Weltbild-Pleite:Hugendubel fürchtet den Insolvenz-Strudel

Weltbild-Pleite: Kunden in einer Hugendubel-Filiale in der Münchner Innenstadt

Kunden in einer Hugendubel-Filiale in der Münchner Innenstadt

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Buchhändler Hugendubel tritt selbständig auf, ist aber über eine Holding mit Weltbild verbunden - und hat nun Angst, mit dem Verlag unterzugehen. Dabei wollte das Familienunternehmen aus München die Liaison Mitte Februar lösen.

Von Katja Riedel

Der Name Hugendubel ist eine echte Marke. Mit 77 Filialen an 48 deutschen Standorten ist sie mittlerweile so etwas wie das Gesicht des Buchhandels im Ladengeschäft. Doch das Familienunternehmen, hinter dem die Geschwister Nina und Maximilian stehen, hat spätestens seit Freitag ein massives Problem: Denn obwohl die Marke selbstständig auftritt, ist sie seit 2007 Teil eines großen Verbundes, der DBH Buch Handels Gesellschaft. Eine Hälfte gehört den Hugendubels - und die andere dem Weltbild-Verlag, dessen Geschäftsführung am vergangenen Freitag beim Augsburger Amtsgericht Antrag auf Insolvenz gestellt hat.

Die DBH ist vor allem eine Finanzholding, unter deren Dach die unterschiedlichen Gesellschaften des katholischen Weltbild-Verlages und von Hugendubel vereinigt sind. Ein Verbund, aus dem sowohl Weltbild als auch die Hugendubels seit einigen Monaten heraus wollten. Geplant war laut Weltbild-Sanierungsgutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, diese Spaltung zum 31. Januar zu vollziehen.

Dieser Plan war bisher nur den Geschäftsführern von Hugendubel sowie den Verantwortlichen bei Weltbild bekannt. Hugendubel, so steht es zumindest in dem Gutachten, wollte im Gegenzug 23 Millionen Euro der Weltbild-Verbindlichkeiten übernehmen. Das hätte der Augsburger Verlag gut gebrauchen können, um seine Schulden in Höhe von 190 Millionen Euro zu stemmen.

Ein Hugendubel-Sprecher bestätigte am Sonntag zwar nicht die Summe von 23 Millionen. Er bestätigte aber, dass der Buchhändler Überlegungen in Richtung Abspaltung angestrengt habe. Das Unternehmen habe so geplant, "das eigene Markenprofil weiter zu schärfen".

Trennung als Notlösung

Doch tatsächlich, so geht aus den internen Unterlagen hervor, war die Trennung eine Art Notlösung. Sie sollte wohl verhindern, was nun passiert ist. Nämlich dass Hugendubel in die Weltbild-Turbulenzen hineingezogen werden könnte. Noch am Freitag war die Spaltung auf Mitte Februar terminiert. Nun sind all diese Pläne erst einmal obsolet.

Völlig unklar ist, inwieweit Hugendubel durch die Verflechtung mit Weltbild Schaden nehmen könnte - etwa, inwieweit der Weltbild-Anteil an der DBH zur Insolvenzmasse zählt. Offiziell gab sich die Geschäftsführung am Wochenende zuversichtlich und betonte, dass das Geschäft nicht tangiert werde. Einkauf, Bestellung und Logistik würden von Hugendubel unabhängig von München aus organisiert. Eine Insolvenz von Weltbild habe man "rein vorsorglich" bereits in die Überlegungen einbezogen. "Wir sind seit Freitag bereits in intensiven Gesprächen mit unseren Geschäfts- und Finanzierungspartnern", sagte der Hugendubel-Sprecher.

Denkbar wären für die Zukunft der DBH mehrere Szenarien. Eines davon könnte sein, dass Hugendubel bei den Gläubigern eine Entflechtung durchsetzen kann - sicherlich nicht kostenlos. Eine andere, größere Lösung könnte sein, dass sich Hugendubel mit einem anderen Buchhändler zusammenschließt, um größere Anteile des Weltbild-Geschäftes zu kaufen. Wie Weltbild setzt Hugendubel stark auf die Digitalisierung des Buchhandels.

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