Bistum Limburg:Neue Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

Limburg: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst soll schon früher als bekannt von den hohen Baukosten gewusst haben.

(Foto: dpa)

Ein möglicher Strafbefehl, Rücktrittsforderungen und Kritik von allen Seiten: Es wird eng für den Limburger Bischof Tebartz-van Elst. Jetzt droht ihm neuer Ärger. Nach SZ-Informationen sollen die deutlich höheren Baukosten für die Bischofs-Residenz schon frühzeitig bekannt gewesen sein.

Von Matthias Drobinski und Gerhard Matzig

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat möglicherweise bereits seit Langem gewusst, dass die Kosten seiner neuen Residenz wesentlich höher liegen würden als öffentlich eingeräumt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll bereits Ende 2010 festgestanden haben, dass der Bau des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus gegenüber dem Limburger Dom deutlich mehr als 20 Millionen Euro kosten würde. Das Bistum hatte die Baukosten ursprünglich mit 5,5 Millionen Euro beziffert, nun soll der Komplex 31 Millionen Euro kosten; auch diese Summe könnte nicht reichen.

Bei den Bauarbeiten soll es nach den der SZ vorliegenden Erkenntnissen kaum Überraschungen gegeben haben. Die Kosten sollen also gerade nicht explodiert sein. Demnach wäre die Öffentlichkeit getäuscht worden. Unklar ist, ob der Bischof selbst von Anfang an von hohen Ausgaben wusste oder ob dies über Jahre hinweg nur seinen engsten Beratern bekannt war.

Zumindest im Juni soll der Bischof nicht die Wahrheit gesagt haben

Jochen Riebel, Sprecher des Vermögensverwaltungsrates des Bischöflichen Stuhls, der den größten Teil der Baukosten trägt, wirft Tebartz-van Elst vor, er habe zumindest im Juni 2013 nicht die Wahrheit gesagt, als er angab, die Kosten für das Zentrum betrügen knapp zehn Millionen Euro.

Der Vorsitzende des Bauausschusses der Limburger Stadtverordnetenversammlung, der SPD-Abgeordnete Paul Josef Hagen, erklärte, die ursprüngliche Planung des Bistums im Jahr 2007 habe eine deutlich größere und höhere Kapelle vorgesehen; auf die Intervention der Stadt hin sei sie dann kleiner geplant worden.

Täglich werden neue Details des Baus bekannt: So sollen die Kapelle samt Ausstattung 2,9 Millionen Euro gekostet haben, die bischöfliche Wohnung drei Millionen, der Garten fast 800.000 Euro.

Ein Schreiben an die Gläubigen werde es nicht geben

Weder der mit dem Bau beauftragte Architekt Michael Frielinghaus noch der Diözesanbaumeister Tilmann Staudt wollten zu den SZ-Informationen Stellung nehmen, dass die Kosten des Baus schon lange bekannt sein sollen. Martin Wind, der Sprecher des Bistums, erklärte, solche Fragen zu klären sei Aufgabe der Prüfungskommission, die der Bischofskonferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, eingerichtet habe. "Die Antworten werden im Prüfbericht stehen", sagte Wind.

Bischof Tebartz-van Elst erwarte "mit großer Gelassenheit" das Ergebnis; er werde halten, was er dem aus Rom nach Limburg entsandten Kardinal Giovanni Lajolo versprochen habe, und die Kosten des Baus offen legen. "Über Rücktritt hat der Bischof mit mir nicht gesprochen", sagte Wind. Ein Schreiben an die Gläubigen, das Tebartz-van Elst für das Wochenende angekündigt hatte, werde es nicht geben.

Seit bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst beantragt hat, mehren sich die Rücktrittsforderungen. Der scheidende Vizepräsident des Bundestages, Wolfgang Thierse sagte, Tebartz-van Elst solle gehen, "um einer Kirche willen, der er doch dienen soll und die nicht seine Pfründe ist".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: