DFB-Testspiel gegen England:Dortmund in der Überzahl

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Für Joachim Löw ist die Aufstellung gegen England eine knifflige Aufgabe. Roman Weidenfeller hütet erstmals das deutsche Tor, womöglich sind die Dortmunder gegenüber den Bayern in der Überzahl. Doch unmittelbar vor dem Bundesliga-Duell haben sie das nicht gewollt.

Von Philipp Selldorf, London

Zwei Akteure fielen beim Trainingsmatch der deutschen Nationalmannschaft im Stadion des Londoner Viertligisten FC Barnet auf: Der eine war Leverkusens Flügelspieler Sidney Sam, der so schnell an allen vorbeidribbelte und -rannte, dass ihm die Mitspieler kaum folgen konnten; der andere war Oliver Bierhoff, der als 18. Feldspieler und Aushilfs-Libero Ruhe und manchmal auch Gemütlichkeit ins Spiel brachte.

Den einen, den Leverkusener Sam, seit Monaten in bester Verfassung, werden die Zuschauer wahrscheinlich beim Länderspiel gegen England in Aktion erleben; den anderen eher nicht. Obwohl der Bundestrainer noch zu überlegen scheint, wie er nach der Trainingsstunde verriet: "Mit Libero sind wir Weltmeister geworden, mit Viererkette noch nie."

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Für Joachim Löw ist die Aufstellung des Teams, das im letzten Länderspiel des Jahres die Welt beeindrucken soll, eine besonders knifflige Aufgabe: Einige der Spieler, die in Mailand am 1:1 beteiligt waren, sind in London nicht mehr dabei. Philipp Lahm, Manuel Neuer und Mesut Özil hat der Coach nach Hause geschickt, damit sie im Dauerbetrieb etwas Luft holen können, sie dürfen das als eine Art Sonderurlaub verstehen. Sami Khedira fehlt aus bekannten traurigen Gründen, während Per Mertesacker in London wieder zugestiegen ist.

Zudem muss Löw bei seinen Planspielen berücksichtigen, dass sich am Samstag in der Bundesliga Dortmunder und Bayern gegenüberstehen werden, weshalb er auf eine wenigstens halbwegs ausgeglichene Einsatzbilanz achten dürfte.

Eine der Dortmunder Planstellen ist für Roman Weidenfeller reserviert. Torwartminister Andreas Köpke hat zwar nach dem Training mit amtlicher Miene erklärt, er werde "jetzt offiziell nichts bekanntgeben". Am Dienstag bestätigte Löw jedoch: "Roman Weidenfeller hat sich die Nominierung verdient. Er hat im Training einen fantastisch guten Eindruck gemacht."

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Weidenfeller hatte tags zuvor alle Stellungnahmen lieber noch im Konjunktiv formuliert. Sein ganzes Profileben hat er auf diesen Tag gewartet, nun wollte er ihn sich nicht durch vorlaute Bemerkungen verderben. Im Alter von 33 Jahren just im heiligen Wembley debütieren zu dürfen, das war Grund genug für Wohlverhalten.

Bei der Trainingssession am Sonntag durfte sich Weidenfeller schon auf die Viererkette einstellen, die ihm am Dienstag beistehen soll. Höwedes, Mertesacker, Hummels und Schmelzer gaben dem Dortmunder Torwart Geleitschutz, im defensiven Mittelfeld wird Löw den einen oder den anderen Bender postieren, Toni Kroos behält wohl den Platz im Mittelfeld, den er schon gegen Italien energisch besetzt hielt, ihn drängt es nicht nach einer Pause.

Auch Marco Reus dürfte auf dem linken Flügel auflaufen, was den Dortmundern gemischte Gefühle bescheren dürfte. Sie wären gegenüber den Bayern endlich mal in der Überzahl - aber so unmittelbar vor dem direkten Duell haben sie das eigentlich nicht gewollt.

© SZ vom 18.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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