Großdemo für den Erhalt der "Roten Flora":Schwere Ausschreitungen in Hamburg - Dutzende Verletzte

Ausschreitungen nach Demonstration im Schanzenviertel

Brennende Mülltonnen und Tränengas: Im Hamburger Schanzenviertel ist es zu schweren Krawallen gekommen. Die Polizei hatte eine Demonstration für den Erhalt des linken Kulturzentrums "Rote Flora" aufgelöst.

(Foto: dpa)

Straßenschlachten mit Böllern und Wasserwerfern: Im Hamburger Schanzenviertel gehen linksalternative Aktivisten für den Erhalt des Kulturzentrums "Rote Flora" auf die Straße. Nachdem die Polizei die Demonstration stoppt, kommt es zu Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten.

Es war eine der größten Demonstrationen, die Hamburg in den vergangenen Jahren erlebt hat - und sie entwickelte sich zu den größten Krawallen seit langem mit 120 verletzten Polizisten, 19 davon schwer.

Die Entwickung im Überblick:

Böller, Rauchbomben und Tränengas: Etwa 7300 überwiegend linksalternative Teilnehmer haben sich vor dem besetzten Kulturzentrum im Schanzenviertel versammelt. Kurz nach dem Beginn der Demonstration um 15 Uhr kommt es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen einigen Teilnehmern und den Einsatzkräften. Die Polizei setzt einen Wasserwerfer ein.

Polizei löst die Demo auf: Nachdem Beamte mit Pflastersteinen, Böllern und Rauchbomben beworfen werden, stoppen die Einsatzkräfte den Zug der Demonstranten und erklären die Veranstaltung für beendet. Grund seien massive Angriffe gewesen, sagt eine Polizeisprecherin. So seien Polizisten von einer Brücke aus mit Gegenständen beworfen worden. Zudem seien Baustellenabsperrungen auf die Straße gezogen und ein Drogeriemarkt, in dem sich Kunden befunden hätten, mit Steinen attackiert worden. Bis zum späten Abend zählte die Polizei mehr als 80 verletzte Beamte, einige von ihnen mussten ihren Einsatz beenden und stationär im Krankenhaus versorgt werden. Genauere Angaben zur Zahl der verletzten Demonstranten gab es zunächst nicht. 16 Menschen seien wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs vorläufig festgenommen worden, sagte die Polizei. In der Kastanienallee nahe der Reeperbahn seien zudem 120 Menschen in Gewahrsam genommen worden. Das Nachrichtenmagazin Hamburg Mittendrin berichtet, dass die Aktivisten zuvor von der Polizei eingekesselt worden seien.

Kritik an Einsatztaktik: Die Polizei habe wahllos Tränengas in die Menge gesprüht, heißt es auf der Online-Seite des Hamburger Abendblattes, das sich auf Teilnehmer beruft. Auch Christiane Schneider, die für die Linke in der Hamburger Bürgerschaft sitzt, wirft der Polizei eine eskalierende Taktik vor.

Straßenschlachten auf der Schanze: Den Platz vor dem Kulturzentrum Rote Flora hat die Polizei geräumt. Doch, wie das Hamburger Abendblatt schreibt, machen sich die Teilnehmer der aufgelösten Demonstration in Richtung Neuer Pferdemarkt auf den Weg. Außerdem flögen weiter Böller und Steine.

Gesamte Innenstadt zum "Gefahrengebiet" geklärt: Die Polizei, die in Hamburg mit mehr als 3100 Beamten im Einsatz war, wappnet sich für mögliche Krawalle bei der Großdemo. Zwischen 14 und 23 Uhr können Beamte dort ohne konkreten Verdacht Menschen durchsuchen oder in Gewahrsam nehmen sowie Platzverweise erteilen. "Es besteht die Gefahr, dass gewaltbereite Linksextremisten versuchen werden, in den Innenstadtbereich zu gelangen", so begründet die Polizei ihre Maßnahme. Die Beamten stufen etwa die Hälfte der Teilnehmer als gewaltbereit ein.

Warum demonstrieren die Aktivisten? Der Protest richtet sich gegen eine mögliche Räumung des seit mehr als 20 Jahren besetzten Kulturzentrums "Rote Flora", mit der Eigentümer Klausmartin Kretschmer gedroht hat. Außerdem geht es um ein Bleiberecht für Flüchtlinge und die sogenannten "Esso-Häuser" an der Reeperbahn. Die Häuser waren in der Nacht zum Sonntag wegen Einsturzgefahr evakuiert worden, die Mieter mussten evakuiert werden.

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