Prozess gegen Kastenberger:Bauträger-Chef gesteht Untreue

Die Staatsanwaltschaft hatte dem einstigen Vorstandsvorsitzenden eines der größten Münchner Bauträger einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich unterstellt. Von den zwölf Anklagepunkten bleiben nach dem ersten Prozesstag allerdings nur drei übrig. Fest steht aber auch: Josef Kastenberger muss mehrere Jahre ins Gefängnis.

Von Christian Rost

Vier Anwälte begleiteten den Gründer und langjährigen Chef des Unternehmens JK Wohnbau zur Anklagebank im Münchner Landgericht. Vor der Wirtschaftsstrafkammer muss sich Josef Kastenberger seit Dienstag zunächst wegen Untreue in 61 Fällen und Betrugs verantworten.

Gut eine Stunde benötigte der Staatsanwalt, den 30 Seiten langen Anklagesatz zu verlesen, der nur ansatzweise erkennen lässt, wie kompliziert Kastenbergers Firmengeflecht war. Die Mühe hätte sich der Staatsanwalt auch sparen können. Von den zwölf Anklagepunkten blieben nur drei übrig, als der Vorsitzende Richter Peter Noll die Prozessbeteiligten in die Mittagspause entließ. Zu diesem Zeitpunkt stand allerdings auch fest, dass Josef Kastenberger mehrere Jahre ins Gefängnis muss.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem einstigen Vorstandsvorsitzenden eines der größten Münchner Bauträger einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich unterstellt. Neben der Verschiebung erheblicher Summen zwischen seinen Firmenkonten wurde ihm vorgeworfen, beim Börsengang der JK Wohnbau Anlegern falsche Zahlen vorgegaukelt zu haben.

Nach Gesprächen zwischen den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft im Vorfeld des Prozesses ging es dann bei Verhandlungsbeginn nur noch um drei Taten, von denen zwei eher nachrangig sind: Die Rechnung eines Innenarchitekten, den Kastenberger privat beschäftigt hatte, bezahlte eine seiner Firmen. Schaden: knapp 100 000 Euro. Daneben ließ er sein Ferienhaus in Griechenland mit Sanitärartikeln im Wert von 62 000 Euro ausstatten, die ebenfalls seine Bauträger-AG bezahlte.

Für einen Mann, der bis zu 600 Wohnungen in München gleichzeitig hochziehen ließ, waren das keine großen Beträge. Beim dritten Vorwurf, den der 61-jährige Kastenberger ebenfalls einräumte, ging es dann schon um mehr Geld: Einem Geschäftspartner hatte er zwei Millionen Euro für ein Bauprojekt abgeschwatzt, das zu diesem Zeitpunkt bereits fertig gestellt war. Kastenberger entnahm 200 000 Euro für private Zwecke und erhöhte mit den verbliebenen 1,8 Millionen Euro die Kapitalausstattung seiner JK Wohnbau.

Im Gegenzug für das Geständnis kann Kastenberger nun mit einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren rechnen. Dem Deal zwischen Verteidigern und Staatsanwaltschaft stimmte auch das Gericht zu. Die übrigen Anklagepunkte werden eingestellt. Kastenberger, der Lebensmitteltechniker lernte und Anfang der 1990er Jahre mit dem Weiterverkauf einer renovierten Eigentumswohnung klein ins Immobiliengeschäft einstieg, ist noch immer Hauptaktionär der von ihm gegründeten Firma, die seit Juli einen anderen Namen trägt: Isaria Wohnbau AG.

"Das Unternehmen war mein Leben", sagte Kastenberger und beteuerte: "Alles Geld, das ich zur Verfügung hatte, habe ich hinein gesteckt." Kastenberger war in Tränen aufgelöst, als ihn die Justizbeamten zum Mittagessen in die Haftzelle abführten.

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