Pille danach:Ideologie statt Argument

Den konservativen Gesundheitsexperten der Union kommt das Ergebnis des Sachverständigenausschusses ungelegen. Sie wollen die rezeptfreie Abgabe der "Pille danach" verhindern - obwohl sie eine große Chance ist.

Ein Kommentar von Christina Berndt

Tagtäglich muss vermeintliche Wissenschaft an Stammtischen und in Büros dafür herhalten, die jeweils eigene Meinung zu untermauern. Dann werden "Studien" angeführt, die die gewünschte Ansicht unangreifbar machen sollen.

Ähnlich verhält es sich, wenn CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn und Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die rezeptfreie Abgabe der "Pille danach" weiter verhindern wollen, wegen der angeblichen Nebenwirkungen.

Die Argumentation ist rein ideologisch motiviert, weil die Verhütung nach ungeschütztem Sex gemäß konservativer Meinung eben nicht zu einfach sein darf. Spahn und Huml kommt der "Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht" ungelegen, der nun für die Abgabe der Pille ohne Rezept votiert - eben weil die Gefahr von Nebenwirkungen so gering ist.

Bei der "Pille danach" geht es ganz klar um Notfälle, nicht um eine strategische Verhütungsmethode für nachlässige Frauen. Ein möglichst leichter Zugang könnte viel Leid verhindern - nicht nur, weil die Pille am besten wirkt, wenn sie rasch eingenommen wird.

Je höher die Hürde ist, desto eher werden Frauen auf das Prinzip Hoffnung setzen, es möge schon nichts passieren. In Schweden und Großbritannien ist die Zahl der Abtreibungen gesunken, seit es die "Pille danach" ohne Rezept gibt. Diese Chance sollte sich Deutschland nicht entgehen lassen.

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