Verlierer der Bundestagswahl:Scherben zusammenfegen mit der FDP

FDP-Fraktionssaal

Seit 1949 war die FDP im Bundestag vertreten. Diese Zeiten sind seit dem 22. September vorbei.

(Foto: dpa)

Die FDP ist raus aus dem Bundestag. Während die anderen Parteien sondieren, poltern und verhandeln, verwalten die Liberalen abseits der Öffentlichkeit ihre Niederlage. Sogar Pressekonferenzen hält die FDP nun für überflüssig.

Von Hannah Beitzer, Berlin

Daniel Bahr hätte die FDP-Zentrale um ein Haar unerkannt betreten. Ohne Anzug, in Jeans und Pulli, wirkt der Gesundheitsminister viel jünger als sonst, viel unauffälliger. Er murmelt einen Gruß und verschwindet rasch im Thomas-Dehler-Haus in Berlin-Mitte.

Dort tagt an diesem Vormittag das FDP-Präsidium hinter verschlossenen Türen, in aller Stille. Während sich die anderen Parteien auf Sondierungsgespräche vorbereiten, sich in Interviews und auf Pressekonferenzen in Stellung bringen und gegen den politischen Gegner pöbeln, fegen die FDP-Oberen abseits der Öffentlichkeit die Scherben ihrer Partei zusammen.

Nur ein einsames ARD-Team steht vor der Tür, um noch ein paar Statements abzufangen. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel kommen vorbei. Sie antworten freundlich auf die Fragen, die sie in den vergangenen Tagen schon häufiger beantwortet haben.

Wie geht es denn so, Ihnen persönlich und der Partei im Allgemeinen? "Das ist natürlich eine sehr bedrückende Zeit, eine Zäsur", sagt die Noch-Justizministerin. Und was sagen sie zu den Koalitionsverhandlungen? "Egal, welche Koalition es geben wird. Es wird teuer für Deutschland", antwortet Niebel. Und Leutheusser-Schnarrenberger ergänzt, dass die Bürgerrechtspartei FDP gerade in Zeiten des Überwachungsskandals im Bundestag fehlen wird.

Danach gehen die beiden ins Thomas-Dehler-Haus. Sie wissen genauso gut wie die Journalisten vor der Tür, dass für sie mit dem Ausscheiden aus dem Bundestag die Zeit vorbei ist, in der sie selbstverständlich und ständig zu allen möglichen Themen nach ihrer Meinung gefragt werden - von der Wirtschaftskrise bis hin zu Bürgerrechten.

Es übernimmt der Rundfunk Berlin-Brandenburg

"Ich gebe meine Zuständigkeit für die FDP auch bald ab", erzählt passenderweise der ARD-Kollege. Schließlich sei das Hauptstadtstudio nur für Parteien verantwortlich, die im Bundestag vertreten seien. "Die FDP hier übernimmt dann der RBB."

Zehn Minuten bleibt der ARD-Journalist noch vor der Parteizentrale stehen, dann packen seine Kameraleute zusammen. Schließlich ist heute noch einiges los: Die Pressekonferenzen jener Parteien zum Beispiel, die bald in Sondierungsgesprächen die Zukunft des Landes verhandeln werden. Das wird die FDP wohl erst in vier Jahren wieder tun können - es sei denn, es gibt vorgezogene Neuwahlen.

Den aktuellen Stand über die möglichen Sondierungsgespräche für eine Regierungsbildung sowie die Pressekonferenzen der im Bundestag vertretenen Parteien können Sie im Live-Blog von Süddeutsche.de mitverfolgen.

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