Gründe für maues SPD-Wahlergebnis:Gabriel tadelt Steinbrück für Stinkefinger-Foto

Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel Stinkefinger SPd

Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel während des Bundestagswahlkampfes im August 2013

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Warum hat die SPD bei der Bundestagswahl nicht besser abgeschnitten? Pünktlich zum Parteitag beantwortet Parteichef Sigmar Gabriel die Frage auch mit dem Wirbel um den Stinkefinger, den Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat im SZ-Magazin gezeigt hat. Am Tag zuvor hatte Steinbrück einen Schachzug Gabriels kritisiert.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel führt das enttäuschende Wahlergebnis seiner Partei auch auf die Diskussion über das Stinkefinger-Foto von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Magazin der Süddeutschen Zeitung (hier der Link zur entsprechenden Bildstrecke) zurück. Steinbrück habe sich im Fernsehduell mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "großartig geschlagen", wodurch sowohl er selbst als auch die SPD "deutlich populärer" geworden seien, sagte Gabriel der Leipziger Volkszeitung - "bis dann plötzlich die Debatte über den Stinkefinger kam".

Steinbrück hatte die im Wahlkampf auf ihn einprasselnde, teils beißende Kritik gegen den Rat seiner Medienberater im SZ Magazin mit dem ausgestreckten Mittelfinger gekontert. Dieser diente als nonverbale Antwort auf die Frage: "Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi - um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?" Steinbrücks Kritikern bot der "Stinkefinger" neues Futter, auch einige Anhänger zeigten sich irritiert.

Zwar hätten ebenso viele Bürger über die Geste gelacht, wie sie sie unangemessen fanden, sagte Gabriel der LVZ. Das eigentliche Problem sei aber gewesen, "dass damit die politische Diskussion wieder unterbrochen wurde. Auf einmal wurde nicht mehr über Löhne, über soziale Sicherheit, über Steuergerechtigkeit, über Europa geredet. Es wurden wieder nur Haltungsnoten verteilt."

Retourkutsche für Steinbrück-Kritik?

Allerdings sieht der SPD-Vorsitzende auch eine Reihe anderer Gründe für die große Stimmenkluft zwischen den Sozialdemokraten und Unionsparteien bei der Bundestagswahl. Dazu gehöre "die enorme Popularität von Frau Merkel" ebenso wie der Ärger über die von SPD-Kanzler Gerhard Schröder angestoßene Agenda 2010 und damit verbundene Einschnitte im sozialen Netz. Zwar hätten letztere "maßgeblich zur aktuell guten wirtschaftlichen Lage beigetragen", seien von vielen Wählern aber eben auch als Verstoß gegen die "Prinzipien" der SPD wahrgenommen worden.

Möglicherweise handelt es sich bei Gabriels Kritik an Steinbrück um eine Retourkutsche. Steinbrück hatte erst am Vortag die Öffnung der SPD zur Linken für Koalitionen im Bund kritisiert. Der Kurswechsel war von Gabriel eingeleitet worden.

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