Felix Neureuther beim Slalom von Adelboden:Runter vom Gas

Alpine Skiing World Cup in Adelboden

"Vielleicht kommt jetzt etwas Ruhe rein": Felix Neureuther

(Foto: dpa)

Felix Neureuther fädelt beim Slalom in Adelboden in aussichtsreicher Position ein - und muss seinem Rivalen Marcel Hirscher den Sieg überlassen. Neureuther gewinnt dem Missgeschick aber auch Positives ab.

Von Johannes Knuth

Felix Neureuther war mäßig begeistert. "Nichts Besonderes" sei dieser erste Durchgang beim Slalom in Adelboden gewesen, ganz "ohne Risiko". Neureuther war zuletzt damit beschäftigt gewesen, allerlei Historisches zu vollbringen, am Samstag hatte er den Riesenslalom in Adelboden gewonnen, als erster Deutscher nach fast 41 Jahren, und nach so einer Tat, befand Neureuther, "muss man auch wieder runter gehen vom Gas."

Das hinderte den 29-Jährigen allerdings nicht daran, sich beim Slalom am Sonntag nach dem ersten Durchgang als Zweitbester ins Klassement einzureihen - hinter den Schweden Mattias Hargin, vor dem Österreicher Marcel Hirscher, den großen Meister der Slalom-Zunft.

Runter vom Gas?

Neureuther startete mutig in den zweiten Durchgang, er verlor wenig Zeit. Als er in den Steilhang einbog, wackelte Hirschers Bestmarke. Dann setzte der 29-Jährige einen Schwung zu früh an, kurz darauf war sein Rennen beendet. Hirscher schnappte sich den Sieg, seinen 25. Podestplatz im Slalomweltcup, dazu die Führung im Gesamtweltcup. Fritz Dopfer war als 14. bester Deutscher. Und Felix Neureuther sagte: "Vielleicht tut es ja ganz gut, dann kehrt wieder ein ein bisschen Ruhe ein nach der ganzen Aufregung."

Es war einiges eingeprasselt auf Neureuther in den vergangenen Tagen. Vor fünf Tagen hatte er in Bormio den Nachweis erbracht, dass er nach diversen Prellungen und Daumenverletzungen wieder Slalomrennen gewinnen kann, damit hatten sie beim Deutschen Skiverband gerechnet. Am Samstag dann der Sieg auf dem knackigen Riesenslalom-Pacours in Adelboden, davon hatten sie höchstens geträumt.

Max Rieger, Neureuthers Vorgänger als vorerst letzter deutscher Riesenslalom-Sieger, hatte den Segen erteilt, der Felix, sagte der Max, sei ein "würdiger Nachfolger." Die Chronisten texteten die Geschichtsbücher um, Killy, Schranz, Stenmark, sie alle hatten auf dieser Piste in Adelboden gewonnen, zudem Girardelli, Tomba, Maier, Raich - und jetzt eben Felix Neureuther.

Ultimatum nach der Heim-WM

Wolfgang Maier, Sportdirektor des DSV bettete die Ereignisse in den ganz großen Kontext ein. Der Sieg erinnere ihn an eine Episode nach der Heim-Weltmeisterschaft 2011, sagte Maier. Neureuther, das große Talent, sollte damals Gold im Slalom erringen, stattdessen fädelte er ein, kullerte den Hang hinunter und schied aus. Maier stellte Neureuther daraufhin ein Ultimatum: "Entweder Felix kommt jetzt in die Mannschaft und arbeitet im Team, oder die Familie Neureuther muss einen eigenen Trainer finanzieren." Neureuther entschied sich offenbar für Ersteres.

Nach Maiers Ultimatum näherten sich die Familie Neureuther und der DSV wieder an, "in den Philosophien, wie man Erfolge erzielen kann", sagte Maier. Hinzu komme ein Stefan Luitz, ein Fritz Dopfer, kurzum, ein Umfeld, sagt Maier, in dem Neureuther nicht mehr tun und lassen kann, was er möchte.

Am Sonntag konnten auch ein Stefan Luitz (wurde 44. ) und ein Fritz Dopfer den Ausfall von Neureuther nicht kompensieren. Neureuther selbst blieb lediglich die banale Erkentnis: "Abhaken", neue Chance am kommenden Wochenende in Wengen. Und wieder rauf aufs Gas.

Mit Material vom sid und dpa.

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