Rettungspläne für Weltbild:Kirche streitet mit Hugendubel

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Weltbild-Mitarbeiter demonstrieren für den Erhalt von Job und Verlag. (Foto: David Ebener/dpa)

Die Kirche will Hugendubel nach der Weltbild-Insolvenz mit 20 Millionen Euro unterstützen - nach SZ-Informationen will der Buchhändler jedoch eine wichtige Bedingung der Kirche nicht erfüllen.

Von Katja Riedel

Die Rettung schien bereits eine ausgemachte Sache zu sein - doch jetzt steht völlig überraschend die Zukunft der DBH Buch Handels GmbH mit ihren Töchtern Hugendubel, Weltbild Plus und Jokers wieder auf der Kippe. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es Streit zwischen Maximilian Hugendubel und dem Erzbistum München-Freising über die Umsetzung des Rettungsplans. Dieser war durch die Insolvenz der Weltbild GmbH nötig geworden. Am Ende könnte der Konflikt damit enden, dass das Erzbistum als einer von 14 kirchlichen Weltbild-Gesellschaftern statt der vereinbarten 20 nurmehr zehn Millionen Euro an Hugendubel überweist.

Mit dem Geld will Hugendubel das eigene Geschäft von dem Verbund abspalten und damit sein Unternehmen aus der Schusslinie nehmen. Eine Abspaltung hatte Hugendubel schon vor der Weltbild-Insolvenz betrieben. Zehn Millionen Euro von der Kirche wären jedoch zu wenig für die Hugendubels, denn deren Banken, die dem Sanierungskonzept grundsätzlich zugestimmt haben, sollen diese 20 Millionen Euro dringend verlangen. Ein Hugendubel-Sprecher sagte, dass weiterhin 20 Millionen Euro der Kirche im Raum stünden.

Tausende bedrohte Arbeitsplätze

Weltbild und Hugendubel sind miteinander eng verwoben. Die insolvente Weltbild GmbH ist zu 50 Prozent an der DBH beteiligt, die andere Hälfte gehört der Familie Hugendubel. Die DBH ist einer der größten Buchhändler Deutschlands. Unter dem Dach der Finanzholding haben beide ihre Buchläden vereinigt. 3300 Mitarbeiter arbeiten für die DBH. Durch die Pleite der Weltbild GmbH, in der das Katalog- und das Onlinegeschäft des Buchhändlers angesiedelt sind, könnten Folgeinsolvenzen drohen - und vor allem die DBH und ihre Töchter, also auch Hugendubel, gelten als gefährdet.

Um diese Folgen zu vermeiden und zu verhindern, dass noch mehr Arbeitsplätze bedroht sind als ohnehin schon, hatte das Erzbistum München-Freising nach einer Lösung gesucht, wie es Hugendubel und damit auch Weltbild und deren von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeitern helfen kann. Zehn Millionen Euro hat die Kirche den Hugendubels kurzfristig und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

Um auch die zweite Tranche in gleicher Höhe in wenigen Wochen auszuzahlen, hat die Kirche sich nach SZ-Informationen aber doppelt abgesichert. Sie verlangt einerseits einen detaillierten schriftlichen Restrukturierungsplan, aber auch ein ganz bestimmtes Vorgehen: Maximilian Hugendubel soll nicht nur seinem Unternehmen und damit seinen Mitarbeitern helfen, sondern der gesamten Weltbild-Gruppe. Dazu ist vereinbart, dass Hugendubel auch Filialen von Weltbild Plus übernimmt und weiterführt.

Kirche will angeschlagenes Image verbessern

Von diesem Plan soll Hugendubel nun überraschend abgewichen sein. Er wolle nun darauf verzichten, die Weltbild Plus-Filialen zu übernehmen, soll er kurzfristig mitgeteilt haben. Für die Kirche ist es jedoch unverzichtbar, auch Weltbild zu helfen. Sie hat vor allem im Blick, ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen und damit ihr angeschlagenes Image wieder aufzupolieren. Dringend will man den Eindruck vermeiden, einem einzelnen Unternehmer und langjährigen Partner zu helfen und Weltbild im Stich zu lassen. Am Mittwoch versuchten beide Seiten, zu einer Lösung zu kommen.

Insider halten die Idee, die Weltbild-Plus-Filialen unter dem Namen Hugendubel weiterzuführen, ohnehin für gewagt. Erfahrungen aus anderen Branchen haben gezeigt, dass Kunden nur bedingt mitgenommen werden können. Branchenkenner sehen die Zukunft des Buchhandels vor allem im digitalen Geschäft. Zudem sähe mancher in einer Planinsolvenz der DBH eine große Chance: sich von zu großen Flächen in sehr teuren Lagen problemlos trennen zu können, auf ein vernünftiges Maß zu schrumpfen und die einzelnen Firmen aus der DBH zu entflechten. Unkalkulierbar wären jedoch die Schäden für die Marken der einzelnen Firmen.

© SZ vom 30.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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