Spielabbruch in Schweden:Fans von Union Berlin randalieren in Stockholm

Djurgardens IF vs Union Berlin friendly soccer match

Szenen, die keiner braucht: Ein Polizist verfolgt einen Fan in Stockholm bei der Partie zwischen Union Berlin und Djurgardens IF.

(Foto: dpa)

Fans des Berliner Zweitligisten stürmen bei einer Test-Partie gegen den schwedischen Erstligisten Djurgardens IF den Platz und sorgen für Tumulte im Stadion. Grund für die Ausschreitungen ist offenbar eine Provokation aus dem Block der Gastgeber.

Raketen und Böller flogen, gewaltbereite Chaoten aus beiden Lagern stürmten auf den Rasen, und die Polizei bekam die Situation kaum in den Griff: Schwere Krawalle haben am Samstag in Stockholm zum Abbruch des Testspiels zwischen Union Berlin und dem schwedischen Erstligisten Djurgardens IF geführt. Die Verantwortlichen des Zweitligisten aus der Hauptstadt kündigten nach dem Fehlverhalten ein hartes Durchgreifen gegen die mutmaßlichen Täter an.

"Wir haben erlebt, wie Dummheit sehr vielen Menschen ein lang ersehntes Erlebnis zerstört hat. Auf eine dumme Provokation folgte eine dumme Reaktion, sodass die Partie in einem Desaster endete", sagte Unions Präsident Dirk Zingler: "Sollten Straftäter ermittelt werden können, werden wir sie unseren Möglichkeiten entsprechend zur Verantwortung ziehen."

Bereits vor dem Anpfiff stürmten etwa 100 Fans der Köpenicker auf den Platz, nachdem im Block von Djurgardens ein Fan-Transparent des BFC Dynamo entrollt worden war. Der ehemalige Stasi-Klub BFC ist Unions Erzfeind aus DDR-Zeiten und gilt bis heute als verhasst. Offenbar waren BFC-Anhänger mit nach Schweden gereist und hatten sich angeblich mit den Gastgebern verbrüdert, um die "Eisernen" zu provozieren.

Nachdem die Berliner, die von 1000 überwiegend friedlichen Anhängern begleitet wurden, den noch leeren Platz betreten hatten und in Richtung Mittellinie stürmten, flog Pyrotechnik aus dem schwedischen Block auf den Kunstrasen. Später landeten Raketen auch inmitten der Berliner Anhänger, die daraufhin selbst Bengalos zündeten.

Die Polizei konnte gerade noch verhindern, das beide Lager aufeinandertrafen und es vor der Begegnung zu einer wüsten Massenschlägerei kam. "Wir verurteilen dieses Verhalten in aller Deutlichkeit! Jeder einzelne daran Beteiligte muss sich bewusst sein, dass er seinem Verein großen Schaden zugefügt hat", sagte Zingler.

Nachdem das Spiel mit 45 Minuten Verspätung angepfiffen worden war, kam es auch während der Begegnung vor 8000 Zuschauern auf den Rängen immer wieder zu Scharmützeln und Übergriffen. Als das BFC-Plakat Mitte der zweiten Hälfte erneut gezeigt wurde und der Ausgleichstreffer (69.) gefallen war, eskalierte die Situation endgültig.

Es kam wegen des massiven Abbrennens von Pyrotechnik beim Stand von 1:1 in der 73. Minute zum Abbruch der Begegnung. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball und beide Vereine sind dafür verantwortlich. Wir werden zu klären haben, wie es dazu kommen konnte", sagte Djurgardens Sportdirektor Bosse Andersson. Durch das Abbrennen der Feuerwerkskörper war es im nagelneuen Stadion bei geschlossenem Dach zu einer erheblichen Rauchentwicklung gekommen, und an ein Weiterspielen nicht mehr zu denken. Zudem waren erneut schwedische Randalierer auf das Spielfeld gestürmt, auch Polizeibeamte wurden massiv attackiert. Mindestens drei Beamte sollen nach schwedischen Medienangaben verletzt worden sein, auch ein deutscher Fan kam im Stadion zu Schaden.

Djurgardens IF hat seit Jahren große Probleme mit seinen Fans. Im Vorjahr mussten beim elfmaligen schwedischen Meister sogar Trainer und Präsident nach massiven Bedrohungen durch Hooligans zurücktreten. Am Samstagabend gab es in Stockholm nach Informationen der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter gegen 22.00 Uhr zudem noch eine wüste Schlägerei mit etwa 100 Fußballanhängern aus beiden Lagern.

Für Union kommen die schlimmen Vorfälle zur Unzeit. Eigentlich gilt die volle Konzentration des Teams von Trainer Uwe Neuhaus dem ersten Pflichtspiel des Jahres in knapp zwei Wochen gegen Dynamo Dresden. Der Tabellenfünfte träumt noch vom erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: