Vorschlag gegen Fußball-Gewalt:Auswärtskarten nur gegen Identifizierung

Freitagabend in Düsseldorf: Karlsruher Fans brennen in der Kurve bengalische Feuer ab. (Foto: dpa)

"Wer so etwas sieht, fühlt sich wie im Krieg": Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius macht einen neuen Vorschlag, wie Randalen rund um den Fußball begegnet werden soll. Gäste-Fans sollen demnach in Sonderbussen anreisen und sich am Spielort registrieren. In den Niederlanden habe sich das bewährt.

Verschärfte Auflagen für Gäste-Fans sollen die Gewalt im deutschen Fußball eindämmen. Der Vorsitzender der Innenministerkonferenz (IMK), Boris Pistorius, will einen entsprechenden Vorschlag mit seinen Ressortkollegen in der ersten Dezember-Woche in Osnabrück erörtern. "Was leider immer wieder geschieht, ist unfassbar. Diese Gewalt dürfen wir nicht hinnehmen. Wer so etwas sieht, fühlt sich wie im Krieg", begründet der SPD-Politiker in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Pistorius, Innenminister Niedersachsens, will das "holländische Modell" für Hochrisikospiele einem Praxistest in Deutschland unterziehen: "Findet ein Spiel mit hoher Risikoeinstufung statt, erhalten die anreisenden Fans ihre Karten erst am Spielort nach ihrer Identifizierung ausgehändigt. Zu den Bedingungen zählt insbesondere eine geregelte Anreise, etwa mit Sonderbussen. Das muss zusätzlich bei der Kartenübergabe nachgewiesen werden."

Ein IMK-Votum für seine Pläne sieht Pistorius für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Verpflichtung an. "Ich erwarte, dass der Vorschlag zumindest erprobt wird", sagte er. Die Innenministerkonferenz findet vom 4. bis 6. Dezember in Osnabrück statt.

Nach den wiederholten Eskalationen der Gewalt hält Pistorius eine härtere Gangart gegen Krawallmacher für alternativlos: "Vermummte Gewalttäter, Hubschrauber kreisen, Einsatzkräfte überall: Das kann man keiner Stadt mehr zumuten, den Menschen nicht, die dort wohnen und auch nicht den eingesetzten Polizistinnen und Polizisten."

Die Fan-Projekte der Klubs sieht Pistorius mit der Problematik überfordert: "Wenn es um rohe Gewalt geht, helfen keine Fan-Projekte. Den Kern der Straftäter erreichen Sie so nicht."

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