann auch. Nach monatelangem Verhandlungspoker entscheidet sich die GM-Verwaltung in Detroit überraschend gegen den Verkauf von Opel an Magna. Stattdessen wollen die Amerikaner den deutschen Hersteller nun im Alleingang sanieren. Doch es sind offenbar nicht die Zweifel der EU, die den US-Konzern umdenken haben lassen. Ausschlaggebend sei das bessere Geschäftsumfeld in den vergangenen Monaten, teilte GM mit. Zudem habe die Bedeutung von Opel/Vauxhall für die neue globale Strategie des US-Konzerns eine Rolle gespielt.

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Opel, Demo, Foto: AP

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5. November 2009

Die Nachricht aus Detroit schlägt bei der Opel-Belegschaft in Deutschland wie eine Bombe ein. Wut und Enttäuschung treiben mehrere zehntausend Mitarbeiter in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Eisenach und Bochum auf die Straße. Mit Plakaten und Transparenten lassen sie ihrem Zorn freien Lauf. "GM, hau ab" ist noch eine der harmloseren Parolen. In Rüsselsheim wird ein Sarg mit dem Opel-Emblem durch die Stadt getragen.

Foto: AP

Carl-Peter Forster, Foto: dpa

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6. November 2009

Das Aus für den Bieter Magna bedeutet auch das Aus für den GM-Europachef Carl-Peter Forster, der sich für eben jene Lösung stark gemacht hatte. Forster gibt auf - es soll Gespräche mit dem indischen Autohersteller Tata geben. Neue Namen werden in Rüsselsheim gehandelt. Nick Reilly, ein als knallharter Sanierer bekannter GM-Veteran, soll - zumindest vorübergehend - die Geschäfte Forsters weiterführen. Den Posten des Aufsichtsratschef von Opel soll die 77 Jahre alte Managerlegende Bob Lutz übernehmen. Doch in Deutschland regt sich Widerstand - vor allem gegen Reilly.

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Hans Demant, Foto: dpa

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15. Januar 2010

Wir sind Opel? Von wegen - denn für Hans Demant, den Geschäftsführer der Adam Opel GmbH, ist kein Platz mehr in Rüsselsheim. Der Ingenieur tritt zurück. Nachfolger wird Nick Reilly, der neue starke Mann bei dem Autohersteller. Der GM-Haudegen übernimmt die Leitung des Opel-Hauptsitzes, die bisher in Zürich beheimatete Europazentrale wird offenbar aufgelöst.

Foto: dpa (sueddeutsche.de//tob/mel/pak/cmat)

Opel will Antwerpen Mitte des Jahres schließen

Quelle: ag.dpa

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21. Januar

"Hände weg von meinem Job " verlangt dieser belgische Opel-Mitarbeiter. Gebracht hat es nichts, das Werk in Antwerpen wird dicht gemacht.

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Quelle: ag.ap

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9. Februar

Opel will nicht im Regen stehen gelassen werden. Der Konzern bestätigt einen Sanierungsplan, der den Abbau von 8300 Stellen vorsieht. Die Sanierungskosten sollen sich auf insgesamt 3,3 Milliarden Euro belaufen, 2,7 Milliarden hätte man gerne als Staatshilfe.

General Motors beraet erneut ueber Opel

Quelle: ag.ddp

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3. März

Leichte Korrekturen am Sanierungsplan: GM schätzt die Kosten jetzt auf 3,7 Milliarden Euro, an Staatshilfen aus Europa will der US-Konzern nur noch 1,8 Milliarden.

Zeitung: Opel-Werk Bochum soll 20 Millionen Euro zur Sanierung beisteuern

Quelle: ag.ddp

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21. Mai

Opel einigt sich mit seiner Belegschaft auf einen harten Sparkurs. 265 Millionen Euro sollen bis 2014 jährlich eingespart werden.

German Economy Minister Bruederle pauses as he addresses a news conference in Berlin

Quelle: ag.rtr

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9. Juni

Der Lenkungsausschuss trifft sich, um über die Zukunft Opels zu entscheiden. Staatshilfe - ja oder nein? Doch die Spitzenbeamten können sich nicht einigen. Jetzt ist Rainer Brüderle gefragt: Er sagt die Kreditbürgschaft ab. Damit steht fest, dass die 25.000 Beschäftigten keine Hilfe vom Bund erhalten. 

Länder beraten über Bürgschaften für Opel

Quelle: dpa

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16. Juni

Opel und GM ziehen alle Anträge auf staatliche Bürgschaften zurück. "Wir wissen die Unterstützung, die uns von einigen europäischen Regierungen, insbesondere in Großbritannien und Spanien, zugesagt wurde, sehr zu schätzen", sagte GM-Europa-Präsident Nick Reilly. Aber: "Die Entscheidung der deutschen Regierung letzte Woche war eine Enttäuschung für uns." Wirtschaftsminister Brüderle fühlte sich hingegen in seiner Ablehnung der Opel-Bürgschaften bestätigt.

© sueddeutsche.de/afp/tob/mel/pak/stl/cmat
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