Konsequenz aus Wahlskandal:ADAC stellt "Gelben Engel" in Frage

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Bei der jüngsten Preisverleihung des ADAC: Der Klub stellt den Autopreis "Gelber Engel" jetzt ein. (Foto: dpa)

Bisher war die Verleihung des "Gelben Engels" eine aufwendig inszenierte Gala - zuletzt noch vor wenigen Tagen. Die soll es künftig nicht mehr geben, wie ein ADAC-Sprecher mitteilt. Der Präsident des Vereins sieht nach einem Medienbericht sogar überhaupt keine Zukunft mehr für den Preis.

Beim "Gelben Engel" muss sich etwas ändern, das steht für den ADAC fest. Doch dazu, wie es mit dem Preis nach dem Skandal um manipulierte Teilnehmerzahlen bei der Leserwahl weiter gehen soll, gibt es unterschiedliche Angaben.

ADAC-Präsident Peter Meyer ist so zu verstehen, als wolle er die Kür der Lieblingsautos der Deutschen komplett abschaffen. "Wir denken im Moment überhaupt nicht darüber nach, ob wir so etwas ähnliches wieder machen wollen", sagte er der Branchenzeitung Automobilwoche. "Hat der Gelbe Engel noch eine Zukunft? Sicherlich nein, er hat keine Zukunft. Das war ein Totalschaden", sagte Meyer dem Blatt. Der ADAC werde sich künftig wieder auf seine Kernkompetenzen besinnen, um Vertrauen zurückzugewinnen.

Ein Sprecher des Vereins ging nicht ganz so weit. Die aufwendige Veranstaltung in der prächtigen Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz, wie sie zuletzt in der vergangenen Woche stattgefunden hatte, solle es künftig definitiv nicht mehr geben, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Ob und in welcher Form es den Preis in Zukunft noch geben wird, sei jedoch noch nicht entschieden.

Die Zukunft des "Gelben Engels" steht in Frage, nachdem der inzwischen geschasste ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter zugegeben hatte, die Leserwahl manipuliert zu haben. Er hatte die Teilnehmerzahlen verzehnfacht. Ramstetter hatte das ADAC-Magazin Motorwelt geleitet - Deutschlands Zeitschrift mit den meisten Lesern. Nach der gerade veröffentlichten Media-Analyse kommt sie auf eine Reichweite von 15,74 Millionen Menschen (ab 14 Jahre).

Zunächst hatte der ADAC die Manipulationsvorwürfe vehement zurückgewiesen. Auch aus der Autobranche gibt es daraufhin heftige Kritik: Bosch-Chef Volkmar Denner warf dem Club einen schlechten Umgang mit den Manipulationen vor. "Ich war enttäuscht, muss ich ganz ehrlich sagen. Zutiefst enttäuscht", sagte Denner in Stuttgart. Bosch war 2014 mit einem "Gelben Engel" in der Kategorie "Innovation und Umwelt" für eine Motorrad-Stabilitätskontrolle ausgezeichnet werden.

Politiker fordern mehr Transparenz beim ADAC

Als Reaktion auf den Skandal hat Meyer auch ein Reformprogramm für den Autoklub versprochen. Er werde der Hauptversammlung im Mai Vorschläge unterbreiten, "die dauerhaft für mehr Offenheit, höhere Transparenz und direktere Mitgliedereinbindung sorgen sollen", sagte Meyer in einer persönlichen Erklärung. Der Autoklub nehme die aktuelle Kritik sehr ernst - "auch wenn diese manchmal sehr pauschal war".

Unmittelbar vor Meyers Erklärung hatte es weitere Forderungen aus der Politik nach mehr Transparenz beim ADAC gegeben. Justiz- und Verbraucherschutzminister Heiko Maas forderte Mindeststandards für Prüfverfahren. Er hoffe, dafür keine gesetzliche Regelung zu benötigen. "Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, dass man das mit den Organisationen auch unterhalb der Gesetzgebungsschwelle erreichen kann", sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.

Auch die politische Rolle des ADAC muss nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), auf den Prüfstand. In der vergangenen Wahlperiode sei der Club bei fünf Expertenanhörungen des Ausschusses dabei gewesen. "Da ist auch Vertrauen angeknackst." Der SPD-Politiker verwies darauf, dass der ADAC etwa für eine Freigabe des deutschen Fernbusmarkts eingetreten sei und nun zusammen mit der Post Fernbuslinien anbiete. "Da gibt es eine Verquickung. Das müssen wir uns politisch sicherlich anschauen, welchen Stellenwert er in Zukunft haben wird bei Anhörungen", sagte Burkert.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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