Staatsbürgerschaft gegen Geld:Das Geschäft mit dem Pass

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Auch der karibische Inselstaat St. Kitts und Nevis bietet seine Staatsbürgerschaft im Tausch gegen Wirtschaftsinvestitionen an.

(Foto: REUTERS)

Nicht nur Malta bietet seine Staatsbürgerschaft zum Verkauf an - für einige Länder ist das Tauschgeschäft "Pass gegen Investition" ein wichtiger Wirtschaftszweig. Im Gegenzug verschaffen sie ihren Neubürgern niedrige Steuerraten, visafreien Zugang zu anderen Ländern oder einfach einen netten Strand. Die besten Ziele für Pass-Sammler im Überblick.

Von Isabel Pfaff

Interesse an einer zweiten Staatsbürgerschaft? Es gibt Agenturen, die darauf spezialisiert sind, ihren Kunden einen zweiten Pass oder zumindest ein Aufenthaltsrecht in einem anderen Land zu besorgen. "Vermögende Kunden", wie eine der Agenturen betont. Oft leben diese Kunden in einem Land, wo die Steuerlast "unnötig hoch" ist. Oder es ist aus politischen Gründen schwierig, ein Reisevisum zu bekommen. Oder, ganz grundsätzlich: "Eine Person mit Talent und Vermögen muss ihr Leben und ihre Staatsbürgerschaft heutzutage nicht mehr auf ein Land beschränken."

Optionen für derart begabte Menschen gibt es viele: Schöne Strände gefällig und eine Einkommensteuer von null Prozent? Oder lieber ein gutes Gesundheitssystem und visafreier Zugang zu fast allen Ländern der Welt? Süddeutsche.de stellt die schönsten Paradiese für Steuerflüchtlinge und andere Zweitpass-Interessierte vor.

Malta: Seit Dienstag kann man sich die maltesische Staatsbürgerschaft kaufen. Malta ist damit das jüngste Mitglied in der Reihe der Länder, die ihre Staatsbürgerschaft zum Verkauf anbieten. Der Preis: 650.000 Euro für den Hauptbewerber oder die Hauptbewerberin, 25.000 Euro je Ehepartner und Kind. Im Gegenzug können sich die Neu-Malteser im Schengen-Raum uneingeschränkt bewegen und erhalten das Niederlassungsrecht in 28 EU-Staaten. Sonstige Bedingungen: keine. Nicht einmal wohnen muss man auf der Mittelmeerinsel. Damit hat Malta eine unkomplizierte und ziemlich günstige Variante gewählt.

Österreich: Schwieriger ist es in Österreich. Hier erhalten Menschen die Staatsbürgerschaft, die "außerordentliche Leistungen im besonderen Interesse der Republik" erbracht haben oder noch erbringen werden. Das kann eine hohe Investitionssumme sein - Gerüchten zufolge müssen diese Beträge aber im siebenstelligen Bereich liegen - oder auch nur eine schöne Stimme: 2006 hat die russische Opernsängerin Anna Netrebko den österreichischen Pass bekommen. Die Vorteile des mitteleuropäischen Landes: die hohe Lebensqualität sowie die Niederlassungs- und Bewegungsfreiheit in EU und Schengen-Raum. Trotzdem raten einige Agenturen ihren Kunden von dem Land ab. Der Grund: "das strenge und lästige Steuersystem".

Zypern: Drei Millionen Euro: Das ist die magische Grenze für die zyprische Staatsbürgerschaft, und zwar in zwei Richtungen. Ausländer, die drei Millionen Euro oder mehr in die zyprische Wirtschaft investieren, erhalten seit dem Frühjahr 2013 die Staatsbürgerschaft. Aber auch Ausländer, die drei Millionen Euro oder mehr durch die EU-Rettungskredite im März 2013 verloren haben, bekommen einen zyprischen Pass, wenn sie möchten. Davon betroffen sind viele Russen, die ihr Vermögen auf den Banken der Mittelmeerinsel angelegt haben.

Montenegro: Der kleine Staat im Südosten Europas ist erst sieben Jahre alt. Und er braucht Geld. Deshalb hat sich auch dieses Land ein Citizenship-by-investment-Programm ausgedacht: die Verleihung der montenegrinischen Staatsbürgerschaft gegen Investitionen ab einer Höhe von 500.000 Euro. "Unumstritten und glaubwürdig" müssten die Bewerber sein, verkündete die Regierung des Landes. Ungefähr so wie der ehemalige thailändische Regierungschef Thaksin Shinawatra: Der wird in seiner Heimat gerichtlich gesucht. Aber was soll's: In Montenegro investierte er ins Hotelgewerbe und bekam dafür den montenegrinischen Pass.

Karibik: Wer es warm und exotisch mag, hat mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Die Inselgruppe St. Kitts und Nevis liegt östlich von Puerto Rico und kann auf die längste Erfahrung im Pass-Business zurückblicken. Schon seit 1984 bietet die Regierung ihre Staatsbürgerschaft im Tausch gegen Investitionen an. Der oder die Vermögende müssen nur 250.000 US-Dollar in einen Wirtschaftsförderfonds einzahlen oder 400.000 US-Dollar in Immobilien investieren. Es erwartet sie ein Leben ohne Einkommensteuer, der visafreie Zugang zu knapp 130 Ländern und, natürlich, die Karibik. Einen Haken gibt's: Wer aus Iran kommt, darf sich nicht bewerben.

Ähnliche Angebote machen die Inselstaaten Antigua und Barbuda, Grenada und Dominica. Dominica, etwas südlicher als St. Kitts und Nevis gelegen, vergibt Pässe übrigens zum Schnäppchenpreis: Die erforderliche Investitionssumme ist auf der Insel so niedrig wie nirgendwo sonst - läppische 100.000 US-Dollar.

Singapur: Der südostasiatische Stadtstaat ist etwas für den gehobenen Pass-Sammler. Wer hier Staatsbürger werden will, muss nicht nur zwei Millionen US-Dollar investieren, sondern auch nachweisen, dass er oder sie nicht erst seit gestern zu den Reichen dieser Welt gehört. Nur Geschäftsleute mit jährlichen Profitraten von 160 Millionen Dollar (im Immobilienbereich) oder 40 Millionen Dollar (in anderen Wirtschaftszweigen) dürfen sich überhaupt bewerben - zunächst einmal für ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. Erst zwei Jahre später ist die Verleihung der Staatsbürgerschaft möglich. Doch der steinige Weg lohnt sich. Singapur gilt als eine der lebenswertesten Städte Asiens, und die Einkommensteuer gehört mit 15 bis 20 Prozent zu den niedrigsten weltweit. Verkraftbar scheinen da der Militärdienst für Männer in zweiter Generation und das bisschen Zensur der Medien.

USA: Wer eine Million Dollar übrig hat und die in die US-Wirtschaft investiert, erkauft sich zwar nicht die Staatsbürgerschaft, aber die Möglichkeit eines dauerhaften Aufenthaltsrechts, also einer Green Card. Manchmal reicht auch schon eine halbe Million, dann muss das Geld aber in eine ländliche oder wirtschaftlich schwache Region fließen. Ob es dann mit der Green Card klappt, ist aber nicht garantiert. Die volle US-Staatsbürgerschaft ist übrigens nicht käuflich. Dafür müssen Bewerber fünf Jahre mit dauerhaftem Aufenthaltsrecht im Land gelebt haben - oder eine US-Bürgerin oder einen US-Bürger heiraten.

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