Ecstasy:Bunte Aufputschmittel mit tödlichem Risiko

Ecstasy-Pillen in einer Hand

Ecstasy wird in der Regel in Tablettenform konsumiert. Die Pillen können weiß oder bunt sein.

(Foto: DPA/DPAWEB)

Ecstasy ist seit den 1990er Jahren in der Techno-Szene zu einem populären Aufputschmittel avanciert. Experten schätzen das Abhängigkeitspotenzial von MDMA als vergleichsweise gering ein. Wie wirken die Pillen und warum können sie lebensgefährlich werden?

Von Katrin Neubauer

Hinter dem Begriff Ecstasy (englisch: XTC) verbirgt sich das synthetische Amphetaminderivat MDMA (3,4 Methylendioxy-N-methylamphetamin). Es wurde von der Darmstädter Pharmafirma Merck entwickelt und erstmals 1914 hergestellt. Anfangs kam es als Appetitzügler zum Einsatz. Heute ist die Substanz eine illegale Droge. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu ihren Wirkungen und Risiken.

Warum ist Ecstasy in der Techno-Szene so beliebt?

"Von innen macht sich eine unheimliche Wärme breit... Dein Körper wird sich wie von selbst bewegen, du wirst so geil tanzen wie nie zuvor", beschreibt ein Ecstasy-Konsument seine Erfahrungen. Die Pillen steigern Bewegungsdrang und Energie. Gleichzeitig werden Schmerzen, Hunger- und Durstgefühl unterdrückt. Die Hochstimmung hält mit bis zu fünf Stunden sehr lange an. In der Regel genügt eine Pille, um eine ganze Nacht ohne Ermüdungs- und Erschöpfungsgefühl durchzutanzen.

Was passiert im Gehirn?

Der Körper schüttet große Mengen des Glückshormons Serotonin sowie in geringerem Maße die Leistungssteigerer Dopamin und Noradrenalin aus. Gleichzeitig verhindert die Droge, dass diese Hormone - wie unter normalen Umständen - sofort wieder von den Nervenzellen aufgenommen werden. Bei geringerer Dosis wird der Rausch vor allem als antriebssteigernd erlebt, bei höherer Dosierung überwiegt die halluzinogene Wirkung.

Wie wirkt die Droge?

Medizinern zufolge gibt MDMA Konsumenten das Gefühl, mit sich und der Welt im Einklang zu sein. Es vermittele einen stärkern Zugang zu den eigenen Gefühlen sowie unterdrückten und verdrängten Erfahrungen. Diese "innere Berührung" wird auch als entaktogene Wirkung bezeichnet. Außerdem wirkt die Substanz stimmungsaufhellend, kommunikations- und kontaktfördernd. Wegen dieser Effekte wurde sie bis 1985 in den USA und bis 1993 in der Schweiz zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt.

Welche gesundheitlichen Folgen kann der Konsum von Ecstasy haben?

Bei einmaligem Konsum folgt auf die Hochstimmung ein Kater. Er macht sich durch Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bemerkbar. Mitunter wird er von Depressionen und Angstzuständen begleitet.

Werden die Pillen mehr als einmal pro Monat eingeworfen, überwiegen allmählich die unangenehmen Nebenwirkungen. Dazu gehören Mundtrockenheit, Übelkeit und Verspannungen der Kiefermuskeln. Es kann zu einer Versteifung der Gesichtsmuskeln kommen, in der Szene "Gesichtsgulasch" genannt. Schäden an Leber und Nieren treten auf, gerade in Kombination mit dem Konsum von Alkohol. Weitere mögliche Folgeschäden sind Störungen der Herzfunktion, Infarkt, Schlaganfälle und Hirnschäden. Psychoaktive Stimulanzien, zu denen Ecstasy gehört, stehen außerdem im Verdacht, die Parkinson-Krankheit zu begünstigen.

Ecstasy hat ein geringeres Abhängigkeitspotenzial als andere Psychostimulanzien wie Speed oder Crystal Meth.

Warum sterben immer wieder Menschen an Ecstasy?

In Deutschland sterben im Jahr knapp zehn Menschen als unmittelbare Folge des Konsums von Ecstasy allein oder in Verbindung mit anderen Substanzen. In Großbritannien ist die Droge an bis zu 50 Todesfällen pro Jahr zumindest beteiligt.

Das Hauptrisiko liegt zum einen in der nicht abschätzbaren Dosierung. Eine Pille ist mit verschiedenen Streckmitteln versetzt und kann zwischen 50 und 250 Milligramm MDMA enthalten. Zum anderen erzeugt die Droge eine körperliche Daueraktivität, die einen bedrohlichen Flüssigkeitsverlust bewirken kann. Der Organismus trocknet aus und heizt sich extrem auf. Der Tanz durch die Nacht kann also schnell zum Tanz in den Tod werden.

(Quellen: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Drogen- und Suchtberichte der Bundesregierung 2011 und 2013, Bezirkskrankenhaus Bayreuth)

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