Schulen in München:Gymnasien nehmen mehr Schüler auf

München, Gymnasium Trudering, Friedenspromenade, 1. Schultag,

Im laufenden Schuljahr haben sich 11,5 Prozent mehr Schüler an bayerischen Gymnasien angemeldet als früher. Besonders das neue in Trudering war beliebt.

(Foto: Angelika Bardehle)

Zehn Jahre lang hat München die Schülerzahl an Gymnasien gedeckelt, nun ist das Limit ausgesetzt - und dabei soll es erstmal bleiben. Die CSU fordert sogar, es dauerhaft aufzuheben. Dahinter steckt ein alter Streit zwischen Stadt und Freistaat.

Von Melanie Staudinger

Es ist ein fast unscheinbarer Satz, der gehörig Verwirrung gestiftet hat. "Für die städtischen Gymnasien ist die Zahl der insgesamt zu bildenden Eingangsklassen per Stadtratsbeschluss auf 50 begrenzt", steht auf der Internetseite des Bildungsreferats. Danach folgen Informationen zum Probeunterricht und zur Anmeldung der Fünftklässler im Mai.

Denselben Satz hat auch die CSU-Stadtratsfraktion in der Informationsbroschüre zur Einschreibung an den Gymnasien für das kommende Schuljahr entdeckt. "Weg mit der Beschränkung", fordert nun Fraktionschef Josef Schmid. Die Deckelung führe zu einer Umverteilung der Kinder.

Wer seinen Wunschplatz an einem Gymnasium der Stadt nicht bekommt, muss auf ein staatliches gehen. Das sei, klagt Schmid, mit der Trennung von Freunden, weiteren und gefährlicheren Schulwegen sowie überfüllten staatlichen Gymnasien verbunden; die seien schließlich verpflichtet, die Abgewiesenen aufzunehmen.

Irritation bei der zweiten Bürgermeisterin

Münchens zweite Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) zeigt sich irritiert über diese Vorwürfe. Zum laufenden Schuljahr habe der Bildungsausschuss des Stadtrats schließlich erstmals seit 2003 die starre Grenze von 50 Eingangsklassen an städtischen Gymnasien aufgehoben. Der Beschluss gilt zunächst nur für dieses Jahr, über das kommende sei im Stadtrat noch nicht gesprochen worden.

"Was die CSU nicht wissen kann, ist, dass wir referatsintern bereits eine Sitzungsvorlage vorbereitet haben", sagt Strobl. Diese will die für Schulpolitik zuständige Bürgermeisterin dem Ausschuss Ende Januar vorlegen. "Wir sind nicht der Meinung, dass wir die Deckelung wieder einführen sollten", erklärt Strobl. Endgültig müsse aber das Gremium darüber befinden.

Rappelvolle Gymnasien

Der Stadtrat hatte 2003 beschlossen, nur noch 50 Eingangsklassen zuzulassen; damals musste die Stadt sparen. "Die städtischen Gymnasien waren rappelvoll, an den staatlichen gab es freie Kapazitäten", erklärt Strobl. Die Schüler sollten besser verteilt werden. "Das ist uns auch gut gelungen", sagt die Bürgermeisterin und räumt zugleich ein, dass sich viele unglückliche Eltern beschwert hätten, deren Kinder nicht die gewünschte Schule besuchen konnten.

Auch Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) war wenig erfreut von der Beschränkung. "Das hat dazu geführt, dass plötzlich staatliche Schulen überfüllt waren, während die städtischen Gymnasien daneben leere Klassenzimmer hatten." Spaenle vermutet hinter dem Deckelungsbeschluss der rot-grünen Rathausmehrheit ohnehin einen anderen Grund: "Da sollen Finanzierungsfragen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden."

Die Stadt bekommt Personalkostenzuschüsse für ihre Lehrer, eine Pauschale, die ihr und den anderen Kommunen in Bayern, die eigene Schulen betreiben, nicht ausreicht. Mit der Deckelung, so vermutet der Minister, solle Druck auf den Freistaat ausgeübt werden. Es müsse aber auch ohne Beschränkung der Klassen möglich sein, einen vernünftigen Ausgleich zu schaffen.

Fällt die Deckelung dauerhaft weg?

Laut Strobl kam der nun auch zustande. Erstmals hat der Stadtrat die Deckelung aufgehoben - als Reaktion auf die steigenden Schülerzahlen. Die Stadt bildete im Herbst fünf Eingangsklassen mehr an ihren 14 Gymnasien. Nahezu alle Bewerber bekamen einen Platz, auch weil sich mehr Schüler gleich an den 25 staatlichen Schulen angemeldet hatten.

Die Eltern waren offenbar zufrieden. "Ich zumindest habe keine Beschwerdebriefe mehr bekommen", sagt Strobl. Deshalb solle die Aufhebung der Deckelung auch keine Eintagsfliege bleiben - bis auf Weiteres zumindest. Diesen Zusatz soll der Bildungsausschuss ebenfalls beschließen und nicht, wie von der CSU gefordert, eine dauerhafte Abschaffung.

Eine ähnliche Begrenzung gilt auch an den Realschulen, an denen es bis 2012 maximal 48 Eingangsklassen geben durfte. Diese Deckelung ist aber weniger umstritten als die der Gymnasien, da die 21 städtischen Realschulen nur drei staatlichen gegenüberstehen. Gleichwohl will die CSU auch dieses Limit vollständig aufheben.

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