Thomas Häßler beim TSV 1860 München:Ein Bewerber und kein Job

HAESSLER/TSV 1860 MUENCHEN - 1. FC KAISERSLAUTERN 0:4;

So haben ihn die Löwen-Fans in Erinnerung: Thomas Häßler spielte von 1999 bis 2003 für den TSV 1860 München in der Bundesliga.

(Foto: Michael Kienzler/Getty Images)

Thomas Häßler will beim TSV 1860 München arbeiten, der Verein will ihn verpflichten - aber keiner weiß so recht, was der frühere Weltmeister an der Grünwalder Straße eigentlich machen soll. 1860 plante eine Tätigkeit im Nachwuchsbereich, doch daran hat Häßler gar kein Interesse.

Von Markus Schäflein

Friedhelm Funkel sah sich dann doch genötigt, Stellung in der Causa Icke zu nehmen. Seit der erfahrene Trainer beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München angeheuert hat, ist er es ja gewohnt, in den Presserunden Ideen anderer Personen aus dem Klub relativieren zu müssen - allerdings möglichst freundlich und sachlich, um bloß niemandem zu heftig auf die empfindlichen Füße zu treten.

Er musste Selbstverständlichkeiten erklären, wie zum Beispiel, dass der Kader halt doch nicht so großartig ist wie gedacht, ein Radikalumbau in der Winterpause aber grundsätzlich auch nicht besonders sinnvoll. Diesmal war die Aufgabe besonders knifflig. Also schickte Funkel höflich voraus, Thomas Häßler sei "ein absoluter Sympathieträger, den ich sehr schätze", das Blöde sei ja nur: "Ich brauche keinen weiteren Co-Trainer. Ich habe zwei super Co-Trainer, einen Torwarttrainer und einen Athletik-Trainer. Das reicht mir."

Es ist eine seltsame Posse, die in dieser Form einfach nur der TSV 1860 München mit seinem aufgeregten Umfeld hinkriegt: Häßler, genannt "Icke", Weltmeister von 1990 und von 1999 bis 2003 Spieler bei den Löwen, bot sich im Rahmen eines Benefizspiels - auf Nachfrage (!) - über das Stadionmikrofon (!!) für eine Position bei 1860 an. Daraufhin demonstrierten die Vereinsvertreter etwas voreilig so große Begeisterung wie die Fans auf den Rängen.

Sportdirektor Florian Hinterberger sagte, er stehe schon lange mit Häßler in Kontakt und habe ihn schon vergangenes Jahr einbinden wollen. In Internetblogs und Zeitungen wurden nun Umfragen gestartet: "Was soll Thomas Häßler bei den Löwen machen?" Keiner fragte, auf welchen Positionen der Klub überhaupt Personal sucht - oder was Häßler, 47, überhaupt machen will.

Eine Rückkehr Häßlers an die Grünwalder Straße stehe unmittelbar bevor - so lauteten bald die Schlagzeilen. Denn zum Heimspiel gegen Fürth (1:0) am Montag erklärte dann Präsident Gerhard Mayrhofer, dass "die Gespräche sehr weit" seien und Häßler "ein konkretes Angebot" vorliegen habe. Offenbar hatte allerdings niemand Häßler gefragt, was er denn gerne angeboten bekommen hätte. "Finanziell sehen wir keine Probleme", sagte zwar sein Berater Giorgi Elizbarashvili der Abendzeitung, "aber er hat den Löwen klar gemacht, dass er im Lizenzspielerbereich arbeiten möchte. Er möchte 1860 helfen - bei den Profis."

Genau dort brauchen die Löwen aber keinen Helfer. Auch für das Amt eines Techniktrainers, das Häßler bis 2011 einige Jahre beim 1. FC Köln bekleidete, sieht Funkel keinen Bedarf. "Als ich angefangen habe als Trainer, hatten wir noch nicht mal einen Torwarttrainer", sagte er. "Heute nimmt das etwas überhand. Bei Hoffenheim waren es mal 25 Spieler und 20 Trainer oder so. So etwas brauche ich nicht."

Neuer Wirt im Löwenstüberl?

Es bleibt unklar, was die Verantwortlichen dazu brachte, den stellensuchenden Häßler durch ihre Ankündigungen derart durch die Gazetten zu treiben. In einer Internet-Umfrage sprachen sich zehn Prozent der Teilnehmer dafür aus, Häßler solle Wirt im Löwenstüberl werden, einige schlugen vor, er könne als Maskottchen arbeiten; in einer anderen Abstimmung fanden 50 Prozent, er solle Sportdirektor werden.

Schon die Kölner, für die Häßler von 1984 bis zur WM 1990 149 Spiele absolvierte, taten sich bei aller Verbundenheit ja schwer, einen Job für ihn zu finden. Funkel musste jedenfalls schon wieder etwas erklären, was selbstverständlich ist: "Ein Name allein hilft 1860 nicht weiter."

Womöglich wollten die Löwen dem Weltmeister auch aus reiner Höflichkeit nicht absagen und machten ihm ein Angebot. An einer Tätigkeit im Nachwuchsbereich, die sich auch Sportdirektor Hinterberger für Häßler vorgestellt hatte - etwa als Assistenztrainer der U21 -, hat der Weltmeister von 1990 aber gar kein Interesse. "Ich will dem Verein helfen", hatte Häßler gesagt - daran konnte man schon ablesen, dass er sich eine Position mit einer gewissen Verantwortung und Strahlkraft erwartete. "Hauptsache ist, Thomas arbeitet rund um die erste Mannschaft", bestätigte Berater Elizbarashvili.

Ob Häßler am Ende überhaupt noch irgendetwas arbeitet an der Grünwalder Straße, ist mittlerweile sehr fraglich. Am Mittwoch teilte Mayrhofer mit, der Verein werde sich zu Details laufender Verhandlungen nicht äußern. Das war eine prima Idee, die allerdings etwas spät kam.

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