Pleite für Bayern-Basketballer:Bitteres Wiedersehen in der Hauptstadt

ALBA Berlin v FC Bayern Muenchen - BBL

Heiko Schaffartik konnte die Niederlage in Berlin nicht abwenden.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern haben sich großzügig bei den Rivalen aus Berlin bedient. Beim Gastspiel setzt es nun eine deutliche 74:94-Niederlage, die eine hoffnungsvolle Botschaft an den Rest der Liga sendet.

Von Joachim Mölter, Berlin

Deon Thompson hatte es gut, der Flügelspieler musste nicht auflaufen am Sonntagnachmittag im Spiel der Basketball-Bundesliga zwischen Alba Berlin und dem FC Bayern München. Thompson war im Sommer von Berlin nach München gewechselt wie drei andere Profis auch; aber wegen einer gerade erst überstandenen Handverletzung durfte er pausieren und am Spielfeldrand unbehelligt mit alten Berliner Bekannten plaudern. Seine einstigen und auch jetzigen Kollegen Nihad Djedovic, Yassin Idbihi und Heiko Schaffartzik hingegen bekamen was auf die Ohren: Pfiffe! Pfiffe!! Pfiffe!!!

Das kann ganz schön nerven, wenn einen die Zuschauer in einer fremden Halle andauernd auspfeifen - auch wenn es die Münchner mittlerweile gewohnt sein müssten. Aber vor einer Kulisse von 14 500 Zuschauern spielen auch sie nicht alle Tage. "Diese Stimmung müssen sie aushalten", hatte FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß von seinen Spielern am Freitagabend gefordert, nach dem 82:68-Heimsieg über Unicaja Malaga, dem dritten Erfolg im vierten Euroleague-Spiel, und gesagt: "Danach wissen wir, wo wir stehen."

Nun, der FC Bayern München steht auch nach dem achten Spieltag an der Spitze der Bundesliga, aber nach der überraschend deutlichen 74:94 (36:50)-Niederlage nun allerdings mit ebenso zwei Minuspunkten wie die Verfolger Bonn, Quakenbrück und Oldenburg. Es war ein Dämpfer für die Münchner und eine Botschaft an den Rest der Liga: Dieser FC Bayern ist tatsächlich zu schlagen.

Unter gewissen Umständen zumindest. "Heute hat nicht viel geklappt", resümierte Bayern-Coach Svetislav Pesic, "bei der ganzen Mannschaft nicht." Sein Berliner Kollege Sasa Obradovic gratulierte zuerst einmal den Fans, "die eine wundervolle Atmosphäre geschaffen haben". Obradovic hatte die Zuschauer ja vorher eindringlich gebeten, den Gästen keinen freundlichen Empfang zu bereiten.

Die Partie zwischen den beiden Klubs war aus vielerlei Gründen aufgeheizt gewesen: Bayern-Coach Svetislav Pesic, sein Assistent Emir Mutapcic, Geschäftsführer Marko Pesic, selbst der Teambetreuer Eicke Marx sowie insgesamt sieben Profis waren einmal in Diensten von Alba gestanden und mehr oder weniger daran beteiligt, dass der Klub acht deutsche Meisterschaften gewonnen hat.

"Ich denke, jeder hat ein Willkommen verdient", hatte Svetislav Pesic vorher geäußert. Doch die Brisanz war nicht wegzudiskutieren, die die Partie erhielt wegen der Profis, welche der FC Bayern den Berlinern im Sommer abspenstig gemacht hatte.

Das war ja ein klares Signal gewesen, dass der einstige Branchenkrösus seine führende Rolle endgültig hat abgeben müssen an den aufstrebenden Rivalen aus dem Süden. Das mussten die Berliner erst einmal verarbeiten. "Es ist für uns natürlich neu, dass ein Spieler wie Thompson für uns nicht zu finanzieren ist, obwohl er innerhalb der Liga wechselt", gab Alba-Sportdirektor Mithat Demirel zu, der seinen Topscorer der vorigen Saison gern gehalten hätte.

Bayern plünderte bei Alba

Nach dem Aderlass hatten die Berliner ihren Kader komplett erneuert, vom vorigen Jahr war nur noch Kapitän Sven Schultze übriggeblieben. Alba wollte eine neue Mannschaft aufbauen, und wie das mittlerweile so ist, wenn in der Hauptstadt etwas gebaut werden soll - das Publikum war skeptisch, ob das auch was wird.

Doch spätestens die Partie gegen den FC Bayern München dürfte für einen Sinneswandel gesorgt haben. Angetrieben von den vielen Zuschauern, die jeden Ballgewinn, jeden Rebound, jeden Korb ihrer Mannschaft frenetisch feierten, entwickelten die Alba-Profis eine Leidenschaft, mit der sie die Münchner von Beginn an in die Defensive drängten.

"Wir haben von der ersten Minute an nur reagiert", haderte Pesic mit seiner Mannschaft, "das Spiel ist gelaufen, wie Alba es wollte." Das 13:12 nach sechs Minuten war die letzte Führung der Münchner, danach übernahmen die Berliner das Kommando, sie kämpften um jeden Ball, jeden Korb und wurden für ihren Einsatz belohnt. Über 21:13 (9.), 33:23 (15.) und 44:28 (18.) bauten sie ihren Vorsprung aus bis hin zum 72:53 zu Beginn des Schlussviertels.

Während bei Alba selbst die schwierigsten Würfe ins Ziel fanden, schien bei den Münchnern außer Spielmacher Malcolm Delaney (19 Punkte), Djedovic (14) und Schaffartzik (11) keiner in entscheidenden Phasen zu treffen. Bei Alba verteilten sich die Korberfolge gleichmäßiger, auffallend war jedoch, dass es die Guards waren, die am meisten Punkte erzielten: Vojdan Stojanovski (21), Cliff Hammonds (20), Reggie Redding (17) und David Logan (12). Hinzu kam eine Rebound-Überlegenheit der Berliner, die man angesichts der langen Münchner Garde auch nicht erwartet hatte. 40:27 entschieden die Gastgeber das Duell unter den Körben.

Uli Hoeneß hatte am Freitagabend noch gewarnt, man müsse erst einmal abwarten, inwieweit die Mannschaft die Doppelbelastung Euroleague/Bundesliga verkrafte. Aber Heiko Schaffarzik entgegnete: "Das dürfen wir als Ausrede gar nicht erst zulassen."

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