Nobelpreis in Oslo:Chemiewaffen-Kontrolleure erhalten Friedensnobelpreis

Einsatz gegen Chemiewaffen: Das Nobelpreis-Komitee vergibt den Friedensnobelpreis 2013 an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen. Die unter der Kurzform OPCW bekannte Organisation zerstört derzeit Chemiewaffen im Bürgerkriegsland Syrien.

Es ist eine Entscheidung gegen prominente Nominierte und für ein aktuelles Engagement: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW).

Die OPCW werde "für ihre umfangreichen Bemühungen zur Beseitigung chemischer Waffen" ausgezeichnet, begründete der Vorsitzende des Norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, die Entscheidung. Kurios: Weil offenbar sämtliche Telefone der Organisation dauerbesetzt waren, hatte das Nobelkomitee Probleme, einen OPCW-Vertreter ans Telefon zu bekommen und bat deshalb via Twitter um Kontaktaufnahme.

Die Organisation wurde 1997 zur Überwachung der internationalen Chemiewaffenkonvention gegründet und soll derzeit das Chemiewaffenarsenal Syriens erfassen und zerstören. In einem ersten Schritt sollen die Waffenfabriken und die Maschinen vernichtet werden, mit denen die giftigen Stoffe in Bomben gefüllt werden. Das gesamte Waffenarsenal soll bis Mitte 2014 abgerüstet werden.

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Der Generaldirektor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), Ahmet Üzümcü

(Foto: AFP)

Deutschland prominenter Finanzier

Die OPWC hat ihren Sitz im niederländischen Den Haag. Die 190 Staaten, die die UN-Chemiewaffenkonvention unterschrieben haben, sind automatisch Mitglied der autonomen Organisation. Von den etwa 500 Mitarbeitern sind ein Viertel Inspektoren. Ihr Budget beträgt ungefähr 75 Millionen Euro, wovon Deutschland etwa zehn Prozent finanziert.

OPWC-Direktor ist Ahmet Üzümcü. Der türkische Diplomat war zuvor Botschafter in Israel und Konsul in Aleppo. Die Stadt ist inzwischen ein Brennpunkt des syrischen Bürgerkrieges. "Ich fühle mich sehr geehrt", sagte Üzümcü als Reaktion auf die Auszeichnung im norwegischen Rundfunk.

Er betrachte den Preis als eine Bestätigung für den Beitrag, den seine Organisation in den vergangenen 16 Jahren zum Frieden geleistet habe. "Ich sehe ihn auch als eine Anerkennung der Bemühungen unserer Mitarbeiter, die jetzt in Syrien sind, und die sehr mutige Anstrengungen unternehmen, um ihre Aufgabe zu erfüllen", sagte Üzümcü.

Der Giftgasangriff bei Damaskus im August habe auf tragische Weise gezeigt, dass die Aufgabe der Vernichtung solcher Waffen aktuell sei. "Unser Mitgefühl gilt den Menschen in Syrien, die Opfer des Horrors chemischer Waffen wurden", sagte Üzümcü.

Im vergangenen Jahr hatte das Nobelkomitee die Europäische Union geehrt. Die OPWC war in diesem Jahr als einer der Favoriten für den Friedensnobelpreis gehandelt worden. Auch die 16 Jahre alte Malala Yousafzai aus Pakistan war nominiert, die sich in ihrem Heimatland für das Recht von Frauen und Mädchen auf Bildung einsetzt. In der Vergangenheit wurden schon zahlreiche andere Organisationen ausgezeichnet, darunter das Internationale Komitee von Roten Kreuz, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, die Menschenrechtsgruppe Amnesty International und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

Der Friedensnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht im schwedischen Stockholm vergeben wird. Feierlich verliehen wird er am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in der norwegischen Hauptstadt Oslo.

In diesem SZ-Artikel finden sich mehr Informationen zur Arbeit der OPWC in Syrien.

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