Personalfragen bei der CSU:Bayern sucht das Superkabinett

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CSU-Chef Horst Seehofer verlässt sich am liebsten nur auf einen Menschen: sich selbst. (Foto: dpa)

Der große Volksversteher bekommt womöglich ein Problem: CSU-Chef Seehofer will sein Kabinett mit Personal besetzen, das bei den Bayern besonders gut ankommt. Dumm nur, dass genau diese Politiker bei ihm selbst nicht so hoch im Kurs stehen.

Ein Kommentar von Mike Szymanski

Konsequenterweise hätte Ministerpräsident Horst Seehofer den Wählern bei den beiden Wahlen noch einen weiteren Stimmzettel unterschieben müssen. Darauf hätten die Bürger dann angeben können, welchen Politiker sie gerne in der Regierung sehen möchten und wen nicht. Aber auch ohne diesen Stimmzettel gilt für Seehofer die Vorgabe: Das Volk entscheidet. Bayern sucht das Superkabinett. Seehofer hat fest versprochen, dass diejenigen, die bei den Bürgern gut ankommen, wieder was werden in seiner Regierungsmannschaft und in seiner CSU. "Die Wahrheit liegt in der Urne", sagt Seehofer.

Jetzt bekommt der große Volksversteher womöglich ein Problem: Die Wähler finden ausgerechnet jene CSU-Politiker besonders gut, die bei Seehofer nicht mehr unbedingt hoch im Kurs standen, wenn nicht gar auf der Liste für Altlasten.

Bundesverkehrsminister und Parteivize Peter Ramsauer hatte Seehofer jedenfalls wegen dessen arroganter Art unlängst als "Zar Peter" verspottet. In seinem Wahlkreis kam Ramsauer auf 63 Prozent, das zweitbeste Ergebnis in den insgesamt 45 bayerischen Wahlkreisen.

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Von Sebastian Gierke

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich holte in Hof 8,6 Prozentpunkte mehr als 2009. Zur Erinnerung: Bei Seehofer firmiert er unter dem Titel "Bundesbedenkenminister". In der Landespolitik sieht es ähnlich aus. Fast alle Familienbeschäftiger schnitten überraschend gut ab. Jedenfalls liefert die Wahlurne Seehofer keine Argumente, den eher ungeschickten Kultusminister Ludwig Spaenle zu ersetzen.

Auch Justizministerin Beate Merk, die eine unglückliche Rolle im Fall Mollath abgegeben hatte, oder Europaministerin Emilia Müller, die unsichtbar geblieben ist, dürfte er nicht mehr so einfach loswerden. Mindestens andere Führungsaufgaben ist er ihnen schuldig. Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die mit der Aufklärung der Verwandtenaffäre überfordert war, darf ihren Job wohl auch behalten.

Seehofer warnt selbst: In einer falschen Wahlanalyse könne der Keim für eine Niederlage stecken. Will er wirklich nicht mehr aus seiner neuen Macht machen als ein: Weiter so?

© SZ vom 24.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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