Umstrittener Online-Händler:Streik bei Amazon beendet

Streik Amazon

Der Internet-Händler Amazon ist an seinem Logistik-Standort in Bad Hersfeld bereits mehrmals bestreikt worden - diesmal traf es den Konzern im Weihnachtsgeschäft.

(Foto: dpa)

Sechs Tage lang streikten Amazon-Beschäftigte in Deutschland, nun ist der Streik beendet - vorerst. Bislang wurde dem Versandhändler zufolge das Geschäft nicht beeinträchtigt. Doch die Gewerkschaft Verdi hält eine Fortsetzung nach Weihnachten für möglich.

Die Gewerkschaft Verdi will ihre Streiks beim weltgrößten Versandhändler Amazon vorerst beenden. Vor Weihnachten sei keine neue Arbeitsniederlegung geplant, sagte eine Verdi-Sprecherin.

Die Streiks hatten am Montag an drei Standorten begonnen, neben Leipzig und Bad Hersfeld hatten erstmals auch im bayrischen Graben Amazon-Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, um ihren Forderungen nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Ob die Gewerkschaft im Umtauschgeschäft nach den Weihnachtstagen erneut zum Streik aufrufen wird, blieb zunächst offen. "Wir müssen nach den sechstägigen Streiks erst einmal durchatmen und die Aktionen auswerten", so Sprecherin Mechthild Middeke. Auch 2014 werde die Gewerkschaft nicht lockerlassen.

Verdi fordert in dem seit Monaten andauernden Konflikt von dem Konzern höhere Löhne und tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. Die Arbeitnehmer kritisieren außerdem permanenten Leistungsdruck und befristete Arbeitsverhältnisse.

Insgesamt arbeiten Amazon zufolge derzeit in den neun deutschen Logistikstandorten rund 9000 fest angestellte Mitarbeiter, unterstützt würden sie von 14.000 Saisonarbeitern. Der Konzern zeigte sich bislang unbeeindruckt: Die Streiks hätten das Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigt.

53 Bestellungen in der Sekunde

Die Verdi-Verantwortlichen werteten den mit sechs Tagen bisher längsten Ausstand des Konflikts als Erfolg. Amazon habe größere Anstrengungen unternehmen müssen, um umzuplanen, sagte Verdi-Sprecherin Middeke. "Wir wissen aber auch, dass wir noch nicht die Kraft und Organisationsstärke haben, um Amazon in Verhandlungen zu zwingen." Für Amazon ist es nach Ansicht von Branchenbeobachtern ohnehin leicht gewesen, sich auf die Streiks einzustellen. In dieser Saison hat Amazon zusätzlich zu seinen 9000 Mitarbeitern bundesweit noch 14 000 Aushilfen engagiert.

Für den Einzelhandel insgesamt und auch für Amazon ist die Weihnachtszeit die umsatzstärkste Phase im Jahr. Allein am diesjährigen Rekordtag, dem 15. Dezember, bestellten Kunden bei Amazon dem Unternehmen zufolge in Deutschland 4,6 Millionen Produkte - das entspricht 53 Bestellungen in der Sekunde.

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