Mitten in Dachau:Auf frischer Tat ertappt

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Eine halbe Stunde lang stand ein Polizeihubschrauber am Mittwochabend über dem Dachauer Bahnhof, weil die Beamten zwei Verdächtige entdeckt hatten. Die beiden hatten aber nichts Böses im Sinn. Im Gegenteil.

Von Walter Gierlich

Die Bundespolizei setzt schon auch mal Hubschrauber ein, um Leute dingfest zu machen, die Bahneigentum zerstören. (Foto: Bundespolizei)

Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr . . . Viele Dachauer rätselten am Mittwochabend, ob sich nicht vielleicht ein Bankräuber oder gar ein Mörder am Bahnhof herumtreibt. Denn etwa eine halbe Stunde lang beschallte ein Polizeihubschrauber mit seinem Rotorenlärm den ganzen Innenstadtbereich rund um den Bahnhof und schickte einen starken Lichtstrahl auf den Bahndamm hinunter. Zeugen des Spektakels befürchteten, es habe vielleicht ein Zugunglück oder ein schreckliches Verbrechen gegeben, weil der Helikopter wie angeschraubt seine Position über dem Bahnhof hielt.

Der Hubschrauber der Bundespolizei, die für die Sicherheit auf Bahnanlagen zuständig ist, war jedoch auf einem Routineflug entlang der Strecke Dachau-Petershausen. Dabei entdeckte die Besatzung trotz Dunkelheit dank einer Wärmebildkamera tatsächlich zwei verdächtige Personen hinter der Schallschutzwand. Die Bundespolizisten vermuteten Kriminelles: Sie dachten, sie hätten ein Sprayer-Pärchen auf frischer Tat ertappt und alarmierten, da sie Eile für geboten hielten, sofort die Dachauer Polizeiinspektion. Die beiden Verdächtigen konnten derweil dem Lichtstrahl aus dem Hubschrauber nicht entkommen. Die Dachauer Polizei schickte umgehend Zivilfahnder an den Ort der vermeintlichen Freveltat, die einen 21-Jährigen und dessen 18 Jahre alte Freundin festnahmen.

Spraydosen hatten die Beiden nicht dabei, denn was sie im Schutze der Lärmschutzwand trieben, war ganz und gar keine Sachbeschädigung: Es war ein Liebesakt. Davon konnten sich die Polizeibeamten dann auch anhand der Videoaufzeichnungen der Wärmebildkamera überzeugen. Aber wenn sie schon ein Riesenspektakel um ein Liebespaar aufführten, wollten die - ganz Polizisten - nicht völlig erfolglos abziehen. Also wurden die Beiden durchsucht und siehe da: Der 21-Jährige hatte eine geringe Menge Marihuana dabei. Dieser enorme Fahndungserfolg dürfte sicher auch die Dachauer freuen, die eine halbe Stunde lang den Rotorenlärm genossen hatten.

© SZ vom 15.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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