Große Kreuzfahrtschiffe in Venedig:Raus aus der Serenissima!

MSC Divina Kreuzfahrtschiff Venedig Dogenpalast Markusplatz

Der Luxusliner MSC Divina gleich neben dem Dogenpalast: Diesen Anblick wird es in Venedig bald nicht mehr geben.

(Foto: dpa)

Venedig droht unterzugehen - auch weil Riesen-Kreuzfahrtschiffe über den Canale della Giudecca zum Hafen fahren. Aber nun haben die Venezianer genug.

Von Carolin Gasteiger

Venedig, Markusplatz, der "Salon Europas". Vor den Straßencafés flattern die Tauben auf, am einen Ende thront die Markuskirche mit ihren Spitztürmen, Kuppeln und goldenen Verzierungen. Überhaupt: die Rundbögen. Zwischen dem Dogenpalast mit seinen Stuckapplikationen und der Säule mit dem Markuslöwen, dem Wahrzeichen der Stadt, liegen Gondeln am Ufer vertäut.

Aber plötzlich fangen die Gondeln an zu schwanken, das idyllische Bild gerät in Unruhe: Vor den Blick auf San Giorgio Maggiore schiebt sich eine hochhaushohe Wand mit Fenstern. Wieder ein Kreuzfahrtschiff, das die Schönheit der Serenissima trübt, als es den Canale della Giudecca entlang zum Hafen fährt, um dort Tausende Passagiere einen Tag lang in die Lagunenstadt zu entlassen.

Allein im vergangenen Jahr waren es knapp 1700 Schiffe - große, sehr große Schiffe. Und die stören die Venezianer schon lange, aus diversen Gründen: Manche der Kreuzfahrtschiffe sind mehrere Hundert Meter lang und brauchen geräumige Fahrrinnen. Durch diese gelangt aber bei entsprechender Strömung zu viel Wasser in die Lagune. Mit den Wellen, die sie schlagen, zerstören sie das Fundament der ohnehin eher instabilen Stadt und die Abgase schaden Menschen und Gebäuden. Außerdem passen die Meeresriesen allein optisch nicht ins Bild, degradieren sie Venedigs Palazzi und Brücken doch zu einem Miniaturwunderland. Seit Jahren engagieren sich mehrere Bürgerinitiativen dafür, den Schiffsverkehr einzuschränken.

Mit Erfolg: Venedig will die Zahl der Kreuzfahrtschiffe nun deutlich begrenzen. Bei mittelgroßen Schiffen (mehr als 40.000 Bruttoregistertonnen) soll die Zahl der Durchfahrten um eine Fünftel reduziert werden, Fährschiffe dürfen von Januar an gar nicht mehr auf dem Canale Giudecca gar nicht mehr fahren. Von November 2014 an sollen die ganz großen Schiffe, ab 96.000 Bruttoregistertonnen, ganz verboten werden. Als Alternative wird der Canale Contorta, eine andere Wasserstraße in der Lagune, für sie schiffbar gemacht.

Passagiere der Kreuzfahrtschiffe dürften das bedauern. Es hat ja einen besonderen Reiz, sich Venedig vom Meer aus zu nähern und das Gewusel auf dem Markusplatz bequem vom Liegestuhl auf dem Sonnendeck aus zu beobachten.

Künftig müssen sie aber zum Fernglas greifen. Denn, wie Bürgermeister Giorgio Orsoni treffend bemerkt: Die größten Kreuzfahrtschiffe seien schlichtweg "nicht kompatibel mit Venedig und seiner Lagune".

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