Internet-Enzyklopädie:Kostenlose Wikipedia auf afrikanischen Handys

Jimmy Wales, founder of the user-edited Wikipedia, pauses during an interview with Reuters in Jerusalem

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales (Archivbild von 2009)

(Foto: REUTERS)

Millionen Menschen in Industrieländern schlagen dort nach, doch Afrika bleibt weitgehend außen vor. Denn günstige Internetzugänge sind selten. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales wirbt für eine innovative Lösung.

Von Thomas Hallet

Jimmy Wales hat viel erreicht mit seinem Lexikon, das seit fast 13 Jahren online ist: Jeden Monat blättern 521 Millionen Menschen in 287 Sprachen in mehr als 31 Millionen Wikipedia-Seiten. In den Industrieländern ist das digitaler Alltag. Doch der größere Teil der Menschheit gehört noch nicht zur Wikipedia-Gemeinde: Südamerika, China, und der größte Teil Afrikas. Das werde sich in den kommenden Jahren rapide ändern, sagte Wales während der Niels-Bohr-Konferenz in Kopenhagen, die am Freitag zu Ende ging.

Wo Festnetze selten sind, soll sich die Welt per Mobilfunk öffnen. Ein ganzer Kontinent, behauptet Wales, bricht derzeit auf ins mobile Internet: "Dort geschieht gerade das, was in den USA, in Europa und in Japan Ende der Neunzigerjahre geschehen ist: Hunderte Millionen Menschen bekommen Zugang zum Internet." Die Funknetze in Afrika wachsen, die Bandbreiten nehmen rasch zu und die Zahl der Mobiltelefone ebenso. Anders als oft behauptet, nutzten die Menschen dort Handys keineswegs, um sich vor allem über Getreidepreise zu informieren oder einen Ausbruch von Malaria zu melden, sagt Wales. In Wirklichkeit, das zeigten seine Zahlen, suchten sie im Internet dasselbe wie alle: den Zugang zu Google, Facebook, Twitter und Wikipedia. "Sie wollen teilnehmen an der weltweiten Konversation". Aber: Während Mobilgeräte einigermaßen erschwinglich geworden seien, sei die Nutzung von Datendiensten noch teuer.

Wales' Antwort auf diesen Konflikt heißt "Wikipedia Zero". Seit einigen Monaten sind Wikipedia-Unterhändler unterwegs und bringen die Betreiber von Mobilfunknetzen dazu, ihren Kunden den Zugang zur Enzyklopädie ohne Entgelt zu ermöglichen - die Wikiseiten sollen also im Unterschied zu anderen Netzdaten gratis sein, wenn auch zum Teil nur in einer Textversion. Folgt der Nutzer Verknüpfungen außerhalb des Wikipedia-Angebots, erscheint ein Warnhinweis. Für Mobilfunkfirmen ist die Kooperation mit dem Online-Lexikon kein Geschäft, allenfalls Eigenwerbung. Aber das Konzept scheint zu überzeugen.

Jimmy Wales zeigt eine Afrika-Karte, auf der die Länder grün, gelb oder blau gefärbt sind, je nachdem, wo Wikipedia Zero bereits funktioniert: Grün sind zum Beispiel Kenia, Kongo und Uganda. Über die Zero-Zugänge werden derzeit 40 Millionen Seiten aufgerufen. In zwei oder drei Jahren, schätzt Jimmy Wales, wird es das Zehnfache sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: