Insolventes Medienhaus:Kirche hilft Weltbild und Hugendubel

Insolventes Medienhaus: Hilfe aus der Kirchenkasse: Die Bistümer München-Freising und Augsburg wollen den insolventen Weltbild-Verlag mit 35 Millionen Euro unterstützen.

Hilfe aus der Kirchenkasse: Die Bistümer München-Freising und Augsburg wollen den insolventen Weltbild-Verlag mit 35 Millionen Euro unterstützen.

(Foto: imago stock&people)

Die Insolvenz von Weltbild ist für andere Unternehmensteile und Partner wie Hugendubel bedrohlich. Nun preschen die Bistümer München-Freising und Augsburg vor - sie planen nach SZ-Informationen eine ungewöhnliche Rettungsaktion.

Von Katja Riedel

Die Bistümer München-Freising und Augsburg planen eine Rettungsaktion, um den Weltbild-Verlag und seinen Partner Hugendubel vor schwerwiegenden Folgen der Weltbild-Insolvenz zu schützen. Die beiden Bistümer wollen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung insgesamt 35 Millionen Euro investieren, um Tausende Arbeitsplätze bei Weltbild und Hugendubel zu erhalten.

Der Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz benötigt bis zu diesem Freitag dringend Geld, wenn nicht weitere Firmenteile oder Partner des Medienhauses in Gefahr geraten sollen. Alleine 15 Millionen Euro braucht Geiwitz, um den Betrieb der Weltbild GmbH aufrechtzuerhalten. Weitere 20 Millionen Euro sind für die Fortführung der Deutschen Buch Handels GmbH (DBH) nötig. Über die DBH ist Weltbild direkt mit dem deutschlandweit tätigen Buchhändler Hugendubel verbunden: Beide Unternehmen halten 50 Prozent. Bei der DBH sind 3100 Arbeitsplätze bedroht. Hugendubel selbst hat 1700 Mitarbeiter und betreibt an 48 deutschen Standorten 77 Filialen. Von der Weltbild-Insolvenz betroffen sind derzeit 2200 Mitarbeiter in Augsburg.

Aufgrund der engen Verflechtung der Unternehmen Weltbild und Hugendubel in der DBH könnten weitere Schwierigkeiten der Weltbild GmbH schwerwiegende Folgen für den Partner nach sich ziehen. Geplant ist nun nach SZ-Informationen, Hugendubel aus diesem engen Verbund herauszulösen und mithilfe der Banken und der Kirche ein Sanierungskonzept für die DBH durchzusetzen.

Verwunderung bei der Bischofskonferenz über die Münchner

Das Erzbistum München-Freising hat bereits in dieser Woche 20 Millionen Euro aus dem Vermögen freigemacht. Eine erste Tranche soll offenbar noch in dieser Woche angewiesen werden. Hierfür verlangt das Erzbistum von Hugendubel Sicherheiten. Diese sollen in wenigen Wochen wieder wegfallen, sobald die Kirche das DBH-Sanierungskonzept geprüft hat und die restliche Summe überweist. Das Bistum Augsburg plant, einen Massekredit in Höhe von 15 Millionen Euro an die Insolvenzverwaltung zu geben.

Diesem Gesamtkonzept sollen die Banken, viele von ihnen auch Gläubiger von Weltbild, bereits in dieser Woche zugestimmt haben. Unklar ist, ob Hugendubel einen Investor mitbringt, mit dessen Hilfe das Unternehmen größere Anteile der DBH übernehmen könnte. Bei ihrem Zusammenschluss unter dem Dach der DBH 2006 hatten Weltbild und Hugendubel vereinbart, dass bei einer Insolvenz eines Partners der andere die Anteile einziehen könnte, was einem Vorkaufsrecht gleicht.

In den Reihen der deutschen Bischöfe hat der Umgang mit der Weltbild-Insolvenz in den vergangenen Wochen immer wieder für Streit gesorgt. Während vor allem München zu einer schnellen Lösung gedrängt haben soll, herrscht offenbar auch bei der Deutschen Bischofskonferenz Verwunderung über den Alleingang der Münchner. Kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz hatten sich die Bistümer bereiterklärt, 65 Millionen Euro bereitzustellen, um Folgen für Mitarbeiter abzufedern.

Unterdessen gibt es erste personelle Konsequenzen in der Geschäftsführung von Weltbild: Nach nur knapp drei Monaten verlässt der Sanierungsspezialist Josef Schultheis den Verlag wieder.

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