Dietramszell:Im zweiten Anlauf auf Distanz zu Hitler

Adolf Hitler und Paul von Hindenburg waren in der NS-Zeit Ehrenbürger von Dietramszell. Der Gemeinderat sah zunächst keine Veranlassung, dies zu ändern. Jetzt hat er sich doch anders entschieden.

Von Petra Schneider

Der Gemeinderat Dietramszell hat sich jetzt doch einstimmig von den in der NS-Zeit verliehenen Ehrenbürgerwürden für Adolf Hitler und Paul von Hindenburg distanziert und diese in aller Form aberkannt. In einer Sondersitzung hob der Gemeinderat einen Beschluss der Vorwoche auf, der zu einer Protestwelle geführt hatte.

In einer gemeinsamen Erklärung begründeten die acht Gemeinderäte, die zunächst gegen eine Distanzierung von der Ehrenbürgerwürde gestimmt hatten, ihr Votum: Sie seien der Meinung gewesen, dass die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod Hitlers und Hindenburgs erloschen sei. Die damalige Verleihung sei ein Teil der Dietramszeller Geschichte, den man nicht verdrängen dürfe. "Es war nie die Absicht, die Verbrechen eines Adolf Hitler zu verharmlosen. Wir haben aber unterschätzt, dass unser Abstimmungsverhalten so verstanden werden könnte", heißt es in der schriftlich vorbereiteten Erklärung.

Man übernehme die Verantwortung und bedauere zutiefst, dass Dietramszells Ruf in der Öffentlichkeit beschädigt worden sei. Zuvor hatten die Autoren Peter Probst und Amelie Fried in bewegenden Stellungnahmen an die Gemeinderäte appelliert, ihren Beschluss zu korrigieren. Das Ehepaar lebt seit mittlerweile 22 Jahren in Dietramszell, beide engagieren sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus. "Ich hoffe, Sie fällen Ihre Entscheidung nicht aus Bequemlichkeit oder Opportunismus", sagte Fried. Wichtig sei die innere Überzeugung. "Zeigen Sie, dass Dietramszell geschichtsbewusst, demokratisch und weltoffen ist", forderte Peter Probst.

© SZ vom 19.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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