Streit um Salzburger Flughafen:An der Grenze brennt die Luft

Lesezeit: 2 min

Der Salzburger Flughafen ist an drei Seiten von Bergen umgeben. Das schränkt die Möglichkeiten für Starts und Landungen stark ein. (Foto: Flughafen Salzburg)

90 Prozent der Starts und Landungen auf dem Salzburger Flughafen verlaufen über bayerischem Gebiet, die Anwohner kämpfen seit Jahren gegen den Fluglärm. Bundesverkehrsminister Ramsauer droht dem Airport jetzt damit, die Überflugrechte zusammenzustreichen. Die Österreicher sprechen von einer "Kriegserklärung".

Von Heiner Effern

Nach dem ersten Schock und der Wut ist nun in Salzburg die Zeit gekommen, um Kraft zu demonstrieren im Streit um den Flughafen. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) rief am Mittwoch Prominente aus Tourismus und Wirtschaft zum Schulterschluss "zugunsten einer ungestörten Zukunft für den Flughafen Salzburg" auf.

Die sieht Schaden gefährdet, seit die deutschen Nachbarn mit einer drastischen Einschränkung der Überflüge drohen, um den Lärm gerechter auf beide Seiten der Grenze zu verteilen. Bisher verlaufen etwa 90 Prozent der Starts und Landungen über deutsches Gebiet. Eine "Kriegserklärung" hatte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die deutschen Pläne spontan im ORF genannt.

Seit Jahrzehnten kämpfen die Bewohner von Freilassing, Ainring und Saaldorf auf bayerischer Seite gegen den Fluglärm. Bisher vergeblich, an der Verteilung der Starts und Landungen hat sich im Wesentlichen nichts geändert. Bewegung kam erst in den Streit, als Peter Ramsauer Bundesverkehrsminister wurde, in dessen Wahlkreis die Orte liegen.

Nach langen Verhandlungen hätten die Salzburger zwar neue Anflugrouten entwickelt, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums, doch sie hätten "zu wenig dafür getan, dass diese neuen Verfahren genutzt werden". Ramsauer will sich nicht länger hinhalten lassen, deshalb brachte er jüngst eine sogenannte Durchführungsverordnung auf den Weg.

Diese regelt, wann und unter welchen Bedingungen Maschinen aus Salzburg über deutsches Gebiet fliegen dürfen. 18 Monate gibt Ramsauer den Nachbarn Zeit, die nötige technische Ausrüstung zu installieren und das Personal zu schulen. Danach würde nicht mehr akzeptiert, dass die Österreicher unter Verweis auf fehlende Strukturen auf Starts und Landungen über deutschem Gebiet bestehen.

Seither brennt die Luft an der Grenze. Wenn die Verordnung in Deutschland umgesetzt werde, sei der Flughafen tot, sagt ein Sprecher von Bürgermeister Schaden. Der Salzburger Airport sei auf drei Seiten von Bergen umgeben, betont ein Flughafensprecher. "Der sieht halt aus wie ein U, es geht nur auf einer Seite raus." Nach Deutschland. Die Verteilung der Maschinen beruht nicht "auf Unwillen", etwas zu ändern. "Wir können nicht anders. Wir stoßen an technische und geografische Grenzen."

Die Luft brennt

Die Salzburger hoffen, dass ihre Bundesverkehrsministerin Doris Bures den Kollegen Ramsauer am Donnerstag bei einem Treffen der EU von der Verordnung abbringen kann. "Wenn die Kuh erst aus dem Stall ist, dann kriegt man sie nur schwer wieder rein", sagt der Sprecher von Bürgermeister Schaden.

Die heftigen Reaktionen der Österreicher lassen die Bayern Hoffnung schöpfen. "Ich habe das Gefühl, dass sie uns nun ernst nehmen", sagt der Freilassinger Bürgermeister Josef Flatscher (CSU). Es könne nicht sein, dass eine Seite immer nur nehme und die andere nur gebe. Jetzt müsse verhandelt werden. Ramsauer hatte im Sommer als Ziel eine Verteilung von 70:30 genannt, immer noch zu Lasten seiner Region. Den Salzburgern wird langsam klar, dass es ohne Einlenken noch viel schlimmer kommen könnte.

© SZ vom 28.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: