Werder-Präsident Fischer in Bremen:Protest mit dem Parteibuch

Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer

Werder-Bremen-Präsident Klaus-Dieter Fischer beim Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen am 21. Dezember 2013 in Bremen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Das hochverschuldete Bremen hat eine neue Einnahmequelle entdeckt: Die Deutsche Fußball-Liga. Sie soll, wenn es nach einem Beschluss von SPD und Grünen geht, in Zukunft für jedes Bundesligaspiel den Polizeieinsatz am Stadion bezahlen. Werder-Präsident Fischer reagiert energisch.

Von Marc Widmann, Hamburg

Den Fußballklub Werder Bremen ziert seit Ewigkeiten ein grünes Emblem. Politisch betrachtet führt die Farbe jedoch in die Irre, da gilt Werder als knallroter Klub. Schon Willy Brandt, der verehrteste SPD-Kanzler aller Zeiten, war ein treuer Fan, sein Sohn Matthias ist heute Werder-Botschafter.

Verbürgt ist die schöne Anekdote, wie Willy Brandt einmal mit dem Werder-Manager Willi Lemke beschloss, gemeinsam eine Flasche Champagner zu leeren, sollte der Manager der verhassten Münchner Konkurrenz scheitern, ein gewisser Uli Hoeneß. Es kam nicht dazu. Lemke machte stattdessen wieder Politik und wurde Bildungssenator für die SPD. Rot-weiß Werder.

In diesen Tagen jedoch wird die Liebe von Partei und Profiklub auf eine harte Probe gestellt, aus einem Freundschaftsspiel ist ein Duell geworden, in dem auch die Blutgrätsche zum Einsatz kommt. Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer, seit 50 Jahren Sozialdemokrat, schickte unlängst sein rotes Parteibuch per Post zurück und zur Sicherheit schon mal ein Fax vorneweg: "Hiermit trete ich mit sofortiger Wirkung aus der SPD aus."

Werder Bremen und die SPD: Erkaltet da eine jahrzentealte Liebe?

Er hatte es eilig. Der 73-Jährige fühlte sich grob gefoult, "ausgerechnet", wie er schrieb, von seiner Bremer SPD und deren "mangelnder Wertschätzung gegenüber einem der wenigen Leuchttürme, die dieses Land insbesondere auch nach außen repräsentieren". Dramatisch klang das. Erkaltet da eine jahrzehntealte Liebe?

Den ganzen Ärger hat ein Beschluss der SPD zusammen mit den Grünen in der Bremer Bürgerschaft entfacht. In Zukunft, fordern die Bremer Genossen, solle die Fußballbranche für jedes Bundesligaspiel quasi einen Gebührenbescheid erhalten, eine Rechnung für den Polizeieinsatz am Stadion. Schließlich hätten die Einsätze allein bei den Bremer Heimspielen in der vergangenen Saison 2,8 Millionen Euro gekostet, bezahlt von einer klammen Stadt, während die Vereine gewaltige Einnahmen kassierten.

"Wir haben das seriös geprüft, die rechtliche Lage ist ziemlich eindeutig", behauptet SPD-Fraktionschef Björn Tschöpe. "Die spannende Frage ist, ob wir die gesamten Kosten bekommen oder nur einen Teil." Dann beeilt sich Tschöpe zu versichern, dass er ebenfalls Werder-Fan sei. Er wisse noch genau, wo er immer stand, als Schüler auf den Stehplätzen des Weserstadions. Inzwischen sollte er dort etwas aufpassen.

Das verschuldete Land braucht Geld

Bremen ist hoch verschuldet, mit größter Mühe konnte die SPD kürzlich 40 000 Euro zusammenkratzen, damit der Notruf für vergewaltigte Frauen nicht stillgelegt wird. Es muss Geld her, und die Partei will es sich von der DFL holen, der Deutschen Fußball-Liga, die offiziell die Spiele veranstaltet.

Bis Ende Juni prüft der Bremer Senat jetzt, welche Gesetze geändert werden müssen, um die Kosten eintreiben zu können, übrigens auch von anderen "gewinnorientierten Großveranstaltungen" wie Rockkonzerten. SPD-Mann Tschöpe glaubt: Wenn es hier klappt, würden auch andere Bundesländer nachziehen. "Die sitzen im Moment alle noch in den Büschen und warten ab."

Nur die DFL nicht. Die hat schon angekündigt, sich "mit allen juristischen Möglichkeiten bis hin zum Bundesverfassungsgericht zu wehren", wie Liga-Präsident Reinhard Rauball sagte. Er ist auch SPD-Mitglied. Noch.

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