Münchner Philharmoniker:Protest gegen Gergiev

Valery Gergiev, 2013

Valery Gergiev - der künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker

(Foto: Robert Haas)

Der künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker kommt für ein Gastspiel - und muss mit Protesten rechnen: Die Rosa Liste hat angekündigt, "gegen die unsäglichen Äußerungen" Valery Gergievs zu demonstrieren. Er hatte die Anti-Schwulen-Politik seines Freundes Putin verteidigt.

Von Evelyn Vogel

Sie wollen ihm Liebesgrüße schicken. Aber auf diese Art der Begrüßung würde der designierte Chef der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, sicher gern verzichten, wenn er am kommenden Mittwoch in der Philharmonie mit seinem zukünftigen Orchester ein Strawinsky-Programm aufführen wird. Die Rosa Liste hat angekündigt, "gegen die unsäglichen Äußerungen Valery Gergievs und gegen die repressive und menschenrechtsverletzende Politik gegenüber Homosexuellen und allen Andersdenkenden im ,Putin-Russland'" zu demonstrieren - unter anderem mit einem Aktivistenchor. Motto der weltweiten Protestaktion: "To Russia with Love".

Putin unterzeichnete im Juni ein sogenanntes Anti-Homosexuellen-Propaganda-Gesetz, das jede Form der öffentlichen positiven Äußerung zu Homosexualität in Russland unter Strafe stellt. Weltweit protestieren Menschen seither gegen diese Kriminalisierung von Homosexuellen. Gergiev verteidigte die repressive Gesetzgebung: Das umstrittene Gesetz ziele nicht auf Homosexuelle, sondern auf Pädophile. Rita Braaz von der Rosa Liste ist empört: "Mit dieser Äußerung stellt er Homosexuelle mit Kindervergewaltigern gleich und verleugnet die aktuelle Hass- und Verfolgungspolitik der Putin-Regierung gegenüber Lesben, Schwulen und Transgendern." Sie fordert: "Herr Gergiev sollte sich umgehend gegen die Menschenrechtsverletzungen in Russland aussprechen und sich zukünftig an die Antidiskriminierungsrichtlinien der Landeshauptstadt München halten." Auch Münchner Opernintendanten erwarten eine Klarstellung: "Ich finde, das Fundament der Kunst ist Wahrhaftigkeit und Humanität", sagte der Chef der Bayerischen Staatsoper, Nikolaus Bachler, dem Münchner Merkur. "Es versteht sich daher von selbst, dass man schon aus Eigeninteresse als Künstler nicht schweigen kann zu Inhumanität und Menschenrechtsverletzungen." Der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Josef Köpplinger, äußerte sich in der Zeitung ähnlich: "Gerade wenn man auf gelebte Geschichte zurückblickt, auf das 20. Jahrhundert mit all seinem Terror und seinen Auswüchsen, auch auf die vergangenen zehn Jahre, dann müsste es für einen vernünftig denkenden Menschen reichen, zu gewissen Dingen zu sagen: Nein, so nicht."

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