Auslosung zur Fußball-WM:Hände hoch!

Brazil Soccer World Cup Final Draw

Lenkte offenbar von der Auslosung ab: Moderatorin Fernanda Lima (li.)

(Foto: dpa)

Der Fußball-Weltverband Fifa wehrt sich gegen den Vorwurf, ihr Generalsekretär habe bei der Auslosung zur WM in Brasilien geschummelt. Trotzdem kursieren munter die Verschwörungstheorien. Dabei könnte die Fifa die Gerüchte ganz einfach entkräften.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Vielleicht hätte es schon geholfen, wenn an Stelle von Fernanda Lima einer vom Charakter des Walter Baresel bei der Auslosung zur WM 2014 ins Bild gerückt worden wäre. Ein biederer Bildschirmbeamter mit Kassengestell, anstatt der Moderatorin mit dem tiefen Dekolleté.

Baresel, verstorben 1998, fungierte über Jahrzehnte als Glücksfee des deutschen Fußballs. Als "Vorsitzender des Spielausschusses", wie es damals umständlich formal hieß, oblag es ihm, in der ARD-Sportschau die Auslosung zum DFB-Pokal zu präsentieren. Gut, auch der strenge Hanseat war nicht unfehlbar, einmal ließ er bei der Ziehung zur ersten Hauptrunde das Los der Stuttgarter Kickers unter den Tisch fallen, ohne dass es jemand bemerkte.

Dennoch: Trotz Baresels langer Fron am Lostopf wurden ihm nie auch nur annähernd so schwärmerische Girlanden gewunden wie jetzt der Senhora Fernanda Lima. Zu ihr fiel nicht nur der Gazzetta dello Sport aus Mailand ein, sie sei der "Zauber der WM-Auslosung" gewesen.

Fernandas Charme hat am Freitag in Costa do Sauípe ein wenig abgelenkt vom schmucklosen Prozedere eines solchen Losverfahrens. Denn erst mit leichter Verzögerung wurde speziell in südamerikanischen Medien ein Mangel an Transparenz beklagt, zum Vorteil der Argentinier.

Die Mannschaft aus dem Land des mächtigen Fifa-Vizepräsidenten Julio Grondona wurde in jene Gruppe gelost, die sie sich aufgrund logistischer und klimatischer Präferenzen erhofft hatte. Und auf Youtube ist derzeit ein Video mit dem Titel "Manipulación sorteo del Mundial 2014" (Manipulation der Auslosung der WM 2014) ein Hit, am Dienstag war es schon mehr als fünf Millionen mal angeklickt worden. Wiederholt wird in Zeitlupe, wie Jérôme Valcke, Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes Fifa und Herr der Auslosung, die ihm gereichten Kugeln nicht über, sondern hinter der Pultwand öffnet.

Es sollte eigentlich ein Leichtes für die Fifa sein, dem Vorwurf fehlender Transparenz zu begegnen - und nicht nur mittels einer Presseerklärung, wie es am Dienstag geschah. Es gibt ja jetzt eine Verdachtslage, die sich die Fifa selbst zuzuschreiben hat, weil Spekulations-Lücken offen sind. Weil am Freitag nicht einmal hinters Pult geschaltet wurde, weil nie zu sehen war, was Valckes Hände hinter dem Pult taten.

Diese Lücken wären zu schließen, denn in ihrer Erklärung verweist die Fifa darauf, dass mindestens sieben Kameras auf Valcke gerichtet waren. Jederzeit und aus diversen Perspektiven. Der Regisseur der in Fifa-Regie produzierten Bilder habe seine Auswahl halt so getroffen, wie er sie getroffen hat, heißt es jetzt.

Vorschlag zur Transparenz: Die Fifa veröffentlicht die Bilder ihrer Über-Hand- und Hinter-Pult-Kamera im Internet. Kaum jemand würde dann noch das Video "Manipulación sorteo del Mundial 2014" anklicken. Denn was wäre das für eine spannende Übertragung: Nicht nur die ständige Totale von vorne, die am Freitag trotz Senhora Fernanda ein bisschen langweilte. Sondern endlich ein Perspektiv-Wechsel hinter die Kulisse.

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