Baden-Württemberg:Petition gegen "Akzeptanz sexueller Vielfalt" im Unterricht

Gymnasium in Niedersachsen

Die Unterstützer einer Online-Petition wollen nicht, dass Schüler im Unterricht ausführlich über Homosexualität sprechen (Symbolbild)

(Foto: dpa)

Thomas Hitzlsperger hat gerade große Anerkennung für sein Coming-out erhalten. In Baden-Württemberg wehren sich unterdessen Eltern, Schüler und Lehrer gegen eine Festschreibung von "Akzeptanz sexueller Vielfalt" im staatlichen Bildungsplan. Eine Online-Petition hat fast 65.000 Unterstützer.

Während der ehemalige Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger für sein Coming-out gefeiert wird, ist in Baden-Württemberg eine Debatte über den Umgang mit sexueller Vielfalt im Schulunterricht entbrannt. Mit einer Online-Petition wollen Zehntausende Bürger verhindern, dass Homosexualität, Transsexualität, Bisexualität und andere Lebensformen künftig ausführlicher im Unterricht behandelt werden.

Auslöser sind Pläne der grün-roten Landesregierung, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festzuschreiben. Die Initiatoren sprechen von einer "Ideologie des Regenbogens". Die Pläne zielten "auf eine pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung an den allgemeinbildenden Schulen", kritisieren die bisher knapp 65.000 Unterzeichner der Petition.

Die Grünen kritisierten, viele Kommentare auf der Petitionsseite ließen auf "ein erschütterndes Maß an Homo- und Transphobie" schließen. In der Petition selbst heißt es: "Wir unterstützen das Anliegen, Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle nicht zu diskriminieren. Bestehende Diskriminierung soll im Unterricht thematisiert werden. (D)er Aktionsplan schieß(t) jedoch über das Ziel der Verhinderung von Diskriminierung hinaus."

Lehrkräfte sollten die nächste Generation mit dem Anspruch, sämtliche "LSBTTIQ-Lebensstile" (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer) seien der Ehe zwischen Mann und Frau gleichzustellen, an eine neue Sexualethik heranführen, befürchten die Unterzeichner.

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Initiator

Die baden-württembergischen Regierungsparteien sehen das anders. Es sei wichtig, die Schule zu einem Ort der Vielfalt und Akzeptanz zu machen, sagte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand. Ähnlich äußerte sich Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: "Die SPD steht für eine offene und tolerante Gesellschaft. Die jetzige Onlinepetition birgt den Geist massiver Intoleranz und ist pädagogisch wie politisch unterste Schublade."

Die Petition hatte dem Verfasser eine Strafanzeige wegen Verunglimpfung einer bestimmten Personengruppe und Volksverhetzung eingetragen - inzwischen ist diese aber wieder vom Tisch, wie die Stuttgarter Zeitung meldet. Die Prüfung habe ergeben, dass die Äußerungen von der Meinungsfreiheit umfasst seien, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Tübingen dem Blatt.

Anhängig soll demnach jedoch noch eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Regierungspräsidium Karlsruhe sein. Die Beschwerdeführer werfen dem Initiator der Petition - einem Lehrer - vor, er verbreite falsche Inhalte und verstoße gegen das Mäßigungsgebot der Beamten, schreibt die Stuttgarter Zeitung. Fraglich sei auch, ob er die Loyalität zu seinem Dienstherrn wahre. Nun werde geprüft, ob ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden solle, sagte der Sprecher des Regierungspräsidiums dem Bericht zufolge.

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