Karstadt:Die Stunde des Diamantenhändlers

Beny Steinmetz

Der Milliardär Beny Steinmetz könnte bei Karstadt einsteigen - ihm eilt ein zweifelhafter Ruf voraus.

(Foto: dpa)

Der einstige Karstadt-Retter Nicolas Berggruen scheint sich aus dem Konzern zurückzuziehen, dafür betritt eine neue, schillernde Figur die Bühne: Geschäftsmann und Milliardär Benny Steinmetz. Sein Unternehmen mischt bisher überall dort mit, wo Menschenrechte nicht viel gelten und korrupte Regierungen das Sagen haben.

Von Christoph Giesen, Max Hägler, Silvia Liebrich und Stefan Weber

Karstadt ist ein Drama, auf jeden Fall, schon jetzt. Und wie es aussieht, wird diese Geschichte weitergeschrieben: Immer neue Protagonisten scheinen auf die Bühne dieser fast schon klassischen Tragödie zu drängen, jetzt sogar ein milliardenschwerer Diamantenhändler: Der Israeli Beny Steinmetz. Der einstige Retter hingegen, man kennt ihn - Nicolas Berggruen -, scheint gefallen, und tritt wohl müde in das zweite Glied. Was wird dann passieren mit dieser Geschichte, die im Jahr 1881 begann?

Damals ging es in Wismar los, eine der größten Handelsketten Deutschlands entstand, bis es vor einem Jahrzehnt nach unten ging, in die Pleite. Ein Retter stand dann vor der Tür, in dem viele lange einen beinahe echten "Engel" sahen: Der Deutsch-Amerikaner Nicolas Berggruen, ein reicher Kunstmäzen. Für einen Euro bekam er vor drei Jahren Karstadt vom Insolvenzverwalter überschrieben und versprach, sich gut zu kümmern. Doch viel passierte nicht. Die Mitarbeiter in den Läden mühten sich weiter, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Doch um endlich wieder richtig erfolgreich zu sein, wären Investitionen nötig gewesen, die Berggruen zu Beginn versprochen hatte. Sie kamen aber nie. Stattdessen splittete Berggruen das Geschäft auf: Die ganz normalen 83 Filialen behielt er; den Betrieb der lukrativen Sport- und Premiumhäuser gab er stattdessen mehrheitlich ab, an den österreichischen Investor René Benko und die von ihm gegründete Signa-Gruppe, das war im September.

Wer ist dieser Mann, der die Schule abgebrochen hat, sich dann nach oben arbeitete, geschäftlich wie privat: Wegen ihm haben in Kitzbühel schon Frauen auf der Piste geweint. Die Frage ist noch gar nicht endgültig beantwortet - da tritt nun die dritte schillernde Figur auf die Karstadt-Bühne: Beny Steinmetz. Er soll sich eingekauft haben in den Betrieb der Sport- und Premiumhäuser. Das Manager Magazin berichtet jedenfalls davon, dass er alsbald 37,55 Prozent halten wird - mehr als Berggruen derzeit.

Das Geld dürfte Steinmetz jedenfalls haben. Der Geschäftsmann und Milliardär ist eine schillernde Figur, vor allem im Diamantenhandel. Wobei seine Firma BSG - das steht für Beny Steinmetz Group (BSG) - auch dort kräftig mitmischt, wo Menschenrechte nicht viel gelten und korrupte Regierungen das Sagen haben. Etwa im Kongo, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg tobt, in dem es vor allem um die Bodenschätze des Landes geht - Kobalt und Diamanten. Blutdiamanten sagen Kritiker, weil rundherum Warlords ihre Privatkriege führen. Welche Rolle dort die Ressourcensparte der BSG genau spielt, ist unklar.

Auch zur Militärdiktatur in Guinea hat die Steinmetz-Firma Verbindungen. 2008 kam sie dort in den Besitz einer Eisenerzmine, angeblich ohne dafür etwas zu zahlen, wie die Menschenrechtsorganisation Global Witness anprangert. Der frühere Eigentümer dieser "Simandou" genannten Mine war kurz zuvor von Guineas Präsident enteignet worden. Steinmetz' Firma verkaufte später die Hälfte der Anteile für 2,5 Milliarden Dollar an einen brasilianischen Konzern. Wenn es so gewesen sein sollte, war das aus finanzieller Sicht ein Top-Deal. Auch amerikanische Ermittler interessieren sich für dieses undurchsichtige Geschäft. Sie nahmen im Frühjahr einen Berater der Steinmetz-Gruppe fest, wegen des Verdachts auf Korruption (das Magazin New Yorker hat in Guinea recherchiert).

Steinmetz selbst und seine Firma bestreiten jedoch, dass sie Bestechungsgelder gezahlt oder sich sonst etwas zu Schulden hätten kommen lassen. In einem Interview mit einer israelischen Zeitung sagte Steinmetz Mitte des Jahres, er sei da in eine ungute Situation hineingezogen worden und wolle Klarheit über die Vorgänge. Er sei zwar Eigentümer der Ressourcensparte der BSG, aber nicht in alle Entscheidungen des Managements involviert.

Und jetzt Karstadt? Steinmetz war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Bei Signa, der Benko-Firma, gibt man sich zugeknöpft und sagt lediglich, dass Steinmetz seit Anfang des Jahres an der Signa-Gruppe beteiligt sei. Doch die Gruppe ist ein Geflecht von vielen unterschiedlichen Firmen. Teile der Karstadt-Immobilien sind zum Beispiel in einer Gesellschaft gebündelt, die Signa Prime heißt. Im Aufbau ist derzeit zudem eine Gesellschaft, die wohl Signa Retail heißen soll. Diese Firma organisiert den Betrieb der Sport- und Premium-Warenhäuser. Daran könnte sich Steinmetz beteiligt haben. Die Frage ist auch, was das Manager Magazin weiterhin berichtet: Dass sich Signa die Option gesichert habe, Berggruen für einen symbolischen Euro das Geschäft der verbliebenen 83 normalen Häuser abzukaufen. Es klingt plausibel, aber nach SZ-Informationen würde die Signa-Gruppe diese Option nur dann ziehen, wenn es eine Chance gäbe, die große zweite deutsche Kaufhausgruppe, den Kaufhof, zu erwerben. "Wir machen doch nicht den zweiten Schritt vor dem ersten", sagte ein Vertrauter Benkos.

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