BVB verlängert mit Klopp:Anrufe bis 2018 zwecklos

"Was zusammen gehört, soll der Mensch nicht trennen": Überraschend verkünden Borussia Dortmund und Trainer Jürgen Klopp die vorzeitige Vertragsverlängerung. Auf dem Weg zum etablierten europäischen Spitzenverein verschafft sich der Revierklub damit Planungssicherheit - und sendet ein Signal an umworbene Spieler.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Der Tag hatte bei Borussia Dortmund ganz ruhig begonnen, als English Media Day, als Tag der offenen Tür nur für englische Journalisten. Der Wissensdurst der Briten allerdings, die sich seit Monaten im Wettlauf der Gerüchte befinden, zu welchem Premier-League-Klub der begabte Trainer Jürgen Klopp demnächst einfach wechseln müsse, wurde auf ganz unerwartete Art gestillt: "Was zusammen gehört", verkündete Dortmunds Vorstandschef Hans-Joachim Watzke ebenso trocken wie feierlich vom Podium herab, "soll der Mensch nicht trennen."

Um dann bekannt zu geben, dass Trainer Klopp seinen ohnehin schon bis 2016 laufenden Vertrag beim BVB soeben verlängert habe - bis "vorerst 30. Juni 2018".

Wenn die alte Journalisten-Weisheit stimmt, dass nur schlechte Geschichten gute Geschichten sind, dürften die englischen Gäste in Hochstimmung verfallen sein. Allerdings ergänzte Klopp selber später, dass durch dieses "Zeichen, das wir gesetzt haben", nun wohl auch alle Spekulationen vom Tisch seien. "Es kann jetzt keiner mehr sagen: Ja, schön und gut, aber wenn der Klopp das richtige Angebot bekommt, dann geht er ja vielleicht doch", sagte Dortmunds Trainer, der im Sommer 2008 seinen Dienst bei der Borussia begann und dann der Reihe nach mit seiner Mannschaft zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokalsieg einfuhr und zuletzt das Champions-League-Finale erreichte. "Ich kann jetzt versichern: Anrufe bei mir vor 2018 sind zwecklos!"

Watzke fasste zusammen: "Eine großartige Nachricht für alle Borussen!" Unausgesprochen wollte er wohl sagen: Und eine ganz schlechte Nachricht für alle anderen. Auch Überlegungen, Klopp könnte Joachim Löw als Nationaltrainer über kurz oder lang ablösen, haben sich nun erledigt.

Klopp ist im europäischen Spitzenfußball, vor allem seit Pep Guardiola beim FC Bayern angeheuert hat und Jose Mourinho zum FC Chelsea zurückgekehrt ist, der vermutlich begehrteste Trainer weit und breit. Reihum wurde der Dortmunder Coach, der mit seinen beiden Co-Trainer Buvac und Krawczyk gemeinsam verlängerte, mit so ziemlich allen zahlungskräftigen Klubs in Verbindung gebracht - meist mit mehreren gleichzeitig.

Zuletzt als Trainer von Arsenal gehandelt

Zuletzt handelten ihn britische Medien vor allem als künftigen Trainer von Arsenal oder Manchester United. Erst kürzlich hatte Klopp jedoch in einem Interview in England formuliert, Dortmund sei "das interessanteste Experiment im europäischen Fußball". Schließlich mische man unter lauter Klubs mit, die das zwei- bis dreifache an Gehaltsbudgets zur Verfügung hätten.

Das Gespann aus Vorstandschef Watzke, Trainer Klopp und Sportdirektor Michael Zorc grinste über weite Strecken der Pressekonferenz zufrieden um die Wette. Zorc meinte, dass das gemeinsame "Projekt noch lange nicht am Ende" sei. "Wir sind vielleicht auf halbem Wege." Den Coup hatten Watzke, Zorc und Klopp schon vor einigen Wochen eingeleitet. In der letzten Woche drohte die Nachricht der Vertragsverlängerung bereits durchzusickern. Auch deshalb hatte man sich offenbar zur Verkündung am Mittwoch entschlossen - und wegen des englischen Besuchs.

Vorstandschef Watzke verspricht sich von dem noch einmal verlängerten Deal mit Klopp auch viel Signalwirkung bei den Spielern. Sowohl bei eigenen, umworbenen Stars, wie Marco Reus oder Ilkay Gündogan, als "auch bei Spielern, die wir vielleicht in der Zukunft einmal verpflichten möchten. "Die wissen nun woran sie bei uns sind." Klopp wird als Trainer bei vielen Spielern eine ähnliche Magnetkraft zugeschrieben, wie sie etwa Pep Guardiola in München ausstrahlt.

Klopp schwärmte vor allem von der "Perspektive", die ihm die Borussia und ihre Macher böten. "Wir leben ja leider in Zeiten, in denen viele Menschen nicht auf eine große Jobsicherheit rechnen können. Da ist es, zumal in dieser Branche, wirklich außergewöhnlich, dass wir hier so eine lange Zusammenarbeit zu einem so frühen Zeitpunkt verabreden." Sollte der Vertrag 2018 tatsächlich auslaufen, wäre Klopp zehn Jahre im Amt. "Aber warum sollten wir heute schon über das Ende reden?", stellte der Trainer klar.

Klopp und Watzke berichteten am Rande auch davon, dass man keineswegs immer nur einer Meinung sei, etwa im letzten Sommer, nach dem Verlust von Mario Götze. "Aber am Ende", so Klopp, "kommen bei uns immer sehr gute gemeinsame Entscheidungen heraus."

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