Schalke 04 besiegt Basel:Aus dem Vier-Mann-Abseits ins Achtelfinale

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Schalke 04 beginnt nervös gegen den Schweizer Meister, dann wird es kurios: Ein Basler fliegt nach Notbremse vom Platz, Joel Matip trifft aus extrem abseitsverdächtiger Position zum 2:0. Schalke bezahlt den Sieg aber mit zwei Verletzten.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Draußen Nebel wie im Edgar-Wallace-Klassiker, drinnen unter dem geschlossenen Dach der Arena Angst und Schrecken. Der Abend begann mit schaurigen Vorzeichen, aber er verlief für Schalke 04 weit weniger furchterregend, als das von vielen erwartet worden war. Mit einem 2:0 (0:0)-Sieg qualifizierten sich die Gelsenkirchener für das Achtelfinale der Champions League, und sie mussten dafür nicht mal zittern. Am Schluss war es sogar ein gnädiges Resultat für den Schweizer Meister, den FC Basel.

Den Schalker Start ins Spiel mit dem Wort nervös zu beschreiben, wäre eine gekonnte Untertreibung. Felipe Santana sorgte für nacktes Entsetzen, als er einen Kurzpass geradewegs zum Gegner lenkte und damit die Deckung aufs Peinlichste entblößte - der Basler Vorstoß landete jedoch im Abseits.

Wie er es zuletzt häufig praktiziert hatte, verzichtete Trainer Jens Keller auf Mittelstürmer Adam Szalai und schickte stattdessen Kevin-Prince Boateng ins Angriffszentrum. Dort hätte er nach zehn Minuten beim ersten gelungenen Angriff beinahe sein Glück gefunden, doch bei der Hereingabe von Jefferson Farfán kam ihm Taulant Xhaka zuvor, der sich aber ebenfalls als torgefährlich erwies: Xhakas Rettungsmanöver endete an der Latte, beim Nachschuss von Max Meyer klärte Ivan Ivanov auf der Linie.

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Doch auch nach diesen Aufregungen dauerte es eine ganze Weile, bis die Schalker auf Heimspielbetrieb schalteten. Das Spiel nahm allenfalls mäßiges Tempo auf, das Kombinationsspiel der Gastgeber stockte, Basel begnügte sich mit Schadensvermeidung, das Publikum verstummte bis auf ein standhaftes Häuflein von Fans in der Nordkurve. Spannend wurde es nur, wenn Farfán intervenierte. Nach 17 Minuten startete er im Alleingang zur Invasion des Strafraums, verfehlte aber mit seinem Schuss knapp das Ziel.

So vergingen die Minuten, bis sich Benedikt Höwedes hochnotpeinlich in einen Zweikampf mit Basels Marco Streller verstricken ließ. Als Sieger ging er daraus nur auf Kosten eines notbremsenverdächtigen Fouls hervor, was ihm nicht nur eine gelbe Karte, sondern auch einen Muskelfaserriss einbrachte. Er musste den Platz verlassen, was allerdings eine produktive Rochade auslöste.

Während Joel Matip aus dem Mittelfeld in die Verteidigung wechselte, rückte Boateng ins Zentrum ein, und Szalai bezog den Posten in der Angriffsspitze. Schon seine erste Aktion bescherte dem Spiel den Wendepunkt: Ivanov stoppte den Ungarn am Strafraum mit einem plumpen Foul, das Schiedsrichter Tagliavento als Notbremse identifizierte, und schlagartig änderte sich nicht nur das Zahlenverhältnis auf dem Platz, sondern gleich das ganze Bild.

Plötzlich war Schalke der Chef im Haus, und der Chef unter den Chefs war Julian Draxler, der das Spiel seiner Elf lenkte und prägte. Seine kunstfertige Ballbehandlung warf Fragen auf. Zum Beispiel: Wie ist das menschenmöglich?

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Ein Tor wollte bis zur Halbzeit trotzdem nicht mehr fallen. Aber auch nach dem Wechsel blieb Schalke offensiv, und gerechterweise blieb es Draxler vorbehalten, das erste Tor zu schießen. Eine Flanke von Farfán legte er so sanft in die Ecke, als wäre der Ball ein rohes Ei (51.). Und der nächste Treffer sollte nicht lange auf sich warten lassen. Bei einem Freistoß von Farfán stellte die Basler Abwehr die Schalker Angreifer ins Abseits - was der Linienrichter allerdings anders wahrnahm. So standen vier Königsblaue allein vor Yann Sommer, und Matip schob den Ball locker in die Ecke. Proteste der zurecht entsetzten Schweizer fanden kein Gehör, das 2:0 blieb eine Tatsache (57.).

Mit zehn Mann fand Basel nicht mehr die Kraft und die Mittel. Das Spiel, das als Nervenschocker angekündigt war, lief friedlich auf sein Ende zu, die Hausherren konnten es sich leisten, ein halbes Dutzend luxuriöser Chancen zu verschleudern. Beunruhigend war aus Schalker Sicht nur der Muskelfaserriss, den sich Draxler einhandelte - es sehe so aus, als ob er wie auch Höwedes "in diesem Jahr nicht mehr spielen können", stellte Keller fest. Draxlers Mitspieler aber vollendeten das Werk, das er begonnen hatte.

© SZ vom 12.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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