Britisches "Wer wird Millionär?" wird eingestellt:Letzte Fragen

MILLIONEN-GEWINNERIN JUDITH KEPPEL

Moderator Chris Tarrant mit Millionen-Gewinnerin Judith Keppel auf einem Archivbild aus dem Jahr 2000

(Foto: DPA)

Eine Ära geht zu Ende: Der Sender ITV nimmt die britische Version der Quiz-Show "Wer wird Millionär?" aus dem Programm. Das hat jedoch weniger mit rückläufigen Quoten als mit Moderator Chris Tarrant zu tun.

Von Christian Zaschke, London

In den meisten britischen Zeitungen war es lediglich eine kleine Meldung, dabei ist in dieser Woche auf der Insel das Ende eines Stücks Fernsehgeschichte verkündet worden. Der Sender ITV teilte mit, dass die Show Who Wants to Be a Millionaire eingestellt wird. Im September 1998 lief die Sendung erstmals in Großbritannien, anschließend wurde sie zu einem weltweiten Phänomen. In Deutschland läuft sie seit 1999 unter dem Titel Wer wird Millionär? beim Privatsender RTL, moderiert vom ersten Tag an von Günther Jauch.

Der 67 Jahre alte Moderator Chris Tarrant hatte die Sendung seit der ersten Ausgabe moderiert, er ist in Großbritannien untrennbar mit dem Format verbunden. Nachdem Tarrant nun verkündet hatte, dass er nicht länger zur Verfügung stehe, entschloss sich ITV dazu, keinen Ersatz für den populären Moderator zu suchen. Lediglich einige bereits geplante Sonderausgaben mit Prominenten sollen noch gezeigt werden.

In den Anfangsjahren war die Quizsendung spektakulär erfolgreich. 1999 erreichte die Show teilweise mehr als 19 Millionen Zuschauer im Vereinigten Königreich. Im Laufe der Jahre nahm die Faszination jedoch deutlich ab. Als im Jahr 2011 im Schnitt lediglich drei Millionen Menschen zuschauten, stellte ITV die regelmäßige Ausstrahlung ein und zeigte seither vor allen Dingen Spezialsendungen, in denen Prominente um Geld für wohltätige Zwecke spielten. Unter anderem haben sich Paul McCartney, George Michael oder Stephen Fry von Chris Tarrant befragen lassen, der mindestens ebenso gut darin ist, Spannung zu erzeugen, wie Jauch das in der deutschen Ausgabe ist.

Von Großbritannien aus wurde die Show in mehr als 100 Länder verkauft, sie gilt als bisher erfolgreichstes internationales Format der Fernsehgeschichte. Die indische Ausgabe der Show steht im Zentrum des mit diversen Oscars prämierten Films Slumdog Millionaire. In 15 Jahren wurden fünf Briten zu Millionären, einem sechsten Gewinner wurde die Auszahlung der Million verweigert, weil er geschummelt hatte: Seine Ehefrau und ein Freund saßen im Publikum und gaben durch wiederholtes Husten Hinweise. Das Trio kam vor Gericht und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

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